CREDIT SUISSE

Ohne Mehrwert

Zwei Monate Corona-Pause und die Credit Suisse restrukturiert weiter. 100 Mill. sfr will die Bank in ihrem Heimatmarkt einsparen: Ein Viertel aller Filialen wird geschlossen, bis zu 500 Mitarbeiter abgebaut, Kosten auf allen Ebenen gesenkt. Diese...

Ohne Mehrwert

Zwei Monate Corona-Pause und die Credit Suisse restrukturiert weiter. 100 Mill. sfr will die Bank in ihrem Heimatmarkt einsparen: Ein Viertel aller Filialen wird geschlossen, bis zu 500 Mitarbeiter abgebaut, Kosten auf allen Ebenen gesenkt. Diese Einschnitte sind Teil des bereits mit dem Halbjahresergebnis Ende Juli kommunizierten neuen Kostensparziels von 400 Mill. sfr. Es ist nicht weniger ehrgeizig als die schon in der Ära Tidjane Thiam vorgenommenen Kostenmaßnahmen. 2015 betrugen die operativen Kosten des Konzerns noch fast 21 Mrd. sfr, Ende 2019 waren es weniger als 17 Mrd. sfr.Auffallend kühl nahm indes die Börse die Ankündigung des neuen Sparkraftaktes auf. Gerade einmal knapp 6 % haben die Credit-Suisse-Aktien seit der ersten Ankündigung im Juli zugelegt – und das, obwohl das Halbjahresergebnis auch einige unbestreitbare Glanzpunkte aufwies. Doch die Investoren haben offensichtlich den Fokus längst von der Kosten- auf die Einnahmenseite verschoben. Und dort ist es erfahrungsgemäß weit schwieriger, nachhaltig Punkte zu sammeln.Dies wird nun auch in den Plänen zur jüngsten Restrukturierung im Schweizer Heimatmarkt deutlich. Im Oktober will die Credit Suisse Schweiz in Zürich ein neues Konzept für ihre 109 verbliebenen Geschäftsstellen im Land präsentieren. Es soll die Beratung ins Zentrum rücken. Zudem wird ein neues digitales Angebot versprochen, das den Kunden mehr Flexibilität bei niedrigeren Kosten bietet. Hand aufs Herz: Das ist nicht mehr als das, was die Kunden der Bank angesichts der massiven Filialschließungen erwarten dürfen.Neue Kunden zu gewinnen ist ungleich schwieriger, als Kosten zu senken. Eine der wenigen Schweizer Banken, die in den vergangenen Jahrzehnten substanziell Kunden gewinnen konnte, ist die genossenschaftliche Raiffeisen-Gruppe. Auch sie hat ihre Strukturen bereinigen müssen und durch zahlreiche Fusionen ihrer bislang selbständigen Genossenschaftsbanken eine Verkleinerung des Niederlassungsnetzes in Kauf genommen. Gleichzeitig drang die Raiffeisen-Gruppe jedoch in die Städte vor, wo sie mit ihrem positiven genossenschaftlichen Image viele frustrierte Kunden der Großbanken abholte.Die jüngste Übung der Credit Suisse hinterlässt nicht den Eindruck, als könnte sie diese entlaufene Klientel zurückgewinnen. Dafür fehlt der Bank nicht nur das Alleinstellungsmerkmal einer Genossenschaft, sondern auch ein Angebot, das den Kunden einen echten Mehrwert verspricht.