Philippe Oddo 60
Von Gesche Wüpper, ParisEr wirkt auf den ersten Blick wie der ideale Schwiegersohn, ein typischer Vertreter der französischen Bourgeoisie. Und doch sollten Geschäftspartner Philippe Oddo nicht unterschätzen, urteilte einst “Le Monde”. Denn hinter der jugendlich wirkenden Fassade des Bankiers, der am 26. September 60 Jahre alt wird, verberge sich ein Pitbull in Geschäftsangelegenheiten. Seiner Beharrlichkeit sowie seiner Begeisterung für Deutschland ist es zu verdanken, dass die von seiner Familie kontrollierte Privatbank innerhalb von drei Jahren ihre Größe verdreifacht hat.Dank der Übernahmen der BHF- Bank, des Frankfurter Wertpapierhandelshauses Close Brothers Seydler Bank und Meriten Investment Managements ist Oddo BHF längst auch zu einem wichtigen Akteur jenseits des Rheins geworden. Das kommt nicht von ungefähr, schließlich ist Deutschland die Heimat des oft noch familiengeführten Mittelstands, den der sportbegeisterte Manager bewundert. Oddo, der seit 1987 geschäftsführender Gesellschafter des familieneigenen Börsenmaklers ist, verbringt jede Woche einen Teil seiner Zeit in der Bundesrepublik, einem Land, das er schon lange gut kennt. Immerhin absolvierte er einen internationalen Studiengang an den Universitäten von Paris, New York und Köln, bevor er 1984 ein weiteres Diplom an der renommierten französischen Wirtschaftshochschule HEC erwarb.Im selben Jahr begann Oddo bei der von seiner Familie kontrollierten Gesellschaft, die 1849 von Camille Gautier gegründet wurde. Zunächst leitete er sie zusammen mit seinem älteren Bruder Pascal, doch 1995 kaufte er dessen Anteile und übernahm allein das Ruder. Unter der Leitung des begeisterten Segel- und Skifans hat sich Oddo & Cie. diversifiziert, vor allem in den Bereichen Private Banking und Investment Banking. Gleichzeitig setzt Oddo seit gut 25 Jahren auf externes Wachstum. Letztes Jahr etwa hat das Haus die Vermittlungs- und Aktienanalysetätigkeiten von Natixis integriert.Oddo handele manchmal gegen den Strom, sagen Kenner des in Paris extrem gut vernetzten Managers, dessen Familie mit einem Vermögen von 800 Mill. Euro in der Rangliste des Wirtschaftsmagazins “Challenges” die Nummer 118 der vermögendsten Franzosen ist. Da ist es vielleicht nicht weiter verwunderlich, dass er im Frühjahr erklärte, der Brexit könne auch eine neue Chance sein, neue Talente zu finden und sich vielleicht sogar in London anzusiedeln. Oddo, der seit 14 Jahren die Stiftung zur Erforschung der Alzheimer-Krankheit unterstützt, soll sich als Business Angel vor allem für Fintechs und Start-ups aus der Medizin interessieren.