Praktische Finanzbildung

Sparkassen unterstützen das neue Schulfach Wirtschaft

Praktische Finanzbildung

Peter SchneiderPräsident des Sparkassenverbands Baden-WürttembergWie verwalte ich mein Geld? Welchen Einfluss haben meine Kaufentscheidungen auf die Entwicklung der Wirtschaft? Wie kann ich als Erwerbstätiger oder Unternehmer die Wirtschaft mitgestalten? Das sind Fragen, mit denen sich Jugendliche einmal beschäftigt haben sollten – am besten bevor sie ins Berufsleben starten.Verbände und Unternehmen fordern seit langem, ökonomische Bildung als Schulfach auf den Lehrplan zu setzen. Baden-Württemberg hat nun als erstes Bundesland reagiert und das Schulfach Wirtschaft/Berufs- und Studienorientierung (WBS) in den Bildungsplan aufgenommen. Seit September steht das Fach in Hauptschulen/Werkrealschulen, Realschulen und Gemeinschaftsschulen auf dem Stundenplan der Siebtklässler. In den kommenden Schuljahren wird es dort sukzessive bis zur 10. Klasse eingeführt. Die Gymnasien starten etwas später – dort wird 2018 erstmals “WBS” unterrichtet. Neben der Berufsentscheidung steht im neuen Schulfach das Thema “Ökonomie” im Fokus. Schüler sollen lernen, sich mit unterschiedlichen ökonomisch geprägten Lebenssituationen auseinanderzusetzen. Zugleich erhalten sie Einblicke in größere wirtschaftliche Zusammenhänge – kurz: eine gute ökonomische Allgemeinbildung.Für Sparkassen und ihre Mitarbeiter klingt das vertraut. Als öffentlich-rechtliche Kreditinstitute gehört es zu unseren gesetzlichen Aufgaben, den Sparsinn, die allgemeine Vermögensbildung und die Wirtschaftserziehung von Jugendlichen zu fördern. Um diesem Auftrag gerecht zu werden, wurde bereits 1975 der “SchulService” ins Leben gerufen. Mit Materialsammlungen zu Wirtschaftsthemen unterstützen die Sparkassen seitdem Lehrerinnen und Lehrer dabei, ihren Unterricht möglichst praxisnah zu gestalten. In bewegten wirtschaftlichen Zeiten ist das ein großer Vorteil: Im Unterschied zu gedruckten Schulbüchern können die Materialien wie etwa Folien, Arbeitshefte und elektronischen Materialien schnell aktualisiert werden. Für das neue Schulfach WBS wurden die Schülerhefte “Girokonto” und “Geldanlage” sowie das zugehörige Lehrerbegleitheft “Finanzielle Bildung, Girokonto, Geldanlage” neu konzipiert. Mit Bildern und kurzen Texten vermitteln die Medien Mittelstufenschülern anschaulich, was es mit dem “magischen Dreieck der Geldanlage” auf sich hat, was Festgeld von einem Sparvertrag unterscheidet und wie Online-Banking funktioniert. Im Internet, unter www.sparkassen-schulservice.de, stehen Lehrerinnen und Lehrern viele weitere Materialien zur Verfügung. Die Pädagogen erhalten für jede Klassenstufe Anregungen, wie finanzielle Bildung vermittelt werden kann. Grundschüler interessieren sich zum Beispiel dafür, wie Erwachsene ihr Geld einteilen und warum man sich auch mit vollem Geldbeutel nicht alle Wünsche erfüllen sollte. Für die Sekundarstufe stehen unter anderem “verhaltensökonomische Experimente” auf dem Programm. Die Bezeichnung “Experiment” darf man wörtlich nehmen, denn hier können Schüler testen, wie trügerisch das Bauchgefühl sein kann und weshalb es sich lohnt, nüchtern nachzurechnen – zum Beispiel bei Handyverträgen. Viele Institute bieten darüber hinaus Bildungspartnerschaften für Schulen an. Die Sparkassen engagieren sich in diesen Fällen bei Schulveranstaltungen, bieten verlässliche Praktikumsplätze und informieren an Aktionstagen über aktuelle Themen, wie etwa “Verschuldung von Jugendlichen”.Auf Wunsch der Schulen stellen viele Institute auch Referentinnen und Referenten zur Verfügung, die im Unterricht über praktische Geldthemen sprechen, zum Beispiel über das Thema Börse. Das Feedback zu diesen Veranstaltungen ist durch die Bank gut. Einige Referenten berichten, dass die Schüler sogar das Pausenzeichen ignorieren, wenn sie noch Fragen haben. Praktische Finanzbildung, das zeigen diese Erfahrungen, ist ein Thema, das Schüler interessiert. Wettbewerbe wie das “Planspiel Börse” oder der “Deutsche Gründerpreis für Schüler” bringen darüber hinaus Spaß und Spannung in den Schulalltag. Am “Planspiel Börse”, bei dem Schüler und Studenten für einen begrenzten Zeitraum fiktiv mit Wertpapieren handeln, haben seit der Gründung 1983 über 1,3 Millionen Teams mit über vier Millionen Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus ganz Europa teilgenommen. Wer gewinnen will, sollte nicht nur erfolgreich kaufen und verkaufen, sondern auch auf zukunftsorientierte und nachhaltig handelnde Unternehmen setzen. Mit dem “Deutschen Gründerpreis für Schüler” möchten die Sparkassen in Jugendlichen den Unternehmergeist wecken. Junge Unternehmer sind mit ihren innovativen Ideen ein wichtiger Motor für die deutsche Wirtschaft. Doch derzeit wagt nur ein kleiner Bruchteil der Absolventen nach Schule und Studium den Sprung in die Selbständigkeit. Wer hingegen bereits erste spielerische Erfahrungen sammeln konnte, tut sich leichter.Neutralität ist bei allen Angeboten der Sparkassen eine wichtige Voraussetzung. Die Medien und Angebote sind deshalb soweit möglich werbefrei. Wirtschaftspolitische Fragestellungen werden bewusst kontrovers aufgegriffen. Das wurde von verschiedenen Seiten offiziell gewürdigt: Die Gesellschaft für Pädagogik und Information hat zahlreiche SchulService-Angebote mit dem “Comenius-EduMedia”-Siegel für pädagogisch, inhaltlich und gestalterisch herausragende didaktische Multimedia-Produkte ausgezeichnet. Bei der UN-Dekade “Bildung für nachhaltige Entwicklung 2005 – 2014” wurde der gesamte Sparkassen-SchulService von der Unesco-Kommission offiziell anerkannt. Die Verbraucherzentrale Bundesverband e. V. (vzbv) vergab auf der Internetplattform “Materialkompass Verbraucherbildung” Bestnoten für ausgewählte Materialien des Sparkassen-SchulService. Wenn Schülerinnen und Schüler als wirtschaftlich interessierte und mündige Bürgerinnen und Bürger die Schule verlassen und ins Berufsleben einsteigen, profitieren alle davon: die Wirtschaft, die Sozialsysteme und natürlich die Schüler selbst. Deshalb freuen wir uns, dass wir als Sparkassen dazu unseren Teil beitragen können.