Zahlungsverkehr

Pandemie hält Concardis in der Verlust­zone

Nachdem der Zahlungsdienstleister bereits vor der Coronakrise Verlust geschrieben hatte, fiel das Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit im Zuge der Pandemie mit minus 37 Mill. Euro erneut weit unter die Nullmarke.

Pandemie hält Concardis in der Verlust­zone

jsc Frankfurt

Die Pandemie hat dem Zahlungsdienstleister Concardis den Weg aus der Verlustzone versperrt. Im Jahr 2020, über das die Gesellschaft auf Ebene der deutschen GmbH am Donnerstag im Bundesanzeiger berichtet hat, verbuchte Concardis ein Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit von minus 36,9 Mill. Euro, nachdem schon das Vorjahr im Zuge der Pleite des Reiseunternehmens Thomas Cook hier einen Verlust von 25,4 Mill. Euro gebracht hatte.

„Aufgrund der Covid-19-Situation hatte Concardis im Geschäftsjahr 2020 einen Umsatzrückgang in den Bereichen Reise, Hotel, Restaurants, Cafés, Bars und Non-Food-Einzelhandel zu verzeichnen“, schreibt die Gesellschaft. Steigende Umsätze im Onlinehandel und in Supermärkten hätten diesen Verlust nur zum Teil aufgefangen. Weil das Unternehmen, das zur dänischen Nets-Gruppe gehört, zugleich Erträge aus einer Verlustübernahme verbucht hat, steht unterm Strich formal ein Jahresüberschuss von null. Zahlen zum gerade abgelaufenen Jahr 2021 nennt Concardis auf Nachfrage nicht.

Auch wenn der Verlust im Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit im Jahr 2020 höher ausfiel als ein Jahr zuvor, hat sich die Lage der Gesellschaft aufgehellt: Denn zu den Erträgen trug 2019 notgedrungen ein Gesellschafterzuschuss von 152,3 Mill. Euro bei, der diesmal entfallen ist. Hatte Concardis damals Abschreibungen und Wertberichtigungen sowie Rückstellungen im Kreditgeschäft von 214,0 Mill. Euro verbucht – der Posten war offenbar geprägt durch die Thomas-Cook-Pleite –, fielen im Coronajahr 2020 noch 21,9 Mill. Euro an. Auch hier war der Ausfall von Kunden aus der Tourismus- und Luftfahrtbranche wesentlicher Treiber, wie Concardis schreibt.

Wenige Zahlungen

Allerdings fielen die Transaktionsvolumina und mit ihnen die Erträge im Coronajahr deutlich ab: Während die Summe der Transaktionen um 37% auf 31,5 Mrd. Euro einbrach, gaben die Provisionserträge netto um 13% auf 112,9 Mill. Euro nach. Erträge aus Fremdwährungsumrechnung und Wechselkursgewinnen rutschten um 36% auf 69,6 Mill. Euro ab. Das „normalisierte Ebitda“, also ein Ergebnis vor Sondereffekten, rangiert nach Rechnung der Gesellschaft mit 36,5 Mill. Euro unter der zuvor anvisierten Spanne von 49  Mill. bis 57 Mill. Euro. Für 2021 hat Concardis eine Spanne von 46 Mill. bis 66 Mill. Euro angepeilt.

Die Gesellschaft betreut in erster Linie Firmenkunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie weltweit tätige Luftfahrtunternehmen. Der Zahlungsdienstleister mit Sitz in Eschborn nahe Frankfurt war bis ins Jahr 2017 hinein ein Gemeinschaftsunternehmen der deutschen Kreditwirtschaft, ehe die Gesellschaft zunächst von den Finanzinvestoren Bain Capital und Advent aufgekauft wurde. Im Folgejahr 2018 wurde die Übernahme durch die Nets-Gruppe eingeleitet. Im vergangenen Jahr hatte Nets außerdem eine Fusion mit der italienischen Nexi abgeschlossen.

Chancen sieht Concardis durch eine wachsende Relevanz bargeldloser Zahlungen, während ein scharfer Wettbewerb als Herausforderung beschrieben wird. Ohne Pandemie­effekte gerechnet sieht das Unternehmen eine überdurchschnittliche Geschäfts- und Umsatzentwicklung in den kommenden Jahren voraus, zugleich aber auch Belastungen aus einer laufenden Restrukturierung, wie der auf März datierte Prognosebericht festhält. Auf Vorhersagen zum Pandemieverlauf verzichtet das Management.