Im Gespräch:Deutschlandchef Piater-Frankenfeld über den Wechsel zu Visa

Payhawk stellt die Weichen im Kartengeschäft neu

Payhawk setzt künftig stärker auf Visa. Für das Fintech-Unternehmen sei Umsetzung und Geschwindigkeit beim Schnittstellenmanagement wichtig, sagt Deutschland-Chef Piater-Frankenfeld.

Payhawk stellt die Weichen im Kartengeschäft neu

Als vor wenigen Jahren eine Fintech-Gründungswelle durch Europa schwappte, gingen auch eine ganze Reihe Start-ups mit dem Fokus Ausgabenmanagement von Firmen in den Markt. Eines davon ist das 2018 in Bulgarien gegründete Start-up Payhawk, das heute seinen Hauptsitz in London hat. Mit seinen Finanzierungsrunden vom November 2021 und Februar 2022 wurde es zum ersten (und bislang einzigen) Unicorn Bulgariens.

Mission: Digitalisierung des Rechnungsmanagements

Das Start-up-Unternehmen hat es sich zum Ziel gesetzt, das Rechnungsmanagement umzukrempeln. Payhawk will den bislang fragmentierten Prozess derart digitalisieren, dass die Daten automatisiert abgeglichen und in die ERP-Systeme übermittelt werden. Die Abrechnung von Spesen und Sonstigem soll dabei über eine Kreditkarte erfolgen. Als neuen Deutschland-Chef hatte Payhawk im Juni dieses Jahres Ralph Piater-Frankenfeld rekrutiert, der Erfahrung aus dem Zahlungsverkehr mitbringt, dank vorheriger Stationen beim Payment-Provider Checkout und bei Paypal.

Expansion unter gutem Stern

Dabei steht die Expansion für Piater-Frankenfeld unter einem guten Stern. Denn bei Payhawk gab es schon bald positive Neuigkeiten: „Wir haben kürzlich eine E-Geld-Lizenz erhalten, womit wir weniger auf Partner im Acquiring, Issuing und Processing angewiesen sind“, sagt er im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.

Mehr selber machen

Mit eigener Lizenz könne Payhawk eine größere Dienstleistungstiefe anbieten, die Services selbst gestalten und sich noch mehr auf die Produktentwicklung fokussieren. Piater-Frankenfeld zufolge befindet sich das Unternehmen zudem bereits auf dem Weg in die Profitabilität.

In der Wertschöpfungskette aufgerückt

Der Erhalt einer neuen Lizenz stellt für viele Fintechs eine Zäsur dar. Die Unternehmen rücken in der Wertschöpfungskette auf und sind weniger abhängig von Partnern. Zugleich steigen die regulatorischen Anforderungen, was für viele Neugründungen nicht ohne Tücken ist.

Auch vor diesem Hintergrund hat sich Payhawk für eine weitere strategische Weichenstellung entschieden. „Wir haben die Kreditkartenpartnerschaften ausgeweitet und gehen neben Mastercard nun auch über Visa“, sagt Piater-Frankenfeld.

Die Akzeptanz der beiden großen Anbieter sei im Wesentlichen deckungsgleich, aber: „Bei Visa sind wir über die E-Geld-Lizenz Principal Member von Visa Europe geworden und sind sehr zufrieden mit der Integration von innovativen Funktionalitäten.“ Für Payhawk sei Umsetzung und Geschwindigkeit beim Schnittstellenmanagement wichtig.

Wahlfreiheit zwischen Debit- und Kreditkarte

Mit der neuen Lizenz hat es für Payhawk Priorität, das Angebot an Zahlungsoptionen auszubauen. Zum Beispiel können Kunden in einigen Märkten bereits zwischen Debit- und Kreditkarten wählen. Künftig sollen alle Kunden diese Wahlmöglichkeit haben.

Payhawks Angebot richtete sich in der Vergangenheit vorwiegend an Kunden aus dem Mittelstand. Vermehrt arbeitet das Unternehmen mittlerweile aber auch im Enterprise-Segment.  „Es laufen erste Piloten mit Dax-Unternehmen, die vielversprechend aussehen“, sagt Piater-Frankenfeld.

Höhere Margen im Firmenkundensegment

Der Zahlungsverkehrspezialist betont, dass Payhawk eine Strategie des gesunden Wachstums verfolge und grundsätzlich margenorientiert agiere. „Die Zeiten des Hyper-Wachstums in Fintech sind erstmal vorbei.“ Dabei sieht das Geschäftsmodell von Payhawk so aus, dass das Start-up neben Monatsbeiträgen für das Plattform-Rechnungsmanagement vor allem über die Interchange-Gebühr Einnahmen generiert – und die ist bei Firmenkunden-Kreditkarten höher als im Retailsegment.

Effizienter digitalisieren

Der Payhawk-Deutschland-Chef merkt an, dass der Fokus auf der Buchhaltung liegt. Zeitraubende manuelle Prozesse könnten mit der Software von Payhawk digitalisiert werden, angefangen von der Ausgabe der Firmenkarten über Ausgaben und Zahlungen bis hin zu Rechnungen. Auf diese Weise erlange der Buchhalter eine „Managementfunktion im Rechnungswesen“.

Die Internationalisierung von Payhawk wird über die Londoner Zentrale gesteuert, das Entwicklerzentrum befindet sich in Sofia, das so wie viele osteuropäische Metropolen auf einen großen Talentepool zurückgreifen kann. Büros unterhält man außerdem in Berlin, Paris, Barcelona, Amsterdam und New York. Kernmärkte sind die USA, Großbritannien und Europa.

Im Gespräch: Ralph Piater-Frankenfeld

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Der Deutschlandchef des Fintechs kann auf Basis einer E-Geld-Lizenz plus der Kreditfunktion einiges neu aufsetzen

Von Björn Godenrath, Frankfurt

Das Fintech Payhawk tritt in eine neue Wachstumsphase ein. Man habe eine E-Geld-Lizenz erhalten und arbeite nun mit stärker mit Visa zusammen, so der neue Deutschland-Chef Ralph Piater-Frankenfeld im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Damit rückt Payhawk in der Wertschöpfungskette auf.

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