Ost-Sparkassen halten altes Zinsniveau für unerreichbar

Ertrag dennoch fast stabil - Baukredite brechen ein

Ost-Sparkassen halten altes Zinsniveau für unerreichbar

Von Ulli Gericke, BerlinDie gute alte Zeit dürfte für immer vorbei sein. Unabhängig von der Niedrig- und Nullzinspolitik der wichtigsten Zentralbanken beobachtet der Ostdeutsche Sparkassenverband (OSV) eine bereits seit 35 Jahren anhaltende Tendenz sinkender langfristiger Zinsen. Dies lasse befürchten, dass “auch ein Kurswechsel der Geldpolitik nicht zurück zu alten Zinshöhen führen wird”, sagte OSV-Präsident Michael Ermrich bei der Halbjahrespressekonferenz des Verbands. Damit stelle sich für die Sparkassen immer drängender die Frage, wo sie die Spargelder ihrer Kunden noch sinnvoll anlegen könnten. Diese Frage beunruhigt vor allem – aber nicht ausschließlich – die Sparkassen in den neuen Ländern, die wegen der chronischen Wirtschaftsschwäche und daraus folgend des geringen Firmenkreditgeschäfts sehr passivlastig sind.Trotzdem haben die 45 Sparkassen in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Brandenburg sowie Sachsen-Anhalt im ersten Halbjahr mit gut 5 Mrd. Euro so viele neue Kredite ausgereicht wie noch nie. Mit einem Plus von gut 8 % auf 2,4 Mrd. Euro stiegen die Zusagen an gewerbliche Kunden überdurchschnittlich an. Bei den privaten Krediten gab es dagegen ein leichtes Minus. Klage wegen FalschberatungUm fast 16 % eingebrochen sind im zweiten Quartal die Zusagen für private Wohnungsbaukredite, wofür OSV-Verbandsgeschäftsführer Wolfgang Zender das “etwas lebensfremde” Gesetz zur Umsetzung der Wohnimmobilienkreditrichtlinie verantwortlich macht. Diese Umsetzung der EU-Richtlinie in deutsches Recht sei ein Paradebeispiel für schädliche Überregulierung, fügte OSV-Präsident Ermrich an. Immobilienkäufer sollten eigentlich vor einer Überschuldung geschützt werden. Doch in der Praxis werde die Kreditvergabe massiv erschwert. Fatal findet Ermrich die mit dem Gesetz installierte Verpflichtung zur Prognose der künftigen Einkommensentwicklung des Häuslebauers oder -käufers. Könnten Kreditnehmer irgendwann ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen, “droht die Klage wegen Falschberatung”, fürchtet der OSV-Präsident.Ungeachtet dieses Einbruchs bei der Baukreditvergabe erwartet Zender für 2016 nur ein kleines Minus beim Gewinn. Nach Risikovorsorge dürften die Ost-Sparkassen 1 Mrd. Euro als Ergebnis zeigen können, was im Sparkassenvergleich beachtlichen 0,93 % der durchschnittlichen Bilanzsumme (DBS) entspreche – wobei Zender erwartet, dass die vorsichtige Prognose auch 2016 zum Jahresende wieder übertroffen werden dürfte. Von dieser 1 Mrd. Euro dürften etwa 300 Mill. als Steuern zu zahlen sein, womit die unterschiedlichsten Vorsorgereserven mit stabilen knapp 700 Mill. Euro dotiert werden können. An die Träger wurden im Vorjahr überschaubare 30 Mill. Euro ausgeschüttet. Geprägt ist das Ergebnis vom um 4 % sinkenden Zinsüberschuss. Dabei geht Zender davon aus, dass dies “der Beginn einer signifikanten Abschwächung” in den nächsten Jahren sein wird.