Politik dominiert das Geschehen am Ölmarkt
Der Ölpreis war im vergangenen Jahr sehr stark Schwankungen ausgesetzt und fiel zeitweise sogar unter das Niveau der Rezession aus den Jahren 2008 und 2009. Allerdings war der Ölpreisverfall dieses Mal einem übermäßigen Angebot geschuldet, nicht einem Nachfragerückgang wie zur Rezessionszeit.Insgesamt tendiert das Wachstum der Weltwirtschaft in diesem Jahr bei stabilen 3 % und könnte im nächsten Jahr mit prognostizierten 3,3 % noch freundlicher ausfallen. Sorge bereiten lediglich die Schwellenländer, allen voran China als weltweit zweitgrößter Ölabnehmer. Durch entscheidende Maßnahmen der chinesischen Regierung scheint sich hier aktuell aber eine Stabilisierung abzuzeichnen.Hilfe kommt aber auch durch die Zinspolitik der Federal Reserve, die die Entwicklung der Weltwirtschaft im Blick behält. Bisher hat sie keinen weiteren Zinsschritt vorgenommen. Auch wird die Stärke des US-Dollar, die den Ölpreis lange belastet hat, in den nächsten Jahren wahrscheinlich nicht mehr so deutlich ausfallen. Gnadenlose VerdrängungAuf der Angebotsseite hingegen dominiert nach wie vor die Politik das Geschehen. Saudi-Arabien bestimmt die Strategie der Opec maßgeblich und hat in der Vergangenheit das Gleichgewicht im Ölmarkt hergestellt. Damit scheint es nun vorbei zu sein. Die Opec setzt sich seit Dezember 2015 kein Produktionsziel mehr. Saudi-Arabien, verantwortlich für ein Drittel der Opec-Produktion, verfolgt damit eine gnadenlose Verdrängungsstrategie gegen Produzenten mit höheren Kosten. Speziell die US-Konkurrenten, die in den vergangenen Jahren Marktanteile mit Schieferöl hinzugewinnen konnten, sind Ziel dieser Strategie.Wie lange kann Saudi-Arabien diese Politik durchhalten? Tatsächlich schlägt sich der niedrige Ölpreis in den Staatsfinanzen bereits nieder. Obwohl Saudi-Arabien zu den Top-3-Ländern mit den höchsten Währungsreserven gehört, sind diese seit Ende 2014 um 150 Mrd. US-Dollar geschmolzen. Das Haushaltsdefizit ist im Jahr 2015 auf über 15 % hochgeschnellt. 2016 soll das Minus sogar auf 19 % steigen. Weltweit landet das Land dadurch bei der Haushaltsdisziplin auf den letzten Plätzen. Das erste Mal seit 25 Jahren musste die Regierung sogar Kredite auf dem internationalen Kapitalmarkt aufnehmen.Der Druck auf den Ölpreis wird weiter verstärkt durch die Rückkehr iranischen Öls auf den Weltmarkt. Das Land hat bereits deutlich gemacht, dass es die Marktanteile zurückgewinnen will, die es vor den Sanktionen hatte.Aktuell werden globale Investitionen in die Ölförderung gekürzt, selbst bei Projekten, für die die langwierigen Genehmigungen bereits vorliegen. Weltweit beträgt das In-vestitionsvolumen nur noch etwa 500 Mrd. US-Dollar, rund 25 % weniger als im Vorjahr. Vermutlich über 20 Mrd. Barrel Ölequivalent an Investitionen wurden verschoben oder ausgesetzt. Die Opec, allen voran Saudi-Arabien, könnte dennoch kurzfristig die Produktion von derzeit 32,5 um weitere 2,7 Mill. Barrel am Tag erhöhen. Damit ist derzeit aber nicht zu rechnen, solange die saudischen Marktanteile gleich bleiben. Für ein Produktionsgleichgewicht könnte dann nur der Schieferölsektor sorgen, der sich schon auf dem Rückzug befindet.BNP Paribas geht davon aus, dass eine erwartete Erhöhung der Opec um 0,7 Mill. Barrel am Tag in 2016 hinter der Menge zurückbleibt, die der steigenden Nachfrage gerecht werden würde. Im vierten Quartal 2016 soll die globale Nachfrage geschätzt 98,8 Mill. Barrel am Tag betragen. Bei einem eher konstanten Angebot der Nicht-Opec-Förderer von 57 Mill. und Flüssiggas von 7 Mill. Barrel am Tag müsste die Opec 32,9 Mill. Barrel für ein Marktgleichgewicht beitragen. Der Markt dürfte also schon im vierten Quartal 2016 im Gleichgewicht sein.Die Opec-Strategie scheint aufzugehen. Die US-Ölförderung erlebte bis vergangenes Jahr noch einen bisher nicht gekannten Boom durch die technologische Revolution, Öl aus Schiefergestein zu fördern. Der größte Ölverbraucher der Welt konnte seine Produktion in fünf Jahren von 5 auf über 10 Mill. Barrel am Tag in 2015 verdoppeln. Seit der abgesicherte Absatz jedoch zurückgeht, können