Online-Marktplatz Finexity verbreitert Angebot
Im Gespräch: Paul Huelsmann und Michael Ost
Online-Marktplatz Finexity verbreitert Angebot
Anlagen an Privatmärkten werden für Retailkunden für kleines Geld zugänglich – Kooperation mit dem Sparkassensektor wird ausgebaut
Von Thomas List, Frankfurt
Von Thomas List, Frankfurt
Eine regulierte Börse für Privatmarktinvestitionen. Das ist das große Ziel von Paul Huelsmann und Michael Ost von Finexity. Die Gesellschaft wurde 2018 gegründet mit der Vision, Privatmarktinvestitionen zu revolutionieren, wie Huelsmann im Gespräch mit der Börsen-Zeitung sagte.
„Wir wollten mit einer Assetklasse anfangen. Auswahlkriterien waren: großes Volumen und sie musste leicht verständlich für den Endverbraucher sein. Deshalb haben wir mit Immobilien begonnen.“ Der Kunde sollte sich auch mit wenig Kapitaleinsatz beteiligen können. Und die Beteiligung sollte leicht handelbar sein. „Unsere Wahl fiel deshalb auf die Blockchain. Zugleich sollte unser Angebot voll reguliert sein, da wir uns mit einem Angebot auf dem grauen Kapitalmarkt keine Chance beim deutschen Privatanleger ausgerechnet haben.“
Whitepaper für die BaFin
Im Gründungsjahr hat Finexity ein Whitepaper geschrieben, das ein Jahr mit der BaFin abgestimmt wurde. „Über unsere Handelsplattform, die wir in neun Monaten aufgebaut haben, haben wir als Erste Security Token als PRIIPS emittiert.“ Beteiligen kann sich der Anleger zum Beispiel an einer Immobilie über eine digitale Schuldverschreibung, über die der Objektgesellschaft, neben dem Senior-Darlehen von der Bank, Junior-Darlehen und/oder Mezzanine zur Verfügung gestellt werden. Ein digitaler Anteil (Token) ist in der Regel 1 Euro wert.
Private Permission Blockchain eingesetzt
Finexity hat eine Private Permission Blockchain (PPB) eingesetzt, weil öffentliche Blockchains damals extrem hohe Transaktionskosten verursacht haben. „Bei der Private Permission Blockchain gibt es keine Transaktionskosten. Dafür mussten wir unser eigenes Server-Netzwerk aufbauen, über das die Transaktionen validiert werden.“ Finexity führt ihre Anleger in einem eigenen Register. Seit der Einführung des eWpG 2021 ist bei betroffenen Wertpapieren, wie z.B. Kryptowertpapieren, ein öffentlicher Registerführer vorgesehen. Bei Emissionen dieser Art kooperiert Finexity mit Cashlink.
Erste Emission im Jahr 2020
Im Januar 2020 ging Finexity mit einer ersten Emission, vier Wohnungen in einem Hamburger Neubaugebiet, an den Markt. Die 1 Mill. Euro Mezzanine wurden innerhalb von drei Monaten platziert. Weitere 1,3 Mill. Euro, die über Banken finanziert werden sollten, konnten letztlich nur mithilfe eines Finexity-Aktionärs beschafft werden. „Mittlerweile arbeiten wir mit einer Vielzahl an Regionalinstituten, aber auch Großbanken zusammen. Noch im selben Jahr 2020 konnten wir vier weitere Immobilienemissionen durchführen. Ende 2020 erfolgte dann die erste Kunst-Emission.“
Die Aktionäre sind Schlüsselfaktoren für den Erfolg der Handelsplattform, betont Huelsmann. „Über unsere Anteilseigner haben wir strategische Partner gewonnen, oder sie wurden es sogar selbst.“ So gehört einer der größten europäischen Kunsthändler zu diesem Kreis. „Dadurch haben wir einen guten Zugang zu Produkten.“ Umgekehrt können die Aktionäre aber auch für Nachfrage sorgen.
Seit 2020 mehr als 200 Emissionen
Seit 2020 wurden über Finexity mehr als 200 Emissionen aufgelegt. Das waren mehrheitlich Immobilien, aber auch Kunst, Unternehmensbeteiligungen und Oldtimer. Sieben Projekte wurden bisher zurückgezahlt, alle mit Gewinn. Die realisierten Renditen p.a. lagen zwischen 5,2% und 30,4%. Rund 150 Emissionen können die rund 10.000 registrierten Nutzer auf dem Finexity-eigenen Marktplatz zeichnen. Einige Emissionen werden jedoch nur auf den Marktplätzen der angeschlossenen Handelspartner, wie z.B. Golden Circle oder Volks.Immo.Invest, gehandelt.
Die emittierten Volumina variieren dabei von Projekt zu Projekt. Im unteren bis mittleren sechsstelligen Bereich bei Sammlerstücken bis hin zu mehreren Millionen Euro Volumen bei Immobilienprojekten, Unternehmensbeteiligungen und Infrastrukturprojekten.
Bürgerbeteiligungen stehen im Fokus
Ebenfalls gehören zu den Handelspartnern Banken wie die Sparkasse Bremen mit ihrem Marktplatz „Sachwert Invest“. Dieser auf der Technologie von Finexity basierende Marktplatz hat seit 2022 den Sparkassenkunden verschiedene Projekte angeboten. Besonderer Fokus liegt auf regionalen Vorhaben wie Bürgerbeteiligungen an sozialen Einrichtungen und Solarparks. In einem nächsten Schritt sollen weitere Sparkassen an „Sachwert Invest“ angeschlossen werden.
Doch auch operativ hat sich Finexity einiges vorgenommen. „2025 wollen wir über unseren Handelsplatz Primärmarktemissionen aus den Assetklassen Immobilien, Sammlerstücke, Unternehmensbeteiligungen und Infrastruktur im neunstelligen Bereich abwickeln. Erste Absichtserklärungen von Partnern dazu liegen vor“, kündigte Huelsmann an. „Immobilien stehen weiter im Vordergrund, gefolgt von Kunst. Unternehmensanleihen mit größeren Volumina sind im Kommen.“
Auf Basis der Finexity-Plattform wird in Kürze ein Joint Venture – Volks.Immo.Invest – mit den Gründern von Deutschland.Immobilien, einem Online-Marktplatz für Anlageimmobilien (gehört jetzt zu MLP), live gehen. Darüber sollen Privatmarktinvestitionen vor allem von Wohn-/Studenten- und Gesundheitsimmobilien zugänglich gemacht werden.
Bank-Bilanz entlasten
Michael Ost, CEO Europa im Vorstand der Finexity AG, denkt über die Verbreiterung des Angebots nach. „Gerade größere Banken könnten über uns ihre Bilanz entlasten.“ Dabei geht es um Baufinanzierungsbestände, die über die Tokenisierung von Pfandbriefen an Endkunden deutlich effizienter als bei der klassischen Verbriefung abgegeben werden könnten.
Die Finexity AG macht über einen Online-Marktplatz Privatkunden auch mit kleinen Beträgen Privatmarktinvestments zugänglich. Dazu gehören Immobilien, aber auch Kunst, Diamanten und Oldtimer. Die bestehende Kooperation mit dem Sparkassensektor soll weiter ausgebaut werden.