HALBJAHRESZAHLEN DER COMMERZBANK

Operativer Gewinn knackt die Milliardenschwelle

Konzern kann ergebniswirksame Altlasten im ersten Halbjahr überkompensieren - Privatkundengeschäft entwickelt sich zur Stütze

Operativer Gewinn knackt die Milliardenschwelle

bg Frankfurt – Der Commerzbank ist es im ersten Halbjahr gelungen, die Milliardenschwelle beim operativen Gewinn zu knacken. Mit 1,07 Mrd. Euro wurde nahezu doppelt so viel verdient wie im Vorjahr, als ein operatives Ergebnis von 581 Mill. Euro erzielt wurden. Angetrieben wurde diese Entwicklung vor allem vom Privatkundengeschäft, das in den ersten sechs Monaten mit 332 Mill. Euro operativ fast die Hälfte mehr verdiente gegenüber dem Vorjahr. Der Konzern-Nettogewinn wurde trotz erheblicher Lasten aus der Abbaueinheit NCA (Non-Core Assets) auf 646 (i.V. 300) Mill. Euro mehr als verdoppelt. Einnahmen ziehen anBasis der guten Ergebnisentwicklung ist die Steigerung der operativen Erträge in der Kernbank, die in den ersten sechs Monaten um starke 14 % auf 5,12 Mrd. Euro zulegten. Alle Segmente der Kernbank trugen zu dem Ertragsplus bei, allerdings schwächte sich die Entwicklung im zweiten Abschnitt gegenüber dem ersten Quartal ab. NCA zeigte einen Verlust von 324 (359) Mill. Euro, wovon 256 Mill. Euro auf das zweite Quartal entfielen. CFO Stephan Engels zufolge stehen ab jetzt die risikoärmeren Teile des Portfolios zum Verkauf, was die Hoffnung nährt, dass die Fehlbeträge der Einheit nun schrumpfen werden – das würde Freiraum verschaffen für die geplante Wiederaufnahme der Ausschüttungen. Die Commerzbank peilt mittelfristig eine Ausschüttungsquote von 40 % an.Konzernchef Martin Blessing wertete die Ergebnissteigerung als “klaren Beleg für den erfolgreichen Turnaround der Commerzbank”. Dieser lässt sich nirgendwo besser ablesen als im Privatkundengeschäft, das die Erträge bei konstantem Verwaltungsaufwand trotz Niedrigzinsumfeld um knapp 6 % auf 1,83 Mrd. Euro steigern konnte. Gestützt auf die anhaltende Expansion im Baugeschäft wurde im zweiten Quartal auch das Kreditgeschäft der Filialbank um rund 8 % ausgebaut, selbst gegenüber dem Vorquartal ergab sich ein Plus von 2 %. Zudem wurden höhere wiederkehrende Erträge aus Kundenanlagen im Bereich Premiumdepots sowie Vermögensverwaltungsprodukten registriert. Das beweist, dass die Commerzbank mit ihrem auf einem Mix aus Filiale und Online-Banking beruhenden Beratungsmodell auf einem guten Weg ist. Zudem profitiert die Retailbank vom insgesamt anziehenden Wertpapiergeschäft.Größter Ergebnisträger im Konzern ist weiterhin die Mittelstandsbank, die ihr operatives Ergebnis um 5 % auf 636 Mill. Euro ausbauen konnte, wovon 294 Mill. Euro (+ 9 %) auf das zweite Quartal entfielen. Bei konstanten Einnahmen profitierte die Mittelstandsbank in den ersten sechs Monaten von auf 92 (200) Mill. Euro verringerter Risikovorsorge. Das Kreditvolumen wurde um 7 % ausgeweitet, was dazu beiträgt, die umfeldbedingt rückläufigen Einlagenerträge zu kompensieren. Der Verwaltungsaufwand stieg empfindlich auf 737 (653) Mill. Euro, was unter anderem auf die Bankenabgabe zurückzuführen sei. Faktor BankenabgabeFür die Bankenabgabe wurden 169 Mill. Euro in den ersten sechs Monaten abgegrenzt, auch Corporates & Markets führt diesen Posten als Grund für den auf 748 (659) Mill. Euro erhöhten Verwaltungsaufwand an. Im Investment Banking wurde das operative Ergebnis bei 398 Mill. Euro behauptet, allerdings unter Ausklammerung von Effekten über 41 Mill. Euro aus der Bewertung eigener Verbindlichkeiten sowie Anpassungen für Kontrahentenrisiken im Derivategeschäft. Während Equity Markets & Commodities mit Erträgen von 265 Mill. Euro dank erhöhter Nachfrage nach Anlage- und Risikomanagementlösungen boomte – das beste Quartal seit fünf Jahren -, konnte sich Fixed Income & Currencies vor allem bei den Zinsderivaten dem Branchentrend mit niedriger Marktliquidität nicht entziehen und verzeichnete auf 51 (90) Mill. Euro abgeschwächte Erträge gegenüber 198 Mill. Euro im Vorquartal – ein harter sequenzieller Abschwung.In der Abbaueinheit NCA wurden die Anstrengungen zum zügigen Portfolioabbau im zweiten Abschnitt nochmals intensiviert, wobei zwei erst im Juli vereinbarte Transaktionen bereits im zweiten Quartal mit zusammen 98 Mill. Euro ergebniswirksam negativ verbucht wurden. Dabei handelt es sich um den Verkauf der Schiffsrestrukturierungsplattform Hanseatic Ship Asset Management (HSAM) zu einem Preis von rund 233 Mill. Euro sowie die Veräußerung von zwei Portfolios gewerblicher Immobilienfinanzierungen im Gesamtvolumen von 2,9 Mrd. Euro. Die dabei entstehenden positiven Abbau- und Kapitaleffekte wird die Commerzbank erst im dritten Quartal ausweisen können. Schifffahrt adeAber auch per Ende Juni ergibt sich ein deutlich aufgehelltes Bild in der NCA, beträgt das Volumen der Altlasten doch nur noch 27 Mrd. Euro, was 3 Mrd. Euro unter dem Wert von Ende März liegt. Vor einem Jahr betrug das Exposure at Default (EaD) noch 37 Mrd. Euro. Im Bereich gewerbliche Immobilienfinanzierung (CRE) wurden 1,0 Mrd. Euro abgebaut, was das EaD per Ende Juni auf 16,5 Mrd. Euro stellt. Im Bereich Schiffsfinanzierung wurde das Portfolio um 1,8 Mrd. Euro abgebaut, inklusive eines Währungseffektes in Höhe von 0,4 Mrd. Euro. Das Portfolio betrug zum Stichtag Ende Juni noch 10,8 Mrd. Euro. Die Quote leistungsgestörter Kredite (NPL) ging dank der Veräußerungen auf 7,1 % (7,8 %) zurück. Für das dritte Quartal ist mit einer weiteren Verbesserung zu rechnen. Mit dem Abschmelzen der Altlasten gingen auch die Risikoaktiva (RWA) im Konzern um 7 Mrd. Euro gegenüber dem Vorquartal auf 214,4 Mrd. Euro zurück.