Pfandbriefbank tritt in den USA auf die Bremse
Pfandbriefbank tritt in den USA auf die Bremse
Kein Neugeschäft im laufenden Jahr – Existierende Risikovorsorge soll mögliche weitere Bewertungskorrektur abpuffern – Dividende entfällt
Die Deutsche Pfandbriefbank sieht sich für einen weiteren Preisrückgang auf dem US-Immobilienmarkt gerüstet. Dies begründete der neue Vorstandsvorsitzende Kay Wolf in der Bilanzpressekonferenz mit der existierenden Risikovorsorge. Die Dividende für das vergangene Jahr wird gestrichen.
mic München
Die Deutsche Pfandbriefbank tritt in den Vereinigten Staaten auf die Bremse. „Für das laufende Jahr haben wir das Thema Neugeschäft in den USA zurückgestellt“, sagte Finanzvorstand Marcus Schulte in der Telefon-Bilanzpressekonferenz am Donnerstag.
Zudem rechnet die Spezialbank für die Finanzierung von Gewerbeimmobilien im ersten Halbjahr mit weiteren Bewertungskorrekturen auf dem US-Immobilienmarkt. „Aber die sollten nach unserer Einschätzung geringer als 2023 ausfallen“, sagte der seit Anfang März amtierende Vorstandsvorsitzende, Kay Wolf, der bei seinem ersten öffentlichen Auftritt einen zuversichtlichen Grundton wählte und um Vertrauen warb. Die Aktienkurs stieg um 9,6% auf 4,56 Euro.
Schulte erklärte, im US-Portfolio der notleidenden Kredite von 607 Mill. Euro (Ende 2022: 301 Mill. Euro) decke die bestehende Risikovorsorge eventuelle weitere Preisrückgänge von bis zu 30% ab. Das nichtnotleidende US-Portfolio von 4,5 Mrd. Euro (2022: 4,7 Mrd. Euro) sei für einen Preisrückgang bei Büroimmobilien von 20% gerüstet. Bei einem Bewertungsabschlag von einem Fünftel entstünde ein weiteres Risikopotenzial von rund 100 Mill. Euro. Dem stehe eine bereits gebildete Risikovorsorge der Stufen 1 und 2 in Höhe von 121 Mill. Euro gegenüber.
Beleihungsauslauf steigt
Die Bank aus Garching nahe München hat laut Schulte im vergangenen Jahr die Bewertung der notleidenden US-Kredite um 35% reduziert. Der durchschnittliche Beleihungsauslauf stieg damit auf 87%. Jene US-Immobilien, für die die Kredite bedient werden, wurden um 19% im Wert reduziert. Dies entspreche der Bewegung der Märkte, in denen die Bank in den USA präsent sei, so Schulte. Der durchschnittliche Beleihungsauslauf liege bei 64%.
Das Immobilienportfolio der Pfandbriefbank addierte sich – gemessen am Exposure at Default – Ende vergangenen Jahres auf 33 Mrd. Euro nach 31 Mrd. Euro Ende 2022. Davon sind 1,5 Mrd. Euro als notleidend eingestuft nach zuvor 0,8 Mrd. Euro. Während Finanzierungen in den USA nur 16% von den 33 Mrd. Euro stellen, liegt ihr Anteil an den notleidenden Krediten mit 607 Mill. Euro bei 40%. Es handelt sich ausschließlich um Büroimmobilien. Weltweit hat die Bank 787 Mill. Euro ihrer 16,7 Mrd. Euro Büroimmobilien-Kredite als notleidend eingestuft. Damit wurden 77% der nun notleidenden Bürokredite in den USA vergeben.
„Kein gutes Jahr“
Ebenfalls stark gestiegen ist der Anteil notleidender Kredite im Geschäft mit Immobilienentwicklern. Sie stiegen von einem zweistelligen Millionenbetrag Ende 2022 auf etwa 400 Mill. Euro. Ein Drittel der ausgereichten 3,2 Mrd. Euro liegt in Projekten, die aktuell gebaut werden. Dort bestehe das größte Risiko, hieß es.
Die Risikovorsorge verfünffachte sich im vergangenen Jahr nahezu auf 212 Mill. Euro. Der Bestand der Vorsorge stieg auf 589 Mill. Euro. Hiervon sind 259 Mill. Euro für die US-Immobilien reserviert. Mit 138 Mill. Euro entfällt gut die Hälfte auf notleidende Kredite.
Mit dem Ergebnis 2023 zeigte Wolf sich unzufrieden. „Das war kein gutes Jahr“, sagte er. Die Dividende will die Bank streichen. „Natürlich wollen wir unsere Aktionäre auch in Zukunft an unserem Erfolg beteiligen“, sagte Wolf. Zuletzt hatte die Bank, die sich bisher als Dividendentitel positioniert hat, 0,95 Euro je Aktie gezahlt.
Hohe Sondererträge
Wie bereits anlässlich der Vorlage von Eckzahlen am 7. Februar erklärt, sank der Gewinn vor Steuern von 213 auf 90 Mill. Euro. Auffällig hinsichtlich der Ergebnisqualität ist, dass keine Steuerzahlungen anfielen.
Der wesentliche Rückenwind für das Ergebnis stammt aus dem Realisationsergebnis. Es legte um 70 Mill. Euro auf 85 Mill. Euro zu. Auch das sonstige Ergebnis stieg um 33 Mill. Euro – ausgehend von minus 1 Mill. Euro – auf 32 Mill. Euro. Rund die Hälfte dieser Gewinne wurden in beiden Fällen im vierten Quartal erzielt.
Schulte erklärte, im Realisationsergebnis habe der Rückkauf von Anleihen einen Ertrag von 22 Mill. Euro beigetragen. Der Abbau von Assets habe 33 Mill. Euro eingebracht. Ablaufende Forderungen hätten 24 Mill. Euro geliefert. Vorfälligkeitsentschädigungen, die vor der Zinswende eine große Rolle gespielt hatten, standen nur für 6 Mill. Euro.