viele Schieferölförderer nicht mehr mithalten und stellen die Bohrungen ein. Zu hoch sind die Kosten, die derzeit im Schnitt bei 60 US-Dollar pro Barrel Öl liegen. Die Förderung der USA ist seit letztem Jahr auf 8,3 Mill. Barrel am Tag zurückgefallen, die Anzahl der Bohranlagen von über 1 900 auf derzeit 463 zurückgegangen. Analystenschätzungen sehen die US-Ölförderung in naher Zukunft auf deutlich unter 6 Mill. Barrel am Tag.Die Branche sträubt sich jedoch vehement gegen den Verfall. Schieferölförderer senken die Kosten in Rekordzeit. Manche können bereits mit den saudischen Förderkosten von unter 10 US-Dollar pro Barrel mithalten. In dem Permian Basin will ein Förderer die Kosten bereits auf 2,25 US-Dollar gedrückt haben. Schieferförderer haben gelernt, mehr Öl aus ihrem Gestein herauszuholen. Vor zehn Jahren waren bereits 90 % binnen Jahresfrist ausgeschöpft, heute ist die Rate auf 18 % gefallen, so dass viel länger gefördert werden kann. Im Permian-Becken hat sich dadurch die Produktivität seit 2012 verfünffacht. Die mittelgroßen Produzenten scheinen den Sturm überlebt zu haben. Sie können mit 40 bis 50 US-Dollar pro Barrel mithalten. Mancherorts erholt sich bereits die Anzahl der Bohrungen. Entscheidend fürs ÜberlebenEntscheidend für die Überlebensfähigkeit der Schieferindustrie scheint die hohe Flexibilität zu sein. Eine neue Schieferanlage kann binnen vier bis fünf Monaten produktionsreif sein. Bei einer Tiefseeanlage kann dies mehrere Jahre dauern. Auch der Kapitalmarkt scheint hier einen Boden kommen zu sehen. Die Finanzierungskosten für Schieferölförderer sind stark gefallen. Deutlicher unter der saudischen Strategie leidet die Förderung der Nicht-Opec-Staaten. Die Investitionskürzungen treffen vor allem die sehr teuren Projekte an den Küsten von Nigeria, Angola und der Arktis oder die Ölsandförderung in Kanada und Venezuela. Das Nicht-Opec-Angebot wird schätzungsweise über die nächsten drei bis vier Jahre fallen und so für eine zukünftige Angebotsverknappung sorgen. Langfristig wäre dann die Opec-Strategie bestätigt, auch wenn sie ursprünglich das Schieferöl verdrängen wollte.Das verhaltene Weltwirtschaftswachstum in 2016 dürfte zu einer Nachfrageerhöhung von 1 Mill. Barrel am Tag führen, nachdem der Verbrauch 2015 um 1,8 Mill. Barrel am Tag gestiegen ist. Das Wachstum in diesem Jahr kommt ausschließlich von den Schwellenländern. China steuert fast die Hälfte des Nachfragewachstums bei – ein weiteres Indiz für eine Erholung der Konjunktur des Landes.BNP Paribas erwartet für die beschriebenen Szenarien einen Ölpreis von durchschnittlich 52 US-Dollar pro Barrel in Brent und 50 US-Dollar in WTI im Jahr 2017. Anleger können über klassische Exchange Traded Commodities (ETC) an einer positiven Ölpreisentwicklung teilhaben. Diese sind abhängig von den Preisen für Öl am Terminmarkt. Die Terminkontrakte werden fortlaufend mit Kontrakten längerer Laufzeiten ersetzt, um eine Endloslaufzeit zu gewährleisten. Dort wird ein höherer Preis bereits vorweggenommen, wo die Terminkontrakte zu einem Aufschlag notieren. Sollte der Ölpreis nicht über dem aufgeschlagenen Preis notieren, erleiden Anleger langfristig Verluste, die sogenannten Rollverluste.Anders als diese klassischen Ölinvestments können rolloptimierte Indizes, wie der RICI Enhanced Index auf Brent oder WTI, den negativen Einfluss durch den Rollvorgang minimieren, indem sie die Investitionen über verschiedene Laufzeiten diversifizieren. Erhöhter AnlegerschutzInsbesondere in der aktuellen Konstellation der Terminkontrakte für Öl kann die Rolloptimierung vermeiden, dass stetig der teurere Kontrakt mit der nächstfälligen Laufzeit gekauft wird, sondern vielmehr der für den Anleger günstigste Kontrakt. Durch besicherte ETC rolloptimierter RICI-Enhanced-Indizes profitieren Anleger von dieser Strategie. Um den Schutz für Anleger zu erhöhen, werden die ETC mit liquiden Sicherheiten hinterlegt. Diese Sicherheiten werden im Insolvenzfall der Emittentin veräußert und an die Anleger ausgeschüttet.—Kemal Bagci Product Manager Exchange Traded Solutions bei BNP Paribas Deutschland