NOTIERT IN FRANKFURT

Platzhirsche und Piranhas im Privatkundengeschäft

Der 13. Internationale Retail-Bankentag der Börsen-Zeitung ist vorüber, doch weder hat die Zahl Unglück gebracht, noch scheinen übermäßig viele Banker an Triskaidekaphobie zu leiden. Was die abergläubische Angst vor der 13 angeht: Der Saal im...

Platzhirsche und Piranhas im Privatkundengeschäft

Der 13. Internationale Retail-Bankentag der Börsen-Zeitung ist vorüber, doch weder hat die Zahl Unglück gebracht, noch scheinen übermäßig viele Banker an Triskaidekaphobie zu leiden. Was die abergläubische Angst vor der 13 angeht: Der Saal im Frankfurter Maritim Hotel war am 1. und 2. Juli so prall gefüllt wie kaum jemals zuvor bei dieser Veranstaltung. Und das lag nicht daran, dass sich Teilnehmer des parallel im angeschlossenen Congress Center der Messe stattfindenden und von Bundeskanzlerin Angela Merkel eröffneten 11. Deutschen Seniorentages zum Retail-Bankentag verirrt hätten.Zum Thema “Unglück” ist anzumerken, dass zwar zwei sehr prominente Redner aus bekannten Gründen abgesagt hatten: Rainer Neske, der exakt einen Tag vor seiner seit langem geplanten Präsentation aus dem Vorstand der Deutschen Bank ausgeschieden ist, und Herbert Hans Grüntker, der demnächst von der Spitze der Frankfurter Sparkasse auf die andere Straßenseite in den Vorstand der Muttergesellschaft, der Helaba, wechseln wird. Doch die kurzfristig eingesprungenen Vortragenden erwiesen sich als Glücksfälle. So hatte für die Sparkasse Privatkundenvorstand Stephan Bruhn – zum ersten Mal auf diesem Podium vertreten – einen höchst überzeugenden Auftritt. Und seitens der Deutschen Bank ließ Christian Sewing es sich nicht nehmen, an seinem offiziell ersten Arbeitstag als auch für Privat- und Geschäftskunden zuständiges Vorstandsmitglied den Eröffnungsvortrag zu halten. Das tat er so souverän, dass man hätte glauben können, er habe seit Jahren nichts anderes gemacht als Privatkundengeschäft. Doch schon dafür, dass Sewing – gerade ein paar Stunden im Amt – den Termin seines Vorgängers Neske übernommen hatte, statt abzusagen und auf den nächsten Retail-Bankentag zu verweisen (was ihm niemand hätte verübeln können), gab es einen Extraapplaus des Publikums. Denn das fanden die Gäste ebenso wie die Veranstalter bärenstark.Apropos bärenstark: Die Tierwelt spielte diesmal überhaupt eine bedeutende Rolle in Präsentationen und Diskussionen bei dem traditionsreichen Branchenevent. So durfte im Zeitalter der Financial Technology das “elektronische Sparschwein” nicht fehlen. Derweil legte Eva Wunsch-Weber, die Chefin der Frankfurter Volksbank, die ebenso wie Bruhn zum Oberthema “Die Strategien der Platzhirsche” sprach, Wert auf die Feststellung, dass diese Spezies – jedenfalls nach eigener Einschätzung – nicht zum Abschuss freigegeben sei.Torsten Eistert, Partner des Beratungsunternehmens A. T. Kearney, scheint sich da nicht ganz so sicher zu sein, wie sein Ausflug in die Fauna andeutete. Er illustrierte seinen Vortrag nämlich unter anderem mit einem Bild, das die traditionelle Retailbank als Wal zeigt, der mit seinem etablierten Geschäftsmodell von “Filethäppchen fressenden Piranhas” – eben den Fintechs – angegriffen wird. Der eine Raubfisch beißt beim Geldtransfer zu, der zweite schnappt nach der Kapitalanlage, der dritte nach Finanzierungen et cetera. Die Banken tun gut daran, die Bedrohung ernst zu nehmen.