Flaute am Immobilienmarkt

Pfandbriefbank kommt unter die Räder

Die Flaute am Immobilienmarkt zwingt die Deutsche Pfandbriefbank zu einer drastisch erhöhten Risikovorsorge. In der Folge halbiert sich die Gewinnprognose für das laufende Jahr nahezu.

Pfandbriefbank kommt unter die Räder

Pfandbriefbank kommt unter die Räder

Vorstand halbiert Gewinnprognose wegen erhöhter Risikovorsorge – Aktienkurs bricht ein – Sonderdividende entfällt

Die Flaute am Immobilienmarkt zwingt die Deutsche Pfandbriefbank zu einer drastisch erhöhten Risikovorsorge. In der Folge halbiert sich die Gewinnprognose für das laufende Jahr nahezu. Vorstandschef Andreas Arndt erwartet eine Stabilisierung des Marktes erst in der ersten Hälfte 2024.

mic München

Die Unruhe am Immobilienmarkt setzt auch die Deutsche Pfandbriefbank zunehmend unter Druck. Nach einer weiteren Risikovorsorge prognostiziert das Institut nun ein Vorsteuerergebnis von 90 bis 110 Mill. Euro im laufenden Jahr. Bisher hatte der Finanzierer gewerblicher Immobilien den Aktionären 170 bis 200 Mill. Euro in Aussicht gestellt. Bereits im August hatten die Münchner die Prognose für das Neugeschäft von 9 bis 10 Mrd. Euro auf 6,5 bis 8 Mrd. Euro gesenkt. Bis zum Schluss des Xetra-Handels sank der Aktienkurs, der zuvor schon 10% unter dem Niveau des Jahresbeginns gelegen hatte, um 11% auf 5,86 Euro.

„Wir rechnen erst im ersten Halbjahr 2024 mit einer Stabilisierung am Immobilienmarkt“, erklärte Vorstandsvorsitzender Andreas Arndt, der sein Amt in den ersten Monaten des nächsten Jahres an Kay Wolf übergibt und in den Ruhestand geht. Der Preisfindungsprozess am Immobilienmarkt ziehe sich deutlich länger hin als erwartet: „Wir haben uns daher entschieden, bereits im dritten Quartal die bilanzielle Risikovorsorge deutlich zu erhöhen.“ Die neue Gewinnprognose berücksichtige eine weitere Risikovorsorge im vierten Quartal, hieß es.

Nächtliche Gewinnwarnung

Die Bank, die ihre Gewinnwarnung in der Nacht auf Mittwoch veröffentlichte, verbucht nun in den ersten neun Monaten eine Risikovorsorge von 104 Mill. Euro, fast dreimal so viel wie im Vorjahreszeitraum. Von Juli bis Ende September flossen damit 83 Mill. Euro in die Vorsorge, denn im ersten Halbjahr waren nur 21 Mill. Euro aufgelaufen. Darüber hinaus löste der Vorstand im dritten Quartal eine Vorsorge aus besonderen Vorsichtsgründen (Management Overlay) vollständig auf. Sie umfasste 28 Mill. Euro.

Der Gewinneinbruch hat Folgen für die Aktionäre. Für das laufende Jahr werde es anders als in den Vorjahren keine Sonderdividende geben, kündigte die Deutsche Pfandbriefbank an. Zuletzt hatte das Institut die Hälfte des Konzerngewinns nach Steuern ausgeschüttet, hinzu kamen 25% als Sonderdividende. So war für das Jahr 2022 eine Dividende von 0,95 (2021: 1,18) Euro je Aktie gezahlt worden. Der Vorstand begründete den Ausfall der Sonderzahlung mit der Lage an den Immobilienmärkten. Über den Dividendenvorschlag werde entschieden, wenn das Jahresergebnis veröffentlicht werde.

Die Bank veröffentlichte darüber hinaus Eckdaten für die ersten neun Monate, das vollständige Zahlenwerk folgt am 14. November. Demnach betrug das Vorsteuerergebnis 91 Mill. Euro nach 159 Mill. Euro im Vorjahreszeitraum. Damit wurde im dritten Quartal ein Ergebnis vor Steuern von nur 10 Mill. Euro erwirtschaftet, und für das vierte Quartal wird auch eine schwarze Null für möglich gehalten. Der Zinsertrag sei im dritten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 20% gestiegen, wurde betont.

Kernkapitalquote unter Druck

Die Deutsche Pfandbriefbank warnte darüber hinaus, dass ihre Kernkapitalquote (CET1) temporär sinken könnte. Sie begründete dies mit standardisierten Modellparametern, die die Bank nutzen werde, bis sie nach Verschärfung von Basel III ein neues Regelwerk für den größten Teil ihres Portfolios anwende. Dies sei der sogenannte Foundation Internal Ratings Based Approach (F-IRBA), der nach Meinung der Bank insbesondere für Portfolien im Bereich der gewerblichen Immobilienfinanzierung der künftig führende Modellstandard sein wird. Die Europäische Zentralbank sei informiert, dass die Pfandbriefbank diese Entscheidung getroffen habe.

Wertberichtigt Seite 2
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