fed – Olli Rehn besitzt jene besondere Fähigkeit, die man gemeinhin Menschen aus dem Norden zuspricht. Er kann in trockenen Worten und ohne jedwede Gemütsregung vortragen – und dabei so unterhaltsam sein, dass ein ganzer Saal in Hochstimmung gerät. Regelmäßig hat der Liberale dieses ungemeine Talent in Nächten der Schuldenkrise offenbart, wenn es ihm gelang, bei den Abschluss-Pressekonferenzen in den frühen Morgenstunden die Journaille – und seinen engen Mitstreiter dieser Jahre, Jean-Claude Juncker – in schallendes Gelächter zu versetzen.Freilich ist der in Oxford promovierte Volkswirt nicht wegen seiner Künste als charmanter Partyplauderer Minister, EU-Kommissar und Europaabgeordneter geworden, sondern weil er blitzgescheit ist und politischen Instinkt besitzt. So gelang ihm als Währungskommissar oft genug der Spagat zwischen Nord- und Südländern – und als EU-Erweiterungskommissar zwischen Osteuropäern und den EU-Gründerstaaten. Legendär ist sein Hinweis, er würde eigentlich dazu raten wollen, dass neben Rechtsstaat, Minderheitenschutz und Wettbewerbsordnung auch Humor als weiteres “Kopenhagen-Kriterium” für den EU-Beitritt aufgenommen werde – aber dann würde die EU wohl kaum mehr neue Mitglieder begrüßen können. Nun ist Rehn als finnischer Notenbankchef vorgeschlagen. Mit dem Votum des Parlamentsausschusses ist der Weg geebnet. Auch wenn Rehn keine besonderen geldpolitischen Kenntnisse vorweisen kann, so mag er doch für sich verbuchen, dass er die Geburtsstunde der Euro-Rettungsfonds aus nächster Nähe miterlebt hat und künftig bei den EZB-Ratssitzungen manchen alten Bekannten wiedertreffen dürfte. Im Amt des Notenbankchefs wird er Erkki Liikanen (den Chef der gleichnamigen Expertengruppe in Sachen Trennbanken) beerben, der im Juli abtritt. Ihn kennt Rehn gut, immerhin war er Liikanens Kabinettschef in dessen Zeit als EU-Kommissar.