Preiskampf schreckt Autoversicherer

Mehrheit widerspricht HUK-Coburg-These einer neuen Schlacht - DEVK sieht jedoch erste Anzeichen

Preiskampf schreckt Autoversicherer

Die Mehrheit der großen Kfz-Versicherer erwartet kein Aufflammen des Preiskampfes. Dies ergab eine Umfrage der Börsen-Zeitung. Damit widerspricht ein Teil der Branche dem Marktführer HUK-Coburg. Allerdings glauben Versicherer, dass Marktteilnehmer kurzfristig Preise senken.mic München – In der Branche der Kfz-Versicherer sorgt es für Unruhe, dass Marktführer HUK-Coburg mit einem neuen Preiskampf der Autoversicherer rechnet. Vorstandssprecher Klaus-Jürgen Heitmann hatte der Börsen-Zeitung erklärt, ein großer Wettbewerber habe sich neu positioniert, und zwar auch preislich (vgl. BZ vom 12. Januar). Damit zielte er auf die Allianz. Sein Unternehmen werde das Image des preisgünstigsten Anbieters nicht kampflos aufgeben, sagte Heitmann. Die HUK-Coburg bekam den verstärkten Wettbewerb im wichtigen Wechselgeschäft zum Jahresende schmerzhaft zu spüren: Sie konnte erstmals seit mehr als zehn Jahren im Saldo keinen Bestandszuwachs verbuchen.Das Aufflammen eines Kampfes stufen dagegen wichtige Wettbewerbern als unwahrscheinlich ein. Zwar seien die Margen in der Kfz-Versicherung im Markt nach wie vor sehr eng, kommentