Plan für "Bürger-Sparkasse" stößt auf geteiltes Echo

Kommunale Förde-Sparkasse spricht mit freier Sparkasse Mittelholstein über Zusammenschluss

Plan für "Bürger-Sparkasse" stößt auf geteiltes Echo

ste Hamburg – Die am vergangenen Freitag angekündigten Sondierungen eines Zusammenschlusses der kommunalen Förde-Sparkasse und der freien, privatrechtlich aufgestellten Sparkasse Mittelholstein stoßen auf ein geteiltes Echo. Der Sparkassen- und Giroverband für Schleswig-Holstein (SGVSH) begrüßte den Vorstoß in einer gestern verbreiteten Stellungnahme, nachdem sich der Deutsche Landkreistag und die Gewerkschaft Verdi zuvor kritisch geäußert hatten.Eine Fusion, mit der die Zahl der Sparkassen in Schleswig-Holstein auf zehn sinken könnte, würde eine Stärkung der beiden Kreditinstitute in einem schwieriger werdenden Marktumfeld bedeuten, meinte der Kieler Sparkassenpräsident Reinhard Boll. “Beide Sparkassen können sich auf Basis ihrer wirtschaftlich sehr gesunden Lage langfristig stabil und verlässlich aufstellen.” Eine Fusion zu einer “Bürger-Sparkasse”, die im Sinne einer engeren Kundenbindung direkte Beteiligungen von Kunden an dem Institut ähnlich dem Genossenschaftsmodell ermöglichen soll, sei “der richtige Schritt”, um Investitionsfähigkeiten auszubauen und das Eigenkapital zu stärken.Aus der Fusion der in Kiel und Rendsburg ansässigen Institute könnte die größte Sparkasse Schleswig-Holsteins in der Rechtsform einer Aktiengesellschaft hervorgehen. Der Deutsche Landkreistag sprach sich gegen eine Aushöhlung der öffentlich-rechtlichen Organisationsform der Sparkassen aus. Durch eine Zusammenführung der Institute zu einer Aktiengesellschaft würde sich der Einfluss der Haspa-Finanzholding räumlich ausdehnen, erklärte Hans-Günter Henneke, Hauptgeschäftsführer des kommunalen Spitzenverbandes und Vizepräsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV). “Shareholder Value hat aber mit kommunalen Sparkassen nichts zu tun, bei denen es um Gemeinwohl, öffentlichen Auftrag und Gebietsbezug geht.”Die Finanzholding der freien Hamburger Sparkasse (Haspa) ist derzeit mit knapp 51 % an der Sparkasse Mittelholstein beteiligt. Diese wäre mit einer Bilanzsumme von 2,7 Mrd. Euro der kleinere Fusionspartner. Im Zuge eines Zusammenschlusses würde der Anteil der Haspa Finanzholding an der fusionierten Sparkasse nach Angaben aus Sparkassenkreisen bei 22 bis 23 % liegen – eine Sperrminorität wäre nicht erreicht. Eine Bestimmung, dass mindestens 75 % der Anteile in öffentlich-rechtlicher Hand liegen müssen, könnte im Aktionärsvertrag verankert und an eine Haltevereinbarung von mehr als zehn Jahren gekoppelt werden.Das Vorhaben sei nicht begrenzt auf Schleswig-Holstein zu sehen, sondern könne über Landesgrenzen hinausgehende Wirkung entfalten, warnte Henneke mit Blick auf eine Herauslösung der Förde-Sparkasse als Anstalt des öffentlichen Rechts aus öffentlich-rechtlicher Trägerschaft. “Wir befürchten nicht weniger als eine schleichende Privatisierung kommunaler Sparkassen.”Die Gewerkschaft Verdi erklärte, in beiden Sparkassen habe es bereits massiven Personalabbau gegeben. Eine Fusion berge die Gefahr, dass der Abbau noch verschärft werde. Bei der freien Sparkasse bestehe keine Tarifbindung. Ein neues Unternehmen, so Verdi weiter, dürfe nicht aus der Gemeinwohlverpflichtung entlassen werden. Der öffentliche Auftrag müsse erhalten bleiben. Bis Ende 2020 soll klar sein, ob Fusionsverhandlungen aufgenommen werden.