Pfandbriefbanken setzen weiter auf vertrauensvollen Dialog

Vielfältige Berührungspunkte zwischen Währungshütern und dem Vorzeigeprodukt des deutschen Finanzsektors - Bewährte Partnerschaft

Pfandbriefbanken setzen weiter auf vertrauensvollen Dialog

Wohl noch nie zuvor in der 60-jährigen Geschichte der Deutschen Bundesbank war die Verbindung dieser hochreputierlichen Institution zum Pfandbrief enger und unmittelbarer als heute. Seit nunmehr fast drei Jahren laufen die Kaufprogramme der Europäischen Zentralbank (EZB) für Covered Bonds, als Teil ihrer umfassenden geldpolitischen Strategie. Im Rahmen dessen dürften Pfandbriefe für einen stattlichen Milliardenbetrag ihren Weg in die Bücher der Bundesbank, die ein wesentlicher Akteur im europäischen Zentralbanksystem ist, gefunden haben.Es ist anzunehmen, dass dieser Umstand den Verantwortlichen in Frankfurt keine Sorgenfalten auf die Stirn treiben wird. Denn die Bundesbank hatte über die vergangenen Jahrzehnte hinweg einen durchaus nennenswerten Anteil daran, dass der Pfandbrief heute ein Inbegriff von Zuverlässigkeit und Qualität ist.Die Verbindungen zwischen den Währungshütern und dem Vorzeigeprodukt des deutschen Finanzsektors waren seit jeher – und sind bis heute – vielfältig. Sie reichen weit über die traditionelle Rolle des Pfandbriefs als Sicherheit bei den Offenmarktgeschäften der Notenbank und seine aktuelle Funktion als einer der Hebel der europäischen Geldpolitik hinaus und haben seiner Reputation an den internationalen Finanzmärkten sicherlich nicht geschadet. Fair und zuverlässigAus heutiger Sicht erscheint es sogar keineswegs übertrieben, in diesem Zusammenhang von einer verlässlichen und bewährten Partnerschaft zu sprechen. Es mag verwundern, dies so auszudrücken, fungiert die Bundesbank doch bis heute als maßgebliche Instanz der Bankenaufsicht. Diese Funktion übt sie aus Sicht der Institute nicht nur äußerst fachkundig, sondern auch in konstruktiver Weise aus: als fairer, zuverlässiger Ansprechpartner vor Ort, dem es zuvorderst immer darum geht, die langfristige Stabilität der einzelnen Bank wie auch des deutschen Finanzsystems zu sichern.Das wussten und wissen die Pfandbriefbanken sehr zu schätzen. Es ist ein besonderes Verdienst der Bundesbank, dass sie zu jeder Zeit die Fahne der deutschen Langfrist- und Stabilitätskultur hochgehalten hat. Als Wächterin über die Finanzmarktstabilität in Deutschland hat die Bundesbank einen tadellosen Track Record. Sie berührt damit den Markenkern des Pfandbriefs, dem Langfristorientierung und Stabilität quasi inhärent sind, als Instrument zur fristenkongruenten Refinanzierung häufig langfristiger Finanzierungsverpflichtungen.Diese Perspektive, die eines der wesentlichen Unterscheidungsmerkmale zwischen dem kapitalmarktorientierten Finanzsystem angelsächsischer Prägung und dem kontinentaleuropäischen System darstellt, ist gleichsam die Geschäftsgrundlage der Pfandbriefbanken – und das Wesensmerkmal des Pfandbriefs. Es ist heute unbestritten, dass die ausgeprägte Langfrist- und Stabilitätskultur in Deutschland – die etwa im international anerkannten Beleihungswertprinzip in der Immobilienfinanzierung zum Ausdruck kommt – einen wesentlichen Grund für die im Vergleich hohe Stabilität des hiesigen Finanzsektors darstellt. Und es ist ebenso unbestritten, dass der Pfandbrief gerade auch in Krisenzeiten als zuverlässiges Refinanzierungsinstrument eine wichtige Rolle dabei spielt.Dass die Bundesbank dies gerade auf dem schwierigen Terrain internationaler Verhandlungen, etwa auf dem Feld der Bankenregulierung, immer wieder mit Nachdruck vertreten hat, war stets im Interesse des deutschen Bankensektors insgesamt und der Pfandbriefbanken im Besonderen. Zuvorderst war und ist die Bundesbank eine der Sachwalterinnen deutscher Interessen im Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht, dem maßgeblichen Gremium für die Ausgestaltung der weltweiten Regulierung des Sektors. Hier kommt ihr die fundierte Kenntnis der Geschäftslage der Kreditinstitute zugute, die sie in ihrer Rolle als praxisnahe Aufsichtsinstanz gewinnt. In der Vorbereitung Baseler Positionen hat sich die Bundesbank auch offen gezeigt für die Argumente Dritter – wenn sie, wie im Falle der Pfandbriefbanken, auf einem soliden Datenfundament ruhten.Wie wichtig diese Rolle ist, hat sich zuletzt in den langwierigen Verhandlungen über die Vollendung des Eigenkapitalstandards Basel III gezeigt – die wegen ihrer potenziell weitreichenden Bedeutung in der Branche mit einer gewissen Berechtigung unter “Basel IV” firmieren. Hier geht es bis heute vor allem darum, eine nicht sachgerechte Benachteiligung europäischer Institute zu vermeiden, die intensiv in die Einführung und Weiterentwicklung interner Modelle für die Ermittlung des Eigenkapitals investiert haben, das zur Unterlegung von Kreditrisiken erforderlich ist. Diese internen Modelle, über deren Zulässigkeit im Rahmen der Verhandlungen kontrovers diskutiert wurde, messen das Kreditrisiko sehr viel genauer als der in den USA vorherrschende Kreditrisikostandardansatz.Da europäische Institute ihre Kreditportfolien auf der Bilanz halten und refinanzieren, wären sie von einer Einschränkung dieser Modelle deutlich stärker beeinträchtigt als ihre Wettbewerber in den USA, wo die Kapitalmarktfinanzierung vorherrscht und Kreditrisiken tendenziell aus der eigenen Bilanz ausgelagert werden. Dabei geht es insbesondere um die Frage, ob und in welcher Höhe im Falle der Verwendung von internen Modellen ein sogenannter Output Floor notwendig wäre, also eine pauschale Untergrenze für die Eigenkapitalunterlegung. Ein solcher Floor könnte bei europäischen Banken – und insbesondere bei Immobilienfinanzierern – zu deutlich steigenden Kapitalanforderungen führen.Der Bundesbank ist es neben der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zu verdanken, dass die hiesigen Interessen im Zuge der Verhandlungen Berücksichtigung finden. Wenngleich das, was dem Vernehmen nach nun als Kompromisslösung in Aussicht steht, die Institute auch noch erheblich belasten würde, muss man den positiven Verhandlungsbeitrag, den die Bundesbank hier leistet und immer geleistet hat, ausdrücklich hervorheben.Auch dass es bei den diversen Regulierungsmaßnahmen im Gefolge der Finanzkrise gelungen ist, die Privilegierung des Pfandbriefs zu erhalten, dürfte maßgeblich darauf zurückzuführen sein, dass die Stimme der Bundesbank in den jeweiligen Gremien genug Gewicht hatte, um die guten Argumente dafür zur Geltung zu bringen. Gehört und respektiertAll das zeigt, dass die Bundesbank gehört und respektiert wird – auch wenn zur Wahrheit ebenfalls gehört, dass sie sich nicht immer durchsetzt. Beispiel EZB-Politik: Hier sind die Frankfurter durchaus kritische Begleiter der exzessiv expansiven Geldpolitik, die das historisch niedrige Zinsniveau zementiert. Zumindest bei der Bundesbank sehen sich die deutschen Banken, die unisono an der Sinnhaftigkeit einer Fortführung der EZB-Politik zweifeln, damit gut aufgehoben.Schließlich ist eine weitere Verbindungslinie zwischen Pfandbriefbanken und Bundesbank ihre jeweilige Immobilienexpertise, die über die Jahre hinweg weiterentwickelt und gepflegt wurde. So vertraut und benutzt die Bundesbank auch Daten, die das Analysehaus vdpResearch erhebt. Die Pfandbriefbanken und ihr Verband fühlen sich gerade auch in den Diskussionen über mögliche Risiken auf den Immobilienmärkten – und die daraus resultierenden aufsichtlichen Überlegungen – als Gesprächspartner in Frankfurt sehr geschätzt.Geldpolitik, Aufsicht, Immobilienmärkte: Bundesbank und Pfandbrief werden auch in Zukunft viele Berührungspunkte haben. Gleichzeitig werden neue Themen und neue Herausforderungen neue Aufgaben und neue Formen der Zusammenarbeit mit sich bringen.Die Pfandbriefbanken setzen auf eine Fortsetzung des vertrauensvollen Dialogs und der aus ihrer Sicht bewährten Partnerschaft – und gratulieren der Deutschen Bundesbank herzlich zu ihrem stolzen Jubiläum!—Louis Hagen, Präsident des Verbandes deutscher Pfandbriefbanken und Vorstandsvorsitzender der Münchener Hypothekenbank eG