Ostdeutsche Sparkassen ziehen Kundengelder an

Mehr als 100 Mrd. Euro Einlagen - Trotz Zuflüssen und höherer Kreditvergabe sinkt Betriebsergebnis

Ostdeutsche Sparkassen ziehen Kundengelder an

fir Frankfurt – Die Kunden der ostdeutschen Sparkassen haben erstmals mehr als 100 Mrd. Euro bei den 45 im Ostdeutschen Sparkassenverband (OSV) organisierten Mitgliedsinstituten angelegt. Im ersten Halbjahr zog das Einlagenvolumen um 1,8 Mrd. auf den Rekordwert von 100,6 Mrd. Euro (+1,8 %) an, wobei vor allem Sichteinlagen zulegten, die gegebenenfalls rasch wieder abgezogen werden können, um sie etwa im Falle einer Zinserhöhung in anderen Assets zu besseren Konditionen anlegen zu können. Ebenfalls um 1,8 Mrd. Euro nahm das Kreditvolumen zu (+3,3 %), das Ende Juni 55,2 Mrd. Euro betrug, wie am Dienstag aus einer Pressemitteilung des Verbandes anlässlich der Vorstellung der Halbjahreszahlen hervorging.Dennoch gab das Betriebsergebnis im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum um 7 % auf 232 Mill. Euro nach. Die ostdeutschen Sparkassen sind traditionell sehr passivlastig, da in den strukturschwachen Geschäftsgebieten nur wenige Industriebetriebe zu finden sind. Ungeachtet dessen vermochten es die Institute, die an Unternehmen und Selbstständige ausgereichten Kredite um 1,4 Mrd. Euro (+5,5 %) auf 26,6 Mrd. Euro auszuweiten und jene an Privatpersonen um 3,6 % auf 22,3 Mrd. Euro. Bei den öffentlichen Haushalten ging es hingegen um knapp 400 Mill. Euro auf 6,3 Mrd. Euro bergab.Neu bewilligt wurden im ersten Halbjahr insgesamt Kredite in Höhe von 5,4 (i.V. 5,3) Mrd. Euro. “Die Kreditvergabe bleibt auf einem sehr hohen Niveau, allerdings schwächt sich die Nachfrage in einzelnen Gebieten ab. Offenbar nutzten Kunden Rücklagen und verzichteten auf neue Kredite”, wird der geschäftsführende Präsident des OSV, Michael Ermrich, zitiert. “Am Markt behauptet”Insgesamt zeigten sich Ermrich sowie Verbandsgeschäftsführer Wolfgang Zender zufrieden mit dem Ergebnis der Sparkassen in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt: “Angesichts der lang andauernden Niedrigzinsphase und der regulatorischen Herausforderungen behaupteten sich die Sparkassen am Markt.” Innerhalb der gesamten Finanzgruppe lägen die OSV-Mitgliedsinstitute in der “Spitzengruppe”.Der Ausblick fällt deutlich pessimistischer aus: Das Vorsteuerergebnis werde 2018 im Vergleich mit dem Vorjahr voraussichtlich um 13,5 % auf 516 Mill. Euro sinken, teilte der Verband laut Reuters mit. Geschuldet sei das vor allem dem Niedrigzinsumfeld. Der OSV geht davon aus, dass der Zinsüberschuss um 5 % nachgeben und der Provisionsüberschuss stabil bleiben wird. Wegen der sinkenden Zinserträge und darüber hinaus steigender Kosten erwarten die Sparkassen, dass das Betriebsergebnis vor Bewertung von 1,14 % auf 0,99 % der durchschnittlichen Bilanzsumme (DBS) abschmelzen wird. Damit stehen sie immer noch sehr gut da, beträgt der bundesweite Schnitt im Sparkassen-Lager doch 0,89 % der DBS. Auch die Cost-Income-Ratio der ostdeutschen Institute, die Ende vergangenen Jahres 58,3 % betrug, stellt sich deutlich besser dar als der Durchschnittswert aller Sparkassen (gut 64 %).Nach wie vor offen ist die Frage, wer Nachfolger Ermrichs als OSV-Präsident werden soll, der Mitte nächsten Jahres in den Ruhestand gehen wird. Sowohl Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) als auch der Bautzener Landrat Michael Harig (CDU) hatten ihre Kandidatur angekündigt (vgl. BZ vom 3. Mai). Halten beide an ihrer Entscheidung fest, droht bei der Verbandsversammlung im Oktober eine Kampfabstimmung. Ermrich gab sich am Dienstag Reuters zufolge zuversichtlich, dass bis dahin eine Lösung gefunden sein wird. Auf die Frage, ob er im Fall des Falles für eine weitere Amtszeit bereitstünde, antwortete er: “Die Frage stellt sich nicht.”