Einkaufsverhalten

Pandemie treibt Verbraucher zu Kartenzahlungen

Das Einkaufsverhalten der Deutschen hat sich im ersten Jahr der Corona-Pandemie gravierend verändert. Dies zeigen Daten des EHI Retail Institute für 2020. Die Menschen gingen im Einzelhandel weniger oft einkaufen, gaben dabei aber deutlich mehr...

Pandemie treibt Verbraucher zu Kartenzahlungen

kb Frankfurt

Das Einkaufsverhalten der Deutschen hat sich im ersten Jahr der Corona-Pandemie gravierend verändert. Dies zeigen Daten des EHI Retail Institute für 2020. Die Menschen gingen im Einzelhandel weniger oft einkaufen, gaben dabei aber deutlich mehr Geld pro Einkauf aus. Dies habe nicht etwa an gestiegenen Preisen gelegen, sondern weil deutlich mehr gekauft worden sei, erläutert das EHI. Zudem zahlten die Verbraucher weniger in bar.

Die Pandemie habe die Kundschaft vielfach zu Vorratskäufern gemacht, die durch eine Reduzierung ihrer Einkaufsfrequenz unnötige Kontakte vermeiden möchten, schreibt das EHI. Diese Einkäufe bezahlten sie häufiger per Karte, zumal besonders am Anfang der Pandemie kontaktloses Bezahlen als hygienisch bevorzugte Zahlungsart propagiert wurde. Insgesamt ging die Zahl der Einkäufe um 8,75% auf 18,25 (20) Milliarden zurück, während der Durchschnittsbon um 9% auf 24,04 Euro stieg.

Auch die Art, wie bezahlt wird, hat sich deutlich verändert. „Die Krise hat den Rückgang des Barumsatzes im stationären Handel um mindestens drei Jahre beschleunigt. Karten sind – neben dem deutlich gewachsenen Online-Geschäft – die eindeutigen Gewinner der Krise“, erklärt Studienautor Horst Rüter. Per Karte werde laut EHI mittlerweile jeder dritte Einkauf im stationären Einzelhandel bezahlt; dies sind 6 Milliarden Transaktionen pro Jahr und damit knapp 700 Millionen mehr als vor Jahresfrist. Die Umschichtung von bar- in kartengestützte Transaktionen so­wie höhere Einkaufsbeträge führten entsprechend zu einem Verlust von 2,5 Milliarden Bartransaktionen.

Die Verschiebung ist auch deutlich an der Umsatzverteilung abzulesen. Der Baranteil brach 2020 auf nur noch 40,9% mit 178,1 Mrd. Euro ein. Der Anteil der Kartenzahlungen am Umsatz im deutschen Einzelhandel schnellte im Berichtsjahr auf 56,3% hoch. Gemessen an der Anzahl der Transaktionen werden nur noch zwei Drittel der Einkäufe bar bezahlt, während es 2017 mit 78% sogar mehr als drei Viertel waren (siehe Grafik). Während 33% der Einkäufe 2020 mit Karte bezahlt wurden, waren es vor drei Jahren erst 21%.

Großer Gewinner Girocard

Großer Gewinner unter den Karten ist die Girocard, die ihren Anteil am Umsatz im Berichtsjahr im Vergleich zum Vorjahr um 6,5 Prozentpunkte auf 40,1% (174,2 Mrd. Euro) steigerte. Gemessen an der Anzahl ist der Anstieg der Girocard seit 2017 von 10,3% auf 24,1% erheblich. Auch Kreditkarten konnten binnen Jahresfrist ihren Anteil am Umsatz auf 8,5 (7,6)% weiter ausbauen und binnen drei Jahren den Anteil an den Transaktionen auf 4,7 (2,2)%.

Die Coronakrise hat zudem den Trend zum kontaktlosen und mobilen Bezahlen befeuert. Der Anteil der kontaktlosen Transaktionen der Girocard liegt laut EHI bei 60% und macht rund 55% des gesamten Girocard-Umsatzes aus. Bei den Kreditkarten liege der Kontaktlosanteil sogar noch rund 15 Prozentpunkte höher. Mobiles Bezahlen per Smartphone bewege sich mit steigendem Trend in einer Größenordnung zwischen 5 und 10% aller kontaktlosen Transaktionen. Insgesamt ist aber der stationäre Einzelhandelsumsatz von 445 Mrd. auf 435 Mrd. Euro gesunken, da die teilweise zweistelligen Umsatzzuwächse in Baumärkten, Supermärkten und SB-Warenhäusern die hohen Verluste im modischen Fachhandel (circa minus 25 bis 30%) und vielen sonstigen Bereichen sowie die Umsatzverlagerung in den E-Commerce nicht ausgleichen konnten, wie das EHI erläutert. So hätten die Corona-bedingt vielfach geschlossenen Geschäfte das Internet für viele Menschen attraktiver gemacht und dem stationären Handel Umsatzeinbußen beschert.