Ohne Wertung
Das Misstrauensvotum weiter Teile des Aktionariats gegen die Führung der Deutschen Bank hallt nach. Das Institut will es nicht direkt bewerten.bn Frankfurt – Am Tag nach dem historischen Denkzettel der Aktionäre auf der Hauptversammlung hat die Deutsche Bank am Freitag eine direkte Bewertung des Abstimmungsergebnisses auf Anfrage vermieden. Vorstand und Vorsitzender des Aufsichtsrates hätten am Donnerstag deutlich gemacht, dass sie den Fokus auf die Umsetzung der neuen Strategie setzten, erklärte ein Sprecher, der zudem auf Äußerungen des Aufsichtsratsvorsitzenden Paul Achleitner verwies. Der hatte auf der Aktionärsversammlung erklärt, der Aufsichtsrat habe in seiner Sitzung am Vorabend “auch eine Reihe von Veränderungen in den Vorstandszuständigkeiten beschlossen, die die konsequente Umsetzung der Strategie 2020 unterstützen”.Achleitner hatte dem Führungsduo Jürgen Fitschen und Anshu Jain allerdings auch eine durchwachsene Bilanz bei der Umsetzung ihrer bisherigen Strategie attestiert. Wenige Stunden später wollten die Aktionäre Fitschen und Jain mit gerade noch jeweils 61 % der abgegebenen Stimmen entlasten. Die übrigen Vorstandsmitglieder schnitten nicht besser ab. Vor dem Wochenende blieb einstweilen offen, ob Deutsche-Bank-Vorstandschefs seit Inkrafttreten des Aktiengesetzes im Jahre 1937 schon einmal weniger Unterstützung im Aktionariat hatten. Zumindest was die Jahre bis 2002, in welches die Angaben auf der Website der Gesellschaft zurückreichen, angeht, ist die Quote von 61 % ein einmalig niedriger Wert, wenngleich zu beobachten ist, dass die Zustimmung schon seit Amtsantritt von Jürgen Fitschen und Anshu Jain Ende Mai 2012 stetig abnimmt (siehe Grafik).Im Dax 30 sucht das Misstrauensvotum weiter Teile des Aktionariats in der diesjährigen Hauptversammlungssaison ohnehin seinesgleichen. Wie eine Auswertung der Börsen-Zeitung ergeben hat, haben die Akklamationsquoten bei 26 anderen Dax 30-Konzernen jeweils jenseits von 99 % gelegen. Selbst die nach wie vor staatlich gestützte Commerzbank, in den vergangenen Jahren Garant für Kontroversen auf Aktionärsversammlungen, kam Anfang Mai auf 99,6 % Stimmen für die Entlastung des Vorstands. Adidas erreichte 97,6 %. Bayer und Deutsche Post haben die Aktionäre für kommenden Mittwoch geladen.In Marktkreisen herrscht Erstaunen über die schwache Rückendeckung für die Führung der Bank. Während mancherorts zu vernehmen war, nach diesem Signal könne der Aufsichtsrat nicht zur Tagesordnung übergehen, hieß es andernorts, die Entlastung durch die Anteilseigner müsse für das Kontrollgremium nicht der einzige Maßstab sein. Es komme auch darauf an, ob die Kunden noch zu den Co-Chefs hielten. Ungemach droht der Bank in jedem Fall noch durch den Vorstoß der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), eine Sonderprüfung anzuberaumen, welche feststellen soll, ob die Bank genügend Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten gebildet und aus der Vergangenheit auch organisatorisch angemessene Konsequenzen gezogen hat. In der Hauptversammlung wollten die Aktionäre die Initiative nur mit 14 % der abgegebenen Stimmen unterstützen. DSW-Vizepräsident Klaus Nieding hatte allerdings angekündigt, man werde in diesem Fall umgehend einen gerichtlichen Antrag auf Sonderprüfung beim Landgericht Frankfurt einreichen. Das dafür erforderliche Quorum von 1 % des Grundkapitals oder 100 000 Euro nominal habe man mit einem Nominalwert von 6,7 Mill. Euro weit übertroffen, sagte Nieding am Freitag der Börsen-Zeitung. Man werde den Antrag, welcher derzeit vorbereitet werde, nach Fertigstellung nochmals an die Deutsche Bank senden mit einer letzten Aufforderung, mit der DSW eine freiwillige Sonderprüfung zu vereinbaren. Sollte die Bank dazu weiter nicht bereit sein, werde der Antrag bei Gericht eingesetzt.