Portigon-Chef Franzmeyer muss seinen Hut nehmen
ab – Portigon, die in der Abwicklung befindliche Rechtsnachfolgerin der WestLB, hat einen üppigen Verschleiß an Vorständen. Diesmal erwischt es Dr. Kai Wilhelm Franzmeyer (51), der mit sofortiger Wirkung seinen Hut nehmen muss. Unterschiedliche Auffassungen über die Zukunft der Dienstleistungstochter Portigon Financial Services (PFS) führt der Aufsichtsrat unter Leitung von Dr. Friedhelm Plogmann zur Begründung an.Während Franzmeyer die Privatisierung der PFS, wie von der EU-Kommission vorgeschrieben, gegen alle Widerstände durchziehen wollte und die Chancen dafür als günstig einschätzte, stufte der Aufsichtsrat das Vorhaben als zu riskant ein, erläuterte Plogmann vor der Presse. Einstimmig sei die Abberufung mit sofortiger Wirkung erfolgt, betonte der AR-Chef und fügte an: “Es war eine schwere Entscheidung.”Letztlich wird es nun – vorbehaltlich einer erfolgreichen Due Diligence – zu einer Übertragung der PFS auf die Erste Abwicklungsanstalt (EAA) kommen, sagte Plogmann.Mit Franzmeyer hatte sich Portigon im August 2012 einen erfahrenen Restrukturierungsfachmann in den Vorstand geholt. Denn von der Commerzbank kommend gehörte Franzmeyer von Herbst 2008 bis Ende 2010 dem Rettungsteam der Hypo Real Estate mit Zuständigkeit für Treasury, Portfoliomanagement und Staatsfinanzierung an. Für die Bestellung des 51-Jährigen in den Portigon-Vorstand hatte sich seinerzeit auch der Vorstandsvorsitzende Dietrich Voigtländer starkgemacht – und das nicht ohne Hintergedanken. Denn Voigtländer verfolgte große Pläne mit der PFS. Als sich diese nicht verwirklichen ließen, schmiss er im April 2014 hin. Die Nachfolge trat Franzmeyer an.Er steckte die hehren Privatisierungspläne zunächst in die Schublade. Als er diese im Frühjahr dieses Jahres jedoch wieder herausholte, war die Überraschung mancherorts groß, denn seit Herbst 2014 galt als gesetzt, dass PFS in irgendeiner Form an die EAA angedockt wird.Das Bedauern ob der Trennung ist keineswegs aufgesetzt, weiß der Aufsichtsrat doch sehr wohl, was er an Franzmeyer hatte. Ganz abgesehen davon ist aber auch die Suche nach einem Nachfolger für die Restabwicklung der einstigen WestLB kein Zuckerschlecken. Aus den eigenen Reihen lässt sich kein Nachfolger rekrutieren, muss ein potenzieller Anwärter doch eine Vollbanklizenz mitbringen, wie Plogmann erläuterte. Gleichwohl geht der Aufsichtsrat davon aus, in Kürze einen neuen Vorstandschef präsentieren zu können.Franzmeyers Vertrag wäre noch bis Ende 2016 gelaufen. Binnen zwei Wochen dürfte man sich nun auf eine Ausscheidungsvereinbarung verständigen, glaubt Plogmann.