Gerüchte um einen staatlich arrangierten Rettungsversuch für den überschuldeten Immobilienentwickler Country Garden haben am Mittwoch für Wirbel an den chinesischen Aktienmärkten gesorgt. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, dass Regierungsinstanzen den Versicherungsriesen Ping An aufgefordert habe, mit einer Mehrheitsbeteiligung bei Country Garden einzusteigen und den krisengeschüttelten Bauträger durch Kapitaleinschüsse am Leben zu halten.

Der Versicherungskonzern dementierte den Bericht allerdings kategorisch und bezeichnete ihn in einer Stellungnahme als „unwahr“. Ping An sei von keiner Regierungsinstanz zu der Übernahme aufgefordert worden. Trotz des Dementis kam es am Mittwoch zu heftigen Börsenreaktionen, mit denen die Ping-An-Aktie abgestraft wurde, während die Kurse der beiden größten Problemkinder im Immobiliensektor, Evergrande und Country Garden, nach oben schossen.

Zum Marktschluss in Hongkong verbuchte die im dortigen Leitindex Hang Seng prominent vertretene Ping-An-Aktie einen Tagesverlust von 5,4% und fiel damit auf ein Jahrestief bei 38,5 HK-Dollar zurück. Damit verbindet sich eine Marktkapitalisierungseinbuße von umgerechnet 1,9 Mrd. Euro. Demgegenüber konnten die extrem im Keller liegenden Aktienkurse von Country Garden und China Evergrande Group am Mittwoch um 12 beziehungsweise 28% zulegen.

Angesichts des harten öffentlichen Dementis der Ping An Insurance gilt es als äußerst unwahrscheinlich, dass der Versicherungskonzern in den kommenden Wochen oder Monaten in ein wie immer geartetes Rettungsmanöver für Country Garden eingebunden wird. Dies muss nach der Überzeugung von Analysten allerdings noch lange nicht heißen, dass die von Reuters im Detail kolportierten Avancen von Regierungsinstanzen tatsächlich nicht stattgefunden haben.

Dem Bericht zufolge soll der chinesische Staatsrat die Regierung der Provinz Guandong, in der sowohl Country Garden als auch Ping An beheimatet sind, mit der Koordination einer Auffanglösung für den Immobilienentwickler beauftragt haben. Dabei sollen im September Gespräche zwischen Ping An und der Provinzregierung stattgefunden haben, in die auch Vertreter der Zentralbank und der Finanzaufsichtsbehörde NAFR mit eingebunden waren.

Bekannt ist auch, dass Ping An zumindest bis Augustmitte mit 5% an Country Garden beteiligt war. Am Mittwoch erklärte der Versicherer allerdings, dass er mittlerweile keine Country-Garden-Aktien mehr hält.

Zwar werden staatlich orchestrierte Rettungsmanöver in der Regel auch von staatskontrollierten Unternehmen oder Finanzinstituten gestemmt, doch der Versuch einer Einbindung der auf dem Papier privatwirtschaftlichen Ping An ist keineswegs unwahrscheinlich. So sind bei dem vom Chairman Ma Mingzhe (Peter Ma) gegründeten zwei bedeutende staatliche Beteiligungsvehikel im Aktionärskreis führend vertreten: die dem Staatsfonds CIC angegliederte Central Huijin Investment, die auch die Beteiligungen der Zentralregierungen an Chinas führenden Großbanken verwaltet, und Shenzhen Investment Holding, ein Finanzierungsvehikel der südchinesischen Metropole Shenzhen, dem Firmensitz von Ping An.

Ping An steht an der Börse bereits unter Druck, weil ein fehlgeschlagenes Direktengagement bei einem Bauträger schwer daneben ging. Aus dem Kauf einer Viertelbeteiligung an Fortune Land Development, einem der größten Gewerbeimmobilienentwickler in China, sind Wertabschreibungen von mehr als 3 Mrd. Euro erwachsen.