Pfandbriefbank gerät ins Stolpern
Nach einem schwachen Neugeschäft im zweiten Quartal hat die Deutsche Pfandbriefbank ihre Prognose für den Zins- und Provisionsüberschuss 2016 gesenkt. Dank niedrigerer Kosten bleibt das Ziel für das Vorsteuerergebnis jedoch unverändert. Die Aktie ging mit einem Minus von 7 % aus dem Handel.mic München – Wie läuft es für die Finanzwirtschaft? “Das Bankenbarometer steht auf stark veränderlich”, lautet die Einschätzung von Andreas Arndt, Vorstandschef der Deutschen Pfandbriefbank. Aber sein Institut erweise sich als Schiff, das mit gerefften Segeln und leicht verminderter Fahrt auf Kurs bleibe. Diese Sichtweise teilte der Kapitalmarkt nicht. Der Aktienkurs gab im Tagesverlauf nach. Das Papier beendete den Xetra-Handel mit einem Abschlag von 6,8 % auf 8,30 Euro. Konservative KreditvergabeKosten und Risiko seien gut unter Kontrolle, dennoch bekomme die Pfandbriefbank den verstärkten Wettbewerb und den Margendruck in der Branche zu spüren, räumte Arndt ein. Seine Schlussfolgerung: “Lieber schreiben wir weniger Neugeschäft, als nicht das richtige Neugeschäft zu schreiben.” Die Bank behalte ihren konservativen Ansatz bei der Kreditvergabe bei.Das zweite Quartal spiegelt den Wettbewerbsdruck wider. Das Neugeschäft landete auf dem niedrigsten Niveau seit neun Quartalen. Es sank von 3,2 Mrd. Euro auf 1,8 Mrd. Euro. Im Halbjahr stehen damit 4,7 Mrd. Euro statt 6 Mrd. Euro wie in der Vorjahresperiode zu Buche. Dies zwang den Immobilienfinanzierer zu einer Prognosesenkung für das laufende Jahr. Statt eines unveränderten Neugeschäftsvolumens von 12 Mrd. Euro erwartet er nun einen deutlichen Rückgang. Das strategische Immobilienportfolio soll – wie zum Halbjahr – stabil bei 31,3 Mrd. Euro gehalten werden, statt wie prognostiziert deutlich zu wachsen. Intensiver KonkurrenzkampfDies werde das Zins- und Provisionsergebnis (2015: 440 Mill. Euro) nicht nur wie ursprünglich geplant leicht, sondern deutlich schwächen, sagte Arndt. Trotzdem hielt er an der Vorgabe fest, dass das Ergebnis vor Steuern nur leicht unter das Vorjahresniveau von 195 Mill. Euro fallen soll. Die Kreditrisikovorsorge, die zum Halbjahr auf 0 stand, werde unter den Erwartungen von 10 bis 12 Basispunkten auf das strategische Immobilienfinanzierungsportfolio bleiben. Zudem würden die Verwaltungskosten sinken. Im ersten Halbjahr gingen sie um 4 % auf 94 Mill. Euro zurück. Arndt relativierte die Erwartung eines nur leicht sinkenden Vorsteuerergebnisses: “Bei einer zusätzlichen Verschärfung der ohnehin schwierigen Marktsituation werden sich diese Erwartungen allerdings nicht realisieren lassen.” In den ersten sechs Monaten ist das Ergebnis vor Steuern um 22 % auf 87 Mill. eingebrochen (siehe Tabelle).Trotzdem betonte Arndt: “Ich würde das zweite Quartal in der Entwicklung nicht zu sehr überbewerten.” Der Rückgang des Neugeschäfts beruhe auf zwei Faktoren. Erstens habe die Bank die Prolongationen aufgrund des Margendrucks reduziert. Sie halbierten sich auf 0,4 Mrd. Euro (siehe Grafik). Zweitens sei das Geschäft mit der öffentlichen Investitionsfinanzierung enttäuschend verlaufen. Dort könne man Rückstände im zweiten Halbjahr aufholen. Arndt betonte, das beim Kunden gezeichnete Immobilienfinanzierungsneugeschäft – sogenanntes Primärgeschäft – sei leicht gestiegen. Im Schnitt habe die Bruttomarge so bei 170 Basispunkten gehalten werden können. Arndt warnte zugleich: “Es wird immer sportlicher, auskömmliche Margen zu verteidigen.” Einerseits seien Bankengruppen, die deutlich mehr Liquidität als die Pfandbriefbank hätten, sehr darauf aus, die Mittel unter das Volk zu bringen. Der Vorstandschef nannte keine Namen, dürfte aber insbesondere die Landesbanken im Blick gehabt haben.Andererseits beteiligten sich auch Nichtbanken wie Versicherer oder Fondsgesellschaften an dem Wettbewerb um die gewerbliche Immobilienfinanzierung. Während angelsächsische Investoren wüssten, wie zu kalkulieren sei, seien Marktteilnehmer aus Deutschland und Europa “margenresistent” unterwegs und sorgten für zusätzlichen Druck. Die Pfandbriefbank setzt auf ihr Primärgeschäft, wie Arndt betonte: “Gegen diese Wettbewerber hilft nur eins: dass Sie früh beim Kunden sind.” Das Institut müsse bereits die Transaktionen mitgestalten. Stresstest gemeistertZudem registriert der Bankchef einen Silberstreif am Horizont: “Wir spüren allerdings auch in den letzten Wochen zunehmend, vielleicht hat das etwas mit den Stresstests zu tun, dass einige Banken – offenkundig aufgrund ihrer eher engen Kapitalsituation – anfangen, etwas vorsichtiger im Markt zu agieren, was die Margengestaltung anbetrifft.”Den Stresstest der Europäischen Zentralbank (EZB) meistert die Pfandbriefbank, die von der European Banking Authority (EBA) nicht als Stresstestteilnehmer ausgewählt worden war, offenbar gut. Nach eigenen Berechnungen bleibe die harte Kernkapitalquote, volle Umsetzung von Basel III vorausgesetzt, im adversen Stressszenario für das Jahr 2018 in zweistelliger Prozenthöhe. Am 30. Juni betrug sie 18,4 %. Erste Kredite in den USADer angekündigte Wiedereinstieg in den US-Immobilienmarkt soll in der zweiten Jahreshälfte mit der Vergabe der ersten Kredite beginnen. Arndt erklärte, die Bank werde auf Syndizierung und auf Büroimmobilien an der Ostküste setzen. Der Konkurrent Aareal Bank buchte dort jüngst bereits 40 % seines Neugeschäfts. In Großbritannien will die Pfandbriefbank auch nach dem Votum der Wähler für ein Brexit weiter Geschäfte machen. “Wir sehen, dass der Markt eher auf Preiskorrektur gestimmt ist”, räumte Arndt allerdings ein.Durch die hohe Refinanzierung von 3,5 (i.V. 2,2) Mrd. Euro im ersten Halbjahr und das niedrigere Neugeschäft betrage die Überliquidität aktuell mehr als 2 Mrd. Euro, sagte Arndt. Daher ziele die Preisgestaltung für die Fest- und Tagesgeldkonten der Privatanleger darauf, die Anlagen eher stabil zu halten. Sie waren von Ende März bis Ende Juni um 0,3 Mrd. Euro auf 3,4 Mrd. Euro gestiegen.—– Wertberichtigt Seite 6