Potenziell verdächtige Transaktionen

Deutsche Bank spürt Geschäften mit vorab emittierten US-Hinterlegungsscheinen nach

Potenziell verdächtige Transaktionen

Die Deutsche Bank hat intern sowohl ihre Geschäfte mit vorab emittierten US-Hinterlegungsscheinen als auch ihre Offshore-Aktivitäten untersucht, wegen denen es zur Razzia in der vorvergangenen Woche kam. Im Fall der Danske Bank dauert diese Analyse noch an. Der Markt bleibt nervös.bn Frankfurt – Die Deutsche Bank hat nach einer internen Untersuchung Steuerbehörden über potenziell verdächtige Transaktionen mit vorab emittierten US-Hinterlegungsscheinen (American Depositary Receipts/ADR) informiert. Demnach waren in den Jahren 2010 und 2015 gut 5 % der sogenannten Pre-Release-ADR-Geschäfte des Instituts anfällig für Steuermissbrauch, da sie über Dividendenstichtage liefen. Auf die Transaktionen entfiel eine Summe von rund 25 Mill. Euro an Kapitalertragsteuer. Ob tatsächlich unzulässigerweise Ansprüche auf Rückerstattung der Steuer geltend gemacht wurden, ist offen. Allerdings geht die Bank davon aus, den deutschen Steuerbehörden die Summe zurückzahlen zu müssen. Ein entsprechender Bericht der “Financial Times” wird in Marktkreisen bestätigt. Die Deutsche Bank äußert sich zu dem Bericht nicht, betont indes, sie sei 2014 aus dem Geschäft mit Pre-Release-ADR um Dividendenstichtage ausgestiegen und habe zwei Jahre später Pre-ADR-Geschäfte generell eingestellt.Wie Aktiengeschäfte rund um Dividendenstichtage haben Pre-ADR-Transaktionen Anlegern Gelegenheit geboten, sich von den Steuerbehörden Kapitalertragsteuer für Wertpapiere erstatten zu lassen, die sie nicht besaßen.Im Juli hatten zwei US-Töchter der Deutschen Bank, die Depotbank Deutsche Bank Trust Co. Americas sowie der Broker-Dealer Deutsche Bank Securities, mit Zahlungen von knapp 75 Mill. Dollar Vorwürfe einer unsachgemäßen Handhabung von ADR beigelegt. Die Depotbank habe über einen Zeitraum von fünf Jahren “Tausende” von Pre-ADR bereitgestellt, obwohl weder der Broker noch seine Kunden die entsprechenden Aktien hatten, erklärte die US-Wertpapieraufsicht. Der Broker-Dealer wiederum habe im Falle von rund 850 Transaktionen über drei Jahre lang versäumt, Verletzungen der Wertpapierhandelsvorschriften im Leihgeschäft zu verhindern. Auch die Broker ITG und IMI wurden belangt.Hierzulande soll sich Berichten zufolge die Staatsanwaltschaft Köln inzwischen nicht mehr nur für Cum-ex-Geschäfte, sondern auch für Transaktionen mit Pre-Release-ADR interessieren. Mitte vergangener Woche wurde bekannt, dass die Deutsche Bank in Frankfurt eine Geldbuße von 4 Mill. Euro wegen Cum-ex-Geschäften, für die sie als Depotbank fungierte, gezahlt hat. Ein ähnliches Verfahren ist in Köln anhängig. Wenige Tage zuvor war die Staatsanwaltschaft Frankfurt im Institut eingerückt wegen des Verdachts, dass in Steuerparadiesen Gelder aus Straftaten auf Konten der Deutschen Bank transferiert wurden, ohne dass diese Geldwäscheverdachtsanzeigen erstattet habe. Eine Meldung des Hessischen Rundfunks, der zufolge die Staatsanwaltschaft gegen einen ehemaligen Geldwäschebeauftragten des Instituts wegen des Vorwurfs der Geldwäsche ermittelt, ließ die Bank zu Wochenbeginn unkommentiert. In der Bank ist man sich in dieser Sache keines Fehlverhaltens bewusst und sieht auch mit Blick auf die Rolle als Korrespondenzinstitut der Danske Bank vorerst keinen Grund, Rückstellungen zu bilden. Während das Haus im Falle der Offshore-Gesellschaften eine interne Untersuchung bereits abschloss, dauert eine solche im ungleich brisanteren Fall Danske Bank noch an.Am Markt hielt am Montag die Nervosität mit Blick auf die Bank an. Ihre Aktien markierten im Verlauf ein neues Tief und schlossen mit 7,277 Euro 5,6 % schwächer. Im wenig liquiden Stuttgarter Bondhandel sank der 2014 emittierte Nachrang-Floater auf ein 52-Wochen-Tief von 83,74 %. Fünfjährige Kreditausfallderivate kosteten 215 Basispunkte, mehr als das Doppelte wie im Falle der Commerzbank.