Corporate Banking

Pandemie schlägt härter zu als Finanzkrise

Die deutsche Kreditwirtschaft hat im umkämpften Firmenkundengeschäft in der Pandemie eine höhere Last verzeichnet als zur Weltfinanzkrise, berichtet die Beratungsfirma Bain. Doch es gibt Hoffnung.

Pandemie schlägt härter zu als Finanzkrise

jsc Frankfurt

Die deutsche Kreditwirtschaft hat im Firmenkundengeschäft die Pandemie stärker gespürt als die Weltfinanzkrise: Im vergangenen Jahr sank die Profitabilität im Corporate Banking in beiden Halbjahren unter die Nulllinie und damit länger als 2009, als die damalige Finanzkrise die Kreditwirtschaft lediglich für ein Halbjahr in die Verlustzone brachte, wie die Beratungsgesellschaft Bain berichtet. „Die Corona-Pandemie hinterlässt im Firmenkundengeschäft der deutschen Banken tiefere Spuren als die globale Finanzkrise 2008/2009“, schlussfolgert die Gesellschaft. Darüber hinaus falle der Verlust höher aus als damals, während der Index für die Kreditrisikovorsorge auf das Gesamtjahr gerechnet ebenfalls den damaligen Wert überflügelt (siehe Grafik). Die Berater haben für den sogenannten Corporate-Banking-Index nach eigenen Angaben rund die Hälfte der Bilanzsumme der 100 größten Geldhäuser in Deutschland analysiert.

Im laufenden Jahr werde sich die Lage bei einigen Banken voraussichtlich entspannen, erklärte die Gesellschaft – vor allem bei denjenigen, die bereits vor der Pandemie „nicht um jeden Preis im Volumen wachsen wollten“, wie Bain-Partner und Studienautor Christian Graf erklärt. Erst im kommenden Jahr wird sich demnach voraussichtlich zeigen, ob sich die Risikovorsorge wieder nachhaltig normalisiert hat, nachdem zuvor viele Banken und Sparkassen hohe pauschale Wertberichtigungen gebildet haben. Insgesamt fiel die Vorsorge je nach Institut sehr unterschiedlich aus, schreiben die Analysten.

Das Wachstum der Kreditbestände kam in der Pandemie zum Erliegen, so dass der Bestand im zweiten Halbjahr mit 1,27 Bill. Euro im Vergleich zur ersten Jahreshälfte unverändert blieb. Zum Vergleich: Nach der Finanzkrise war das Volumen zunächst binnen eineinhalb Jahren um 4% auf 941 Mrd. Euro gesunken.

Kreditmarge erholt sich

Dabei hat die Coronakrise eine positive Entwicklung überschattet: Die Kreditmarge im Neugeschäft, die seit der Finanzkrise peu á peu von damals 2,1 Prozentpunkten in der Spitze auf zeitweilig bis 1,1 Prozentpunkte gefallen war, hat sich zuletzt auf 1,7 Prozentpunkte erhöht. Damit bewegt sich die Marge auf dem Niveau des Jahres 2014. Da sich die Marge neu vergebener Kredite nur langsam auf den Zinsüberschuss auswirkt, der sich primär aus Zinsen im Bestand speist, schlägt sich der positive Trend noch nicht in den Erträgen nieder. Binnen eines Jahrzehnts hat sich die wichtigste Ertragskomponente um ein Viertel verringert, während sich der Provisionsüberschuss absolut betrachtet weniger stark erhöht hat. Der Anteil des Provisionsüberschusses an den Gesamterträgen liegt heute bei knapp einem Drittel, während er vor einem Jahrzehnt weniger als ein Viertel schwer war.

Die Marktanteile im Kreditgeschäft an inländische Firmen haben sich im Laufe der Jahre verschoben: Für die Sparkassen und Kreditgenossenschaften – sie liegen heute bei Anteilen von 26% und 14% – ging es aufwärts, während Landesbanken (13%) und sonstige Adressen wie Hypothekenbanken und Bausparkassen (15%) im langjährigen Vergleich Anteile verloren haben. Kreditbanken, also Großbanken, Regionalbanken und Auslandsbanken, haben sich mit 31% im Vergleich zu früher kaum verändert. Ausländische Institute aber sind in dieser Gruppe stark gewachsen, wie Bain festhält.

Die Aufwand-Ertrag-Relation ist im Laufe der Jahre gestiegen, und zwar von 36% in 2011 auf zuletzt 49%. Bain wäre keine Beratungsgesellschaft, hätte sie nicht einige Ratschläge für Banken parat: ESG-Expertise aufbauen, mit Fintechs und Plattformen kooperieren, Kosten senken und Kapitaleffizienz steigern.