VDP-Emissionsklima

Investoren setzen auf langlaufende Pfandbriefe

Die deutschen Pfandbriefbanken haben in den ersten fünf Monaten dieses Jahres mehr Pfandbriefe an den Markt gebracht. Die VDP-Umfrage zum Emissionsklima deutet aber darauf hin, dass es sich lediglich um eine Stabilisierung des Marktes handelt.

Investoren setzen auf langlaufende Pfandbriefe

Investoren setzen auf langlaufende Pfandbriefe

Branchen-Umfrage zu Emissionsklima: Auf starkes erstes Halbjahr könnte Ernüchterung folgen

Deutlich besserer Stimmung als noch vor einem halben Jahr sind die Kapitalmarktexperten und -expertinnen in Bezug auf die Emission von Pfandbriefen und unbesicherten Bankanleihen. Für die kommenden sechs Monate fällt die Erwartung allerdings gedämpft aus. Ähnlich sieht es bei unbesicherten Anleihen aus.

tl Frankfurt

Von Januar bis Mai 2024 haben die Mitgliedsinstitute des Verbandes deutscher Pfandbriefbanken (VDP) Pfandbriefe über 30,1 (i.V. 27,5) Mrd. Euro begeben. „Die gestiegenen Zinsen und attraktiven Spreads gegenüber Bundesanleihen und Swaps sorgten in den ersten fünf Monaten des neuen Jahres für eine sehr starke Nachfrage nach Pfandbriefen“, sagte Sascha Kullig, Mitglied der Geschäftsleitung des VDP.

Aufgehellte Stimmung

Dazu passt, dass sich die Stimmung unter den Mitgliedsinstituten mit Blick auf den Absatz von Pfandbriefen und von unbesicherten Bankanleihen deutlich aufgehellt hat. Wie der VDP auf Basis der vierten Befragung von Kapitalmarktexperten und -expertinnen der Mitgliedsinstitute zum VDP-Emissionsklima berichtet, liegen die Scores bei den Assetklassen Pfandbriefe mit −11 (−23 im Dezember 2023) bzw. bei unbesicherten Bankanleihen mit −14 (−21) immer noch im negativen Bereich.

Für Rafael Scholz, Treasurer bei der Münchener Hypothekenbank (Münchener Hyp), hatte das im Vorjahr ausgelaufene Kaufprogramm der EZB positiv dazu beigetragen, dass neue Covered Bonds auch tatsächlich vollständig am Markt untergebracht werden konnten. „Das vergangene Jahr und insbesondere dieses erste Halbjahr haben gezeigt, dass entgegen manchen Befürchtungen der Absatz im Primärmarkt auch ohne EZB sehr stark ist. Das zeigt sich insbesondere an den überzeichneten Orderbüchern.“ Den Score beim Überzeichnungsniveau gibt der VDP mit aktuell 43 Punkten an. Für die kommenden sechs Monate liegt er bei 11 Punkten.

Duration hat sich verlängert

Scholz bestätigte im Gespräch mit der Börsen-Zeitung außerdem Kulligs Beobachtung, dass die für die langfristig orientierte Immobilienfinanzierung wichtigen länger laufenden Pfandbriefe wieder gut nachgefragt würden. „Das hatten wir über längere Zeit nicht gesehen, weil es für Investoren schwer zu begründen ist, einen zehnjährigen Pfandbrief auf die Bücher zu nehmen, wenn ein dreijähriger eine höhere Rendite abwirft“, ergänzte Scholz. Dazu passt die von deutlich unter fünf Jahre auf jetzt über sieben Jahre verlängerte durchschnittliche Duration der neuen Pfandbriefe. Aktuell liegt die Rendite für drei- bis zehnjährige Pfandbriefe zwischen 3,2 und 3,4%.

Bei knapp unter 3,0% Rendite notiert aktuell der im März emittierte soziale Hypothekenpfandbrief über 500 Mill. Euro mit einem Kupon von 2,875% und Fälligkeit im März 2036. „Ich würde wetten, dass wir im zweiten Halbjahr Pfandbriefe mit einer noch längeren Laufzeit sehen werden“, sagte Scholz. Das könnten bis zu 20 Jahre sein, hänge aber sehr stark vom Geschäftsmodell der Bank ab. Insbesondere Banken mit Schwerpunkt auf der privaten Baufinanzierung seien an ultralangen Refinanzierungen interessiert. Privatplatzierungen weisen im Unterschied zu (Sub-)Benchmark-Pfandbriefen häufig längere Laufzeiten auf, ergänzte VDP-Geschäftsleitungsmitglied Kullig.

Investoren kehren zurück

Langläufer zeichnen vor allem langfristig orientierte Kapitalsammelstellen wie Versicherer, Pensionskassen und Fonds sowohl aus Deutschland wie aus dem europäischen Ausland. „Diese Investoren, die man durch das EZB-Kaufprogramm länger nicht am Markt gesehen hat, kehren jetzt wieder zurück“, hat Scholz beobachtet.

Das gelte auch für den Sekundärmarkt. Er ist für Scholz ein wichtiger Indikator für die allgemeine Stimmung. Auch kleinere Institute aus dem genossenschaftlichen und dem Sparkassensektor, die Pfandbriefe zeichnen, würden sie wieder vermehrt handeln. „Der Sekundärmarkt ist inzwischen wieder deutlich liquider als noch vor einigen Jahren, als kaum Material gehandelt wurde.“ Dabei gehe es jetzt um Emissionen nahe am aktuellen Kupon.

Verhaltener Ausblick

Die für das zweite Halbjahr 2024 erwartete größere Zurückhaltung bei den Investoren könnte mit den prognostizierten niedrigeren Renditen, aber auch mit der geringeren Nachfrage nach Immobilienfinanzierungen zusammenhängen. „Ein Emittent wird nur so viel emittieren, wie Sicherheiten in der Deckungsmasse vorhanden sind“, sagt Scholz dazu. Sprich, es dürfte bei den Pfandbriefbanken einfach nicht so viel Aktivgeschäft geben, das refinanziert werden kann. Doch auch die jetzt begonnene Sommerpause und die Fußball-Europameisterschaft könnten Investoren zur Zurückhaltung veranlassen, so der Kapitalmarktprofi. Insgesamt sieht Scholz für das zweite Halbjahr auf dem Pfandbriefmarkt eine Konsolidierung auf hohem Niveau.

Bei den unbesicherten Bankanleihen haben die VDP-Mitgliedsinstitute in den vergangenen sechs Monaten eine starke bzw. sehr starke Nachfrage beobachtet. Infolge der mittlerweile stark reduzierten Spreads erwarten die befragten Kapitalmarktexperten in den kommenden sechs Monaten eine deutlich schwächere Investorennachfrage.

Mehr öffentliche Pfandbriefe

Bei den Emissionen im bisherigen Jahresverlauf fällt der Anstieg bei den öffentlichen Pfandbriefen auf. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023 legte ihr Volumen um 26% auf 6,6 Mrd. Euro zu (Januar bis Mai). „Damit wurde schon ein Großteil des für das Gesamtjahr prognostizierten Emissionsvolumens öffentlicher Pfandbriefe erreicht“, stellt Kullig fest. „Wir sehen eine gewisse Stabilisierung, aber kein Wiedererstarken.“ In den vergangenen Jahren sei das Emissionsvolumen stetig deutlich zurückgegangen. „Wir sind optimistisch, dass wir langsam den Boden erreicht haben und sich die Emissionstätigkeit bei öffentlichen Pfandbriefen auf einem niedrigen Niveau stabilisieren wird.“

Aktuell liegt das ausstehende Volumen leicht über 100 Mrd. Euro. „Dort könnte es sich in etwa einpendeln.“

Zwei Gründe für das Wachstum

Für das starke Wachstum bei den öffentlichen Pfandbriefen könnte es laut Kullig zwei Gründe geben. „Der öffentliche Pfandbrief wird im Wesentlichen zur Refinanzierung der klassischen Kommunalfinanzierung und der Exportfinanzierung genutzt. Letztere könnte zuletzt wieder wichtiger für den öffentlichen Pfandbrief geworden sein, da inzwischen klar ist, dass Kredite, die vom spanischen Exportkreditversicherer CESCE gewährleistet werden, deckungsfähig sind.“

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