tl Frankfurt – Die beschleunigte Digitalisierung in der Coronakrise führt nach Ansicht der Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) in der Wirtschaft auch zu einem höheren Bedarf an Versicherungen. Weil die Anfälligkeit für Cyberangriffe zunehme, werde das kommende Jahrzehnt die wichtigste Phase im Wachstum des Cyberversicherungsmarktes sein, heißt es im gestern erschienenen Bericht “Cyber risk in a new era: Insurers can be part of the solution”. Geringe MarktabdeckungBisher ist die Marktabdeckung der Cyberversicherung gering. S&P schätzt den jährlichen wirtschaftlichen Schaden durch entsprechende Attacken auf mehr als 700 Mrd. Dollar. Davon seien aber weniger als 5 Mrd. Dollar versichert. Um das Potenzial der Versicherung zu ermessen, ziehen die Analysten die globalen Katastrophenschäden heran. Ihr wirtschaftlicher Schaden betrug im Vorjahr 140 Mrd. Dollar, wovon nach Angaben des Rückversicherers Swiss Re 56 Mrd. Dollar, also 40 %, versichert waren. Um einen vergleichbaren Schutz zu erreichen, müsste die Abdeckung der Cyberversicherungen also auf 280 Mrd. Dollar steigen.Bei einem Beitragsvolumen in der privaten und kommerziellen Cyberversicherung von ebenfalls etwa 5 Mrd. Dollar schätzt S&P das durchschnittliche jährliche Beitragswachstum in der nahen Zukunft auf 20 % bis 30 %. Wachstumsmotor seien kleine und mittlere Unternehmen. So lagen in den USA in den beiden vergangenen Jahren die Wachstumsraten für Cyberdeckungen für diese Kundengruppe mehr als doppelt so hoch wie in den anderen Industriezweigen. Für Versicherer würde dieser Trend zu einer deutlichen Risikodiversifikation führen, so S&P.Nach Meinung der Ratingagentur müssen Cyberversicherer mehr als nur Geldleistungen bieten. Zusatznutzen böten Assistance-Leistungen und die Unterstützung der Versicherten im Kampf gegen Cyberrisiken. Dadurch könnten sich die einzelnen Versicherer nicht nur von ihren Wettbewerbern abgrenzen, sondern auch Frequenz und Ausmaß der Cyberschäden begrenzen.