Potash-Rückzug von K+S versalzt M&A-Geschäft

Deutscher Markt im globalen Vergleich schwach

Potash-Rückzug von K+S versalzt M&A-Geschäft

Von Walther Becker, FrankfurtDas Platzen der größten angekündigten Übernahme des Jahres im deutschsprachigen Raum wirbelt auch die League Tables der beratenden Investmentbanken durcheinander. Goldman Sachs und Deutsche Bank als Verteidiger von K + S und Morgan Stanley, die dem Angreifer Potash aus Kanada zur Seite stand, erhalten weniger Credit in den Rennlisten. Ohne K + S gelingt es nach Daten von Dealogic der Bank J. P. Morgan, sich nach der Deutschen Bank auf Platz 2 zu schieben; Goldman Sachs rutscht einen Rang auf Platz 3 ab und Morgan Stanley um zwei Stellen auf die fünfte Position.Nicht nur der große Einfluss eines einzigen Deals auf den Gesamtmarkt zeigt: Das deutsche Geschehen hinkt der globalen Entwicklung dieses Jahres hinterher. 1 021 eingefädelte Transaktionen für 81,6 Mrd. Dollar hat Dealogic dieses Jahr hierzulande gezählt; ohne K + S, die mit 9,7 Mrd. Dollar angesetzt wurde, sind nun die Übernahme der LEG durch die Deutsche Wohnen für 8,8 Mrd. Dollar, der Elster Group durch Honeywell mit 5,1 Mrd. Dollar und von Tank & Rast durch ein Konsortium um die Allianz für 4,3 Mrd. Dollar die größten Deals in den ersten neun Monaten 2015. Während der globale M & A-Markt laut Dealogic von Januar bis Ende September um gut 5 % auf 3,4 Bill. Dollar kletterte und damit das höchste Niveau seit 2007 (4,6 Bill. Dollar) markiert, legte das deutsche Volumen nur leicht zu und ist weit entfernt von den 152,7 Mrd. Dollar in der Vergleichszeit 2007.Zukäufe deutscher Unternehmen im Ausland, die anders als US-Konzerne häufiger bar und seltener in Aktien zahlen, brachen um vier Fünftel ein. Viele Unternehmen verfügen seit langem über hohe Cashreserven, stehen aber offenbar noch nicht unter Druck, sie einzusetzen. Auch wird hinter den Kulissen an Deals gearbeitet. Kai Tschöke, M & A-Leiter von Rotschild Deutschland, die immer stärker zulegt, hält das strategische Interesse an Übernahmen trotz Marktturbulenzen für ungebrochen. “Aus deutscher Sicht ist im bisherigen Jahresverlauf die Abwesenheit von großen strategischen Transaktionen mit Nordamerika auffällig”, sagt er, wobei sich Unternehmen stärker auf Veräußerungen fokussierten wie Lanxess oder VW mit Leaseplan und Suzuki. “In Erwartung einer Kapitalmarktstabilisierung zum Jahresende sehen wir eine gute Perspektive für die M & A-Aktivität im Jahr 2016”, sagt er – wie stets Optimist.Der deutsche Markt falle aus dem internationalen Rahmen, beobachtet Jens Maurer, zuständig für M & A in Deutschland und Österreich bei Morgan Stanley. In den USA stieg das Aufkommen um knapp 30 %, in Europa um 10 % und in England sogar um 50 %. “Das trotz gestiegener Volatilität noch immer sehr günstige Finanzierungsumfeld sowie die robusten Bilanzen deutscher Konzerne begünstigen die weitere M & A-Aktivität”, sagt er. Die Unsicherheit in China und die gestiegene Volatilität wirkten sich negativ aus. “Allerdings bedeuten die gesunkenen Bewertungen auch wieder attraktivere Einstiegsniveaus, was der M & A-Aktivität weitere Impulse geben sollte.”