Kreditwirtschaft

OLB muss sich bei Degussa Bank gedulden

In der Konzernzentrale der OLB wartet man länger als gedacht auf den Abschluss der Degussa-Bank-Übernahme. Offenbar benötigen die Aufsichtsbehörden mehr Zeit für ihre Prüfungen.

OLB muss sich bei Degussa Bank gedulden

OLB muss sich bei Degussa Bank gedulden

Vollzug der Übernahme nun im ersten Quartal 2024 erwartet – Rekordgewinn im Visier

ste Hamburg

Die Oldenburgische Landesbank (OLB) muss sich mit dem Vollzug der im September 2022 angekündigten Übernahme der Degussa Bank länger als erwartet gedulden. War das Institut noch bei der Vorstellung seiner Halbjahreszahlen Anfang August von einem Abschluss der Transaktion in der zweiten Hälfte dieses Jahres ausgegangen, wird nun mit dem Closing im ersten Quartal 2024 gerechnet. Eine Erklärung für die Verzögerung lieferte die OLB bei der Vorlage ihrer Neunmonatszahlen am Mittwoch nicht. Die Transaktion ist aber offenbar nicht gefährdet. Ihre Prüfung durch die Aufsichtsbehörden zieht sich wohl in die Länge, weil die OLB künftig zu den als signifikant geltenden Finanzinstituten gehört.

Bald unter EZB-Aufsicht

Die OLB, deren Bilanzsumme am 30. September mit gut 25 Mrd. Euro um rund 1 Mrd. Euro höher lag als Ende 2022, wird durch den Zusammenschluss mit der Degussa Bank voraussichtlich zu den mehr als 20 Instituten in Deutschland zählen, die direkt durch die Europäische Zentralbank (EZB) beaufsichtigt werden. Unter die direkte Aufsicht der EZB fallen Banken innerhalb der Eurozone, deren Bilanzsumme höher als 30 Mrd. Euro ist. Die Bilanzsumme der Degussa Bank belief sich Ende vergangenen Jahres auf 6,5 Mrd. Euro.

In Oldenburg stellt man sich inzwischen auf eine technische und rechtliche Migration der Degussa Bank im Verlauf des ersten Halbjahres 2024 ein. Im Zusammenhang mit der Übernahme und Integration des Frankfurter Kreditinstituts werden Einsparungen von etwa 50 Mill. Euro angestrebt.

Integrationskosten berücksichtigt

Ohne Aufwendungen in Verbindung mit dem Erwerb der Degussa Bank rechnet die OLB im laufenden Jahr mit einem neuen Rekordergebnis von mehr als 200 (i.V. 198) Mill. Euro. In den ersten neun Monaten stieg das Ergebnis nach Steuern einschließlich Kosten im Zusammenhang mit der Integration der Degussa Bank in Höhe von 17,9 Mill. Euro sowie unter anteiliger Berücksichtigung der vollständig im Januar gezahlten Bankenabgabe von 8,1 Mill. Euro um knapp 8% auf 151 (140,3) Mill. Euro. Die Eigenkapitalrendite inklusive der Aufwendungen mit Bezug zur Degussa Bank beziffert die OLB per 30. September mit 13,5% – ohne die Kosten wären es 14,7 (14,3)%.

Als Mittelfristziel hat sich die Bank eine Eigenkapitalrendite nach Steuern von 14 bis 16% und eine Cost-Income-Ratio bis zu 40% vorgenommen. Die harte Kernkapitalquote soll über der Marke von 12,25% liegen. Ende September habe die Quote mit 14,7 (Ende 2022: 13,6)% angesichts der Finanzierung der Degussa-Bank-Integration bewusst über der Mittelfristvorgabe gelegen, so die OLB, die sich eine im Branchenvergleich überdurchschnittliche Rentabilität und robuste Kapitalbasis bescheinigt.

Termin für Börsengang offen

Das Institut, dessen Aktien von Gesellschaftern gehalten werden, die mit dem US-Pensionsfonds Teacher Retirement System of Texas sowie mit Apollo Global Management und Grovepoint Investment Management in Verbindung stehen, stellt sich weiterhin auf einen möglichen Börsengang ein. Einen Zeitpunkt nannte die OLB am Mittwoch nicht. Maßgeblich seien die Marktgegebenheiten und die Entscheidung der Gesellschafter.

Bereinigt um die Kosten im Zusammenhang mit der Integration der Degussa Bank verbesserte sich die Cost-Income-Ratio der OLB im Neunmonatsvergleich um 5,5 Prozentpunkte auf 38,8%. Inklusive der Aufwendungen lag die Aufwand-Ertrag-Relation mit 42,6% über dem Mittelfristziel. Die operativen Aufwendungen reduzierten sich den Angaben zufolge ohne die Degussa-Bank-bezogenen Kosten um 2,8%, während sie sich einschließlich des Effekts um 6,9% erhöhten. Die operativen Erträge legten indes kräftiger um 11,1% zu.

Die OLB hebt dabei ein ausgeglichenes Geschäftsmodell hervor: Die operativen Erträge und das Kreditvolumen verteilten sich jeweils zur Hälfte auf das Privat- und Firmenkundensegment sowie das Großkunden- und Spezialfinanzierungsgeschäft. Die Kreditrisikovorsorge habe sich nach den niedrigen Vorjahresniveaus erwartungsgemäß auf rund 32 (19) Mill. Euro normalisiert. Die Quote der notleidenden Engagements blieb bei 1,5 (1,4)% nahezu unverändert.

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