Pfandbriefe in ruhigem Fahrwasser

Verband: Keine Verkaufswelle nach Ende des EZB-Ankaufprogramms - Output Floor heizt Wettbewerb an

Pfandbriefe in ruhigem Fahrwasser

Die Emissionstätigkeit am Pfandbriefmarkt dürfte nach einem Peak vor der Finanzkrise jetzt ihren Boden erreicht haben. Der gestern beschlossene Output Floor für interne Modelle von 72,5 % wird zu einem deutlichen Anstieg der Eigenmittelanforderungen führen. Die Reduzierung des EZB-Ankaufprogramms für Covered Bonds wird weder für die Institute noch für die Pfandbriefbanken gravierende negative Auswirkungen haben, heißt es beim Verband deutscher Pfandbriefbanken (VDP).tl Frankfurt – Die Immobilien- bzw. Pfandbriefbanken sieht der Präsident des VDP, Louis Hagen, weiterhin in ruhigem Fahrwasser. “Die Banken bewegen sich in einem sicheren Umfeld. Sie haben viel Eigenkapital, die Kunden tilgen viel und nehmen Kredite mit langen Laufzeiten.” Mit Sorge sieht er allerdings die ständig steigenden regulatorischen Anforderungen. “Wir haben wöchentlich Datenabfragen irgendeiner europäischen Institution.” Außerdem müssten laufend neue Guidelines berücksichtigt und Prüfungen absolviert werden. “Um diesen Zusatzaufwand wegstecken zu können, aber auch aus Wettbewerbsgründen müssen die Banken effizienter werden.” Das gehe nur mit neuen Technologien – Stichwort Digitalisierung.Trotzdem werde sich die Konsolidierung bei den Instituten, die Immobilienfinanzierungen anbieten, fortsetzen, ist Hagen überzeugt. “Dies gilt wohl auch für die Spezialisten”, sagte er mit Hinweis auf Beispiele wie die Übernahme der WL Bank durch die DG Hyp. Beim Pfandbriefumlauf sieht Hagen eine Bodenbildung erreicht. “Er wird nicht weiter zurückgehen, sondern hat eher Potenzial für eine Zunahme. Das hängt nicht zuletzt vom Ankaufprogramm der EZB ab.”Bei den Benchmark-Neuemissionen hatten die Zentralbanken und öffentlichen Institutionen von Januar bis September 2017 einen Marktanteil von 40 % und waren damit knapp vor den Banken (38 %) die größte Käufergruppe. Einen schrittweisen Ausstieg aus dem Kaufprogramm sieht der VDP für den Pfandbriefmarkt als verkraftbar an. Er werde keine gravierenden negativen Auswirkungen mit sich bringen. “Eine Verkaufswelle bei Pfandbriefen ist nicht zu erwarten”, sagt Hagen und ergänzt: “Wir wollen zurück zu normalen Marktverhältnissen.” Bei einem Ende des Ankaufprogramms – Einzelheiten zum Ausstieg hat die EZB bisher nicht bekannt gegeben – würden sich die Spreads zwischen den Emittenten wieder stärker differenzieren. “Aktuell gibt es da kaum Unterschiede.” “Schlecht verhandelt”Gar nicht zufrieden zeigt sich der VDP mit dem Ergebnis der Verhandlungen zu Basel IV in Bezug auf den Output Floor. “Das ist sehr schlecht verhandelt”, beurteilte VDP-Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt den Kompromiss speziell zwischen der deutschen und der amerikanischen Seite. Daraus spreche ein Misstrauen gegenüber internen Modellen. Tolckmitt kann dies zumindest bezogen auf die deutschen Banken nicht nachvollziehen. Allerdings beklagten viele europäische Aufseher eine zu große Varianz der internen Modelle – obwohl die Aufsichtsbehörden jedes Einzelne dieser Modelle genehmigen müssen. Aktuell werden sie im Rahmen des EZB-Programms Trim (Targeted review of internal models) überprüft. “Wir finden, dass die Vorteile der internen Modelle nicht voll zur Geltung kommen”, sagt Tolckmitt. Er sieht einen fundamentalen Widerspruch zwischen einerseits der Forderung durch die Aufsicht, interne Modelle zur Risikomessung zu nutzen, sich aber andererseits durch den neuen Output Floor letztlich am Standardansatz zu orientieren. “Der neue Floor wird für die Banken aber keine unmittelbaren Folgen haben, da alle auch nach dessen Einführung die Eigenkapitalanforderungen erfüllen werden.” Trotzdem sind die Auswirkungen auf die Eigenmittelquoten gravierend, wenn auch von Bank zu Bank sehr unterschiedlich. So soll es bei mancher Pfandbriefbank dem Vernehmen nach zu einen Rückgang der Kernkapitalquote um nahezu zehn Prozentpunkte kommen. Längerfristig gelte aber, so Hagen: “Je mehr Eigenkapital ich vorhalten muss, desto mehr muss ich bedienen, sprich verdienen. Das verstärkt den Wettbewerb unter den Banken und heizt die Konsolidierung an.”