Von Bernd Wittkowski, FrankfurtDie Deutsche Bank wirbelt den Vorstand ihrer Tochter Postbank (Anteil 93,9 %) durcheinander. Aus dem bisher achtköpfigen Führungsgremium unter Vorsitz von Frank Strauß scheiden drei Mitglieder aus: Dr. Mario Daberkow (zuständig für IT/Operations, Jahrgang 1969), Horst Küpker (Financial Markets, Jahrgang 1961) und Dr. Michael Meyer (Retail, geboren 1964). Zugleich wurden Susanne Klöß und Dr. Ralph Müller, die beide von der Deutschen Bank kommen, zu Generalbevollmächtigten des Retailriesen berufen. Man darf wohl davon ausgehen, dass sie in dieser Funktion die übliche, von der Finanzaufsicht verlangte Ehrenrunde drehen und dann, wenn alles gut geht, in halbwegs überschaubarer Zeit mit dem Segen der BaFin in den Vorstand befördert werden. Neue PrioritätenDer Aufsichtsrat der Postbank, dem Deutsche-Bank-Vorstandsmitglied Rainer Neske vorsitzt, begründet das Stühlerücken in einer Mitteilung damit, dass das Institut “auf die komplexen Herausforderungen im Umfeld und die neuen Prioritäten” ausgerichtet werden soll. Daraus folgt freilich noch nicht zwangsläufig eine Neubesetzung. Die Vermutung liegt indes nahe, dass Strauß, der seit Juli Chef in Bonn ist und selbst von der Deutschen Bank kommt, nach einigen Monaten an der Spitze jetzt einfach sein favorisiertes Team aufstellen wollte, mit dem er in den nächsten Jahren antreten will.Jedenfalls ist zu hören, dass den ausscheidenden Vorstandsmitgliedern keinerlei fachliche oder menschliche Mängel angekreidet werden. Sie haben ihre Mandate “aufgrund der strategischen Änderungen” niedergelegt und werden die Postbank “im besten gegenseitigen Einvernehmen verlassen”, heißt es in der Mitteilung des Instituts, und es fehlt auch nicht Neskes ausdrücklicher Dank “dafür, dass sie über Jahre hinweg eine hervorragende Leistung erbracht haben”.Die neue Generalbevollmächtigte Klöß soll für die Produkte der Postbank für die 14 Millionen Kunden über alle Zielgruppen hinweg, also neben den Privat- auch für die Geschäfts- und Firmenkunden, verantwortlich sein. In ihrer künftigen Funktion dürfte auch die Schnittstelle zu den Produkten der Muttergesellschaft zu sehen sein. Die 48-Jährige ist seit 2011 bei der Deutschen Bank im Geschäftsbereich Privat- & Geschäftskunden (PBC) tätig und hat die Funktion des Head of Credit Products, Deposits & Payments. Sie ist ferner Mitglied im Global Executive Committee des Bereichs PBC. Zuvor war sie Partner und Mitglied des Management Board der Unternehmensberatung Accenture mit Schwerpunkt in der Beratung von Banken. Dort hatte sie 1988 ihre berufliche Karriere als Consultant gestartet. Kosten unter der LupeMüller wird Chief Operating Officer (COO), eine Position, die es bei der Postbank in dieser Fokussierung bisher nicht gab. Nachdem die Kostenverantwortung bislang über den Gesamtvorstand verteilt war, soll nun der 41-Jährige insbesondere das Kosten-/Ressourcenmanagement der Bank verantworten. Auch wenn bei dieser Gelegenheit kein neues konkretes Kostensenkungsprogramm angekündigt wurde – schließlich will die Postbank ja auch eine Wachstumsgeschichte schreiben -, dürfte aufgrund des Zins- und Marktumfeldes sowie der verschärften regulatorischen Anforderungen die Aufwandsseite nun noch einmal sehr genau unter die Lupe genommen werden.Müller ist künftig zudem unter anderem für die IT und die Backoffice-Prozesse zuständig. Seine Funktion bildet wiederum die Schnittstelle zum Mutterhaus auf der technischen Ebene. Er kam 2006 als Leiter der Baufinanzierung zum Geschäftsbereich PBC der Deutschen Bank. Später übernahm er zusätzlich die Verantwortung für die weiteren Kreditprodukte und wurde Generalbevollmächtigter der DB Bauspar. 2009 übernahm er die Leitung der Integration der Postbank. Begonnen hatte sein Berufsweg bei McKinsey. Anschließend war er im Jahr 2000 Mitgründer sowie bis 2006 Vorstandsvorsitzender des Immobilien- und Finanzdienstleisters PlanetHome. Ressort wird aufgeteiltMeyers bisherige Zuständigkeit für Direkt- und Drittvertriebe übernimmt Bankchef Strauß. Für den Filialvertrieb bleibt Vorstandsmitglied Hans-Peter Schmid verantwortlich. Auf das Vorstandskollegium aufgeteilt wird das bisher vom ausscheidenden Küpker geführte Ressort Financial Markets. Künftig gehören dem somit bis auf Weiteres fünfköpfigen Vorstand neben dem Vorsitzenden Strauß und “Filialchef” Schmid Chief Financial Officer Marc Heß, Personalchef Ralf Stemmer und Chief Risk Officer Hanns-Peter Storr an.