KOMMENTAR

Perlen fürs Portfolio

Börsen-Zeitung, 26.5.2017 Eigentlich, so heißt es, wollte der Finanzinvestor Cerberus die österreichische Bawag nur für fünf Jahre halten, als er die Bank 2007 vor der Pleite rettete. Daraus ist inzwischen die doppelte Zeit geworden, und es zeichnet...

Perlen fürs Portfolio

Eigentlich, so heißt es, wollte der Finanzinvestor Cerberus die österreichische Bawag nur für fünf Jahre halten, als er die Bank 2007 vor der Pleite rettete. Daraus ist inzwischen die doppelte Zeit geworden, und es zeichnet sich kein schneller Ausstieg ab. Vielmehr soll mit dem angekündigten Kauf der Stuttgarter Südwestbank die europäische Expansion gestartet werden.Die jüngere Geschichte erfolgreicher Übernahmen deutscher Banken durch Finanzinvestoren ist kurz. Besser in Erinnerung ist der Kauf der IKB durch den Investor Lonestar im Oktober 2008. Bank und Marke sind praktisch vom Markt verschwunden und der 2010 von Lonestar angekündigte Ausstieg mangels Interessenten bis heute nicht erfolgt. Diesem Schicksal dürfte die Südwestbank zunächst entgehen. Sie ist, im Gegensatz zur IKB oder der ebenfalls von Finanzinvestoren umworbenen HSH Nord, ein gesundes Institut mit solider Bilanz. Und sie unterliegt nicht nur durch ihre konservative Risikopolitik Wachstumsbeschränkungen. Anders als die Bawag mit Cerberus im Rücken können die Eigentümer der Südwestbank nicht mal eben 60 Mill. Euro in eine moderne IT-Infrastruktur investieren. Eine Expansion aus eigenen Mitteln, wie sie die Bawag plant, ist ebenfalls unrealistisch. Sollte die Südwestbank wirklich als Plattform für den weiteren Ausbau der Bawag-Geschäfte in Deutschland dienen, werden die Bank und ihre Mitarbeiter zunächst davon profitieren – zumal Name und Marke nach derzeitigem Verhandlungsstand erhalten bleiben und die bisherige Mannschaft um Vorstandschef Wolfgang Kuhn in die künftige Strategie involviert werden soll.”Wir sind überzeugt, dass es in Österreich ebenso wie in ganz Europa zu einer mehr oder weniger raschen Konsolidierung der Bankenlandschaft kommen wird”, schreibt die Bank in einer Präsentation. Sie hofft also, immer günstiger zukaufen zu können. Gleichzeitig zeichneten sich Deutschland, Österreich und die Schweiz “durch starke makroökonomische Fundamentaldaten, ein stabiles Rechtssystem und eine gute Kreditqualität im Privat- und Firmenkundengeschäft” aus. Langfristig, wenn die Konsolidierung vorbei ist, sieht die Bawag demnach für europäische Banken hervorragende Wachstumschancen. Bis dahin kann Cerberus das Bawag-Portfolio so erweitern und modellieren, dass sich spätestens dann ein Käufer finden dürfte.