Pensionseinrichtungen investieren zu konservativ
la Frankfurt – Deutsche Pensionseinrichtungen bleiben trotz des anhaltenden Niedrigzinsumfeldes einer konservativen Anlagestrategie verhaftet und nutzen die bestehenden Potenziale zur Diversifizierung ihres Portfolios nicht. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie “Pension Risk Management und Anlage von Pensionsvermögen 2014” der Unternehmensberatung Towers Watson.Trotz aller Bemühungen um eine stärkere Diversifizierung würden sich die Gewichte in den Portfolios nur wenig verschieben, heißt es. Nach wie vor sei der Anteil von Anleihen mit durchschnittlich 59 % und der von Aktien mit 27 % hoch. Alternative Investments machten erst rund 10 % aus.Innerhalb des Anleiheportfolios dominieren Euro-Investment-Grade-Anleihen mit einem Anteil von 30 % und Euro-Staatsanleihen der Kernländer mit 29 %. Der Anteil der Euro-Staatsanleihen der Peripherie sei mit dem Abbau von Anlagerestriktionen, die im Rahmen der Schuldenkrise das Anlageuniversum eingeschränkt hatten, aber wieder auf 8 % gestiegen. In der Aktienanlage agieren die Pensionseinrichtungen internationaler als bei Renten. Durchschnittlich 47 % des Aktienportfolios bestehen aus globalen Dividendentiteln, 39 % sind Euro-Aktien und 14 % Emerging-Markets-Titel. Towers Watson zufolge könnte der Grund für die starke Übergewichtung europäischer Titel die Tendenz der Investoren zum Heimatmarkt sein, was seine Gründe in beschränkten Informationen über den globalen Markt oder auch in der Vermeidung von Transaktionskosten und Wechselkursrisiken haben könnte. Nur eine NebenrolleAlternative Anlageklassen nehmen bei Pensionseinrichtungen traditionell eine Nebenrolle ein und werden lediglich als komplementäre Asset-Klasse gesehen. Laut der Studie werden einfach implementierbare Anlageklassen wie Immobilien, Private-Equity-Dachfonds oder Commodities vorgezogen.Insgesamt seien die deutschen Pensionspläne damit deutlich konservativer ausgerichtet als angelsächsische Investoren, die viel stärker in renditeorientierte Anlageklassen anlegten, heißt es. Die ungenutzten Möglichkeiten zur Diversifizierung bergen nach den Worten von Nigel Cresswell, Leiter Investment Consulting bei Towers Watson, aber großes Potenzial zur Renditeverbesserung bei gleichzeitig steigender Robustheit des Portfolios. Aus einer Befragung der Unternehmen habe sich eine durchschnittliche Erwartungsrendite von jährlich 3,9 % über die nächsten zehn Jahre ergeben. Eine sehr konservative Asset-Allokation mit einem hohen Anleiheanteil aber werde auf längere Sicht die Rendite der Pensionspläne drücken, warnte Cresswell. Die Autoren der Studie sehen nun verschiedene Handlungsoptionen für die Pensionseinrichtungen. Neben der Möglichkeit einer Neuausrichtung der Anlagen, die im Rentenportfolio eine weitere Öffnung gegenüber den europäischen Peripherieländern oder anderen alternativen Anlageklassen wie High Yields und Loans umfassen könnte, wird auch der Smart-Beta-Ansatz betont. Dieser soll es dem Investor ermöglichen, ein breites Spektrum an Risikoprämien zu vereinnahmen. Smart Beta ermögliche einen kostengünstigen Zugang zu einem verbesserten Beta oder zu irrtümlich als Alpha bezeichneten systematischen Renditequellen, heißt es. Potenzial sieht Towers Watson aber vor allem in der Ausschöpfung von Governance-Strukturen. Eine effektive Governance baue unter anderem auf den langfristigen Rendite-Risiko-Zielen und -Erfordernissen des Investors auf und stelle eine möglichst breite Nutzung von Renditetreibern in den Fokus. Die Bedeutung von Governance-Budgets werde von deutschen Pensionseinrichtungen häufig noch unterschätzt, heißt es. Dabei seien sie einer der wichtigsten Faktoren für den Anlageerfolg und würden wesentlich zu effizienterer Implementierung und Erfolgsmessung der Investmentstrategie beitragen.Towers Watson erwartet, dass sich das Verständnis von Governance deutlich wandeln wird. Bislang sei sie als losgelöstes, eigenständiges Konzept wahrgenommen worden, das zu Beginn des Investmentprozesses festgelegt wird und statisch verläuft. Künftig dürften die Unternehmen angesichts der gestiegenen Komplexität ihre Governance aber ganzheitlicher betrachten.