Ohne Schmerz geht es nicht
Klimaschutz tut weh. Um Treibhausgasemissionen zu begrenzen, müssen sie möglichst weltweit und in allen Wirtschaftssektoren mit einem Preis versehen werden, um Unternehmen und Privatleute zu einem sparsamen Verbrauch zu ermuntern, um nicht zu sagen: zu drängen. Der Preis für Emissionsrechte in der EU ist von geringem Niveau auf jetzt immerhin mehr als 25 Euro für jede Tonne Kohlenstoffdioxid gestiegen. Deutlich teurer müssen Emissionen in den kommenden Jahren aber noch werden, um den gewünschten Effekt zu erzielen, nicht nur in Europa – so weit, so bekannt.Grüne Anleihen tun hingegen niemandem weh. Wie der Vorstoß der KfW zeigt, werden sie zunehmend wie gewöhnliche Anleihen gehandhabt und sind für Investoren zu homöopathischen Abschlägen zu erwerben. Auf drei bis vier Basispunkte müssen Geldgeber beim Erwerb grüner Papiere im Rahmen einer Emission im Vergleich zu einer gewöhnlichen Anleihe ungefähr verzichten, schätzt die Förderbank. Auf der Aktivseite der Bilanz, im Kreditfördergeschäft, wird sich ein derart geringer Effekt kaum bemerkbar machen. Auch ohne grüne Anleihen finanziert die KfW bereits landauf, landab Vorhaben zur Energieeffizienz, günstig refinanziert dank Garantie durch den Bund. Wozu also grüne Anleihen?Gefragt nach dem Effekt der Instrumente, verweisen verantwortliche Manager auch bei der KfW daher auf indirekte Folgen: Ein Haus verändert sich demnach kulturell, wenn es sich mit Klimawandel befasst und entsprechende Projekte in den Blick nimmt. Auch andere Nachhaltigkeitsthemen – hinter dem Schlagwort ESG verbirgt sich bekanntlich ein bunter Strauß -gewinnen nach dieser Lesart dann an Aufwind. Zu den Emittenten in Deutschland zählen mit Commerzbank, DZ Bank und Berlin Hyp sowie dem Immobiliengeschäft von Volkswagen bereits wichtige Adressen jenseits der Förderbanken, und es dürften mehr werden. Die geplante Taxonomie der EU und Vorgaben zu grünen Anleihen werden das Segment ebenfalls weiter beflügeln – und der Gefahr von Etikettenschwindel hoffentlich wirksam begegnen.Käme ein politischer Kraftakt, könnten grüne Anleihen womöglich einen Beitrag dazu leisten, dass Kapital für Klimaschutzvorgaben rasch zur Verfügung stünde. Doch eine Transformation, die viele Akteure schmerzen würde, kann die Finanzbranche selbst nicht anstoßen. Bliebe eine politische Einigung aus, sähen grüne Anleihen allein auf dem Papier gut aus – was nicht wehtut, wirkt nicht.