Peking friert Stock Connect ein
Peking hat die Börsenverbindung zwischen London und Schanghai Reuters zufolge aus politischen Gründen ausgesetzt. Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es zwar nicht, aber es wird schon seine Gründe haben, dass bislang nur ein Unternehmen den London-Shanghai Stock Connect in Anspruch genommen hat.hip London – Die Börsenverbindung zwischen London und Schanghai ist Reuters zufolge von der chinesischen Seite aus politischen Gründen vorübergehend ausgesetzt worden. Die britische Regierung hatte wiederholt das Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen die Demokratiebewegung in der chinesischen Sonderwirtschaftszone Hongkong kritisiert.Wie die Nachrichtenagentur unter Berufung auf nicht genannte Quellen berichtet, wurde das für Dezember geplante Listing des chinesischen Konglomerats SDIC Power nicht mit Blick auf die Lage an den Märkten abgeblasen, sondern weil Peking die Börsenverbindung einseitig aussetzte. Angeblich wurde auch der Versicherer China Pacific Insurance, der im Auftaktquartal in London an den Markt gehen wollte, angewiesen, seine Pläne auf Eis zu legen. Bislang handelt es sich beim London-Shanghai Stock Connect um eine Einbahnstraße, von der lediglich der Broker Huatai Securities aus Nanking Gebrauch machte.Weder die London Stock Exchange Group (LSEG) noch die Financial Conduct Authority, von der die Verbindung beaufsichtigt wird, wollten gestern eine Stellungnahme zu dem Bericht abgeben. Das chinesische Vorgehen komme einer “erniedrigenden Demütigung” für die LSEG gleich, sagte Patrick Young, der Herausgeber von “Exchange Invest”. “Es zeigt auch den Aberwitz des kurzsichtigen Fokus auf den gigantischen Kampf für eine Reform von Refinitiv, während man die Möglichkeit hatte, mit Hong Kong Exchanges zu fusionieren und eine ganze Reihe erfolgreicher Direktverbindungen mit chinesischen Börsen über die Sonderwirtschaftszone zu zementieren.”Der City-Veteran David Buik, der lange für Panmure Gordon den Markt beobachtete, sieht Pekings Vorgehen als Bestätigung für die Entscheidung von CEO David Schwimmer, alle Avancen aus Hongkong zurückzuweisen. “China ist wegen der britischen Unterstützung für die Demokratie in der ehemaligen Kronkolonie offenkundig sehr unzufrieden”, sagte Buik. “Es wird in den kommenden Jahren reichlich Gelegenheiten für die LSEG geben, den richtigen globalen Deal zu machen.”Im Juni 2019 war der London-Shanghai Stock Connect nach einer Vorlaufzeit von vier Jahren zusammengestöpselt worden. Britische Firmen sollten durch die Börsenverbindung zumindest theoretisch die Möglichkeit erhalten, sich vor allen anderen ausländischen Unternehmen an einer Börse der Volksrepublik notieren zu lassen – allerdings nicht ihre Aktien, sondern lediglich Hinterlegungsscheine (Chinese Depositary Receipts, CDR).Die Börsenverbindung unterscheidet sich damit strukturell ganz grundlegend vom Stock Connect zwischen Hongkong und Schanghai, der einen Handel chinesischer Aktien ermöglicht, ohne dass dafür erst irgendwelche Hinterlegungsscheine gelistet werden müssen.Huatai sammelte mit seinen GDRs (Global Depositary Receipts) im Juni vergangenen Jahres in London 1,54 Mrd. Dollar ein. Angestrebt hatte der Broker bis zu 2 Mrd. Dollar. Ein britisches Unternehmen, das gleichzeitig in Schanghai an die Börse gehen wollte, gab es offenbar nicht – es hat sich auch noch keines gefunden. Anders als chinesische Firmen, die in London Geld einsammeln gehen, dürfen britische Firmen CDR-Emissionen nicht für Kapitalerhöhungen nutzen. Dabei war die Stimmung der Anleger in Schanghai schon seit 2014 nicht mehr so gut wie 2019. Der Shanghai Composite legte im Vorjahr um 22 % zu.