Online-Kunstmarkt sprengt alle Erwartungen
per Frankfurt – Trotz der positiven Bilanz mit vielen verkauften Werken in allen Preissegmenten auf der kürzlich zu Ende gegangenen Kunstmesse Art Cologne ist der Trend klar: Kunstsammler kaufen zunehmend online, und Social Media gewinnt immer mehr an Bedeutung. Der jüngst veröffentlichte Online Art Trade Report des Spezialversicherers Hiscox und des Kunstmarktanalysten ArtTactic zeigt den anhaltenden Aufwärtstrend des Online-Kunstmarkts, der alle Erwartungen übertrifft.Innerhalb eines Jahres ist er nämlich um 68 % gewachsen und setzt geschätzt derzeit umgerechnet 2,49 Mrd. Euro um. Das Marktvolumen ist von 1,57 Mrd. Dollar (1,47 Mrd. Euro) im Jahr 2013 auf fast 2,64 Mrd. Dollar (2,49 Mrd. Euro) im vergangenen Jahr angestiegen und generiert damit bereits 4,8 % des geschätzten Gesamtumsatzes von rund 55,2 Mrd. Dollar (50 Mrd. Euro) am globalen Kunstmarkt. Zu diesem Boom haben vor allem virtuelle Plattformen einen bedeutenden Beitrag geleistet. Basierend auf dieser enormen Entwicklung prognostiziert die Analyse für das Jahr 2019 ein Marktvolumen von 6,3 Mrd. Dollar (5,9 Mrd. Euro). Diese Zahlen sind noch etwas konservativer als die im März vom renommierten European Fine Art Foundation Art Market Report veröffentlichten. Hier wurde der Online-Markt sogar auf 3,6 Mrd. Dollar bzw. 6 % des globalen Kunstmarktes von 55 Mrd. Dollar geschätzt. “Eine neue Ära bricht an”Robert Read, Head of Fine Art bei Hiscox, erklärt: “Eine neue Ära im Kunsthandel bricht an: Der Online-Kunstkauf hat sich schneller entwickelt, als wir noch im vergangenen Jahr prognostiziert hatten. Traditionelle Galerien und Auktionshäuser können daher nicht länger isoliert agieren und müssen sich neuen Wegen öffnen.”In diesem Zusammenhang gewinnt Social Media extrem an Relevanz: Museen, Galerien und Künstlerateliers beeinflussen die Kaufentscheidung fast jedes vierten Befragten, indem sie Social Media für die Präsentation neuer Werke nutzen. Kunstkauf als InvestitionDas Kaufverhalten ändert sich peu à peu. Die Hälfte der Befragten (49 %) gab an, in den letzten zwölf Monaten Kunst online erworben zu haben. Die meisten Online-Käufer beziehen Kunstwerke weiter über Galerien oder Auktionshäuser. Allerdings hat die Vorliebe für konventionellen Kauf im Vergleich zum Vorjahr abgenommen, so dass noch 48 statt 56 % den traditionellen Weg bevorzugen. Gründe dafür sind vor allem der leichte Zugang und die Möglichkeit, Kunstwerke online zu erwerben. Social-Media-Kanäle wie auch Online-Plattformen sind von überall zugänglich und stehen einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung.Nicht nur die Kaufweise, sondern auch die Kaufmotivation ändert sich zurzeit sehr stark. Überraschend ist, dass für 63 % der Käufer vor allem der Kapitalertrag entscheidend ist, so dass der Kunstkauf inzwischen für die Mehrheit eine Investition darstellt. Kunst ist offenbar ein attraktives Handelsgut. Diese Entwicklung bei Kunstgegenständen kann im Prinzip dazu führen, dass Online-Marktplätze reine Transaktionsplattformen werden. Die sonst sehr verschwiegene und traditionell auf einer Beziehung zwischen Verkäufer und Käufer basierende Kunstbranche würde sich als Konsequenz zum Teil neu strukturieren. Vorteile werden in der Kunstwelt diejenigen haben, die sowohl über eine Präsenz in der “realen Welt” als auch ein Online-Geschäft verfügen.