Plädoyer für Präsenz in der Fläche
Bundeskanzlerin Angela Merkel macht sich für die Präsenz von Sparkassen in der Fläche stark. Die Institute seien eine wichtige Stütze des deutschen Finanzmarktes, “gerade dort, wo die Bevölkerungsdichte geringer ist”, erklärt sie. Sustainable Finance helfe dabei, die Stabilität von Geschäftsmodellen zu erhöhen.bn Hamburg – Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die deutschen Sparkassen zu einem nachhaltigeren Geschäftsmodell aufgefordert und zugleich vor den Folgen einer radikalen Ausdünnung ihrer Filialnetze gewarnt. “Gerade Sie bei den Sparkassen müssen aufpassen, dass Sie die Herausforderungen der Digitalisierung beherrschen, aber nicht zugleich alle Filialen schließen”, erklärte sie am Mittwoch in einer Rede auf dem Sparkassentag in Hamburg. “Bleiben Sie der Fläche gewogen”, appellierte sie an die Verantwortlichen der überwiegend öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute. Bundesweit lebten mehr als die Hälfte der Menschen in der Fläche, gab sie zu bedenken. Die Sparkassen seien eine wichtige Stütze des deutschen Finanzmarktes, “gerade dort, wo die Bevölkerungsdichte geringer ist”.In diesen Zusammenhang stellte die CDU-Politikerin auch den Einsatz der Bundesregierung für mehr Proportionalität in der Bankenregulierung. Die für die Erleichterungen der Small and Simple Banking Box relevante Schwelle von 5 Mrd. Bilanzsumme wirkt der Tendenz zu Fusionen schließlich entgegen, wie sie feststellte. Das sei auch ein Schutzschild, um nicht zu viele kleine Sparkassen zusammenlegen zu müssen.Die Bundesregierung habe stets versucht sicherzustellen, dass die Besonderheit des deutschen Bankensystems auf europäischer Ebene berücksichtigt werde, und die Verhältnismäßigkeit in der Regulierung durchzusetzen, erläuterte sie. Nun sei der Grundstein gelegt, unverhältnismäßigen Aufwand zu reduzieren, allerdings sei bei der Umsetzung dieser Regeln Achtsamkeit gefordert, wie sie die Erfahrung auf Ebene der EU lehre. Ja zum DreisäulensystemUngeachtet ihres Plädoyers für die Präsenz von Sparkassen in der Fläche räumte Merkel ein, dass sich die Geschäftsmodelle im Kreditgewerbe im Zuge der Digitalisierung verändern. Daher sei es umso wichtiger, dass Deutschland auch mit Blick auf Fintechs eine Vorreiterrolle einnehme, erklärte sie. Aus diesem Grund arbeite die Bundesregierung etwa an der Entwicklung elektronischer Wertpapiere. Zugleich sei “eine stärkere Zusammenarbeit von Institutsgruppen” erforderlich, um im Zahlungsverkehr mit Internet-Giganten mithalten zu können, mahnte sie offenbar mit Blick auf Paydirekt, das Online-Bezahlverfahren der deutschen Banken und Sparkassen.Generell bekannte sich die Bundeskanzlerin indes zum Dreisäulensystem der deutschen Kreditwirtschaft. “Vielfach ist das etwas, das wir uns an dieser Stelle nicht leisten wollen, sondern leisten sollten”, erklärte sie. Das System gebe “unserem Land doch eine besondere Stabilität, und die bewährt sich in Krisensituationen”.Die Sparkassen forderte sie zudem zu mehr Nachhaltigkeit auf. Klimarisiken müssten auf den Finanzmärkten besser abgebildet werden, stellte sie fest. Sustainable Finance helfe dabei, die Stabilität eines Geschäftsmodells zu erhöhen, und erleichtere es, die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens zu erreichen. An die Institute richtete sie dabei den Appell, bei ihren Kunden für die Bemühungen der Bundesregierung zu werben, Deutschland zu einem führenden Sustainable-Finance-Standort weiterzuentwickeln.Auf Ebene der Europäischen Union müsse unterdessen der Aktionsplan für nachhaltige Entwicklung “praktikabel” umgesetzt werden. Das momentane System berücksichtige Aspekte der Nachhaltigkeit noch nicht in ausreichendem Maße. Die entsprechenden Anreize reichten nicht aus.Bei den Arbeiten an der Banken- sowie der Kapitalmarktunion geht ihren Angaben zufolge erst einmal um den Abbau von Risiken. Dabei sei auch die notwendige Reduktion von Risiken aus Staatsanleihen voranzutreiben, selbst wenn sich dies als schwierig erweise. Das Kapital von Banken sei Vertrauen. “Dieses dürfen wir nach der Finanzkrise nicht noch einmal verspielen”, erklärte sie. Es sei jedoch die Tendenz spürbar, dass die Lektion der Finanzkrise wieder vergessen werde. Merkel: “Hier ist weiter Arbeit notwendig.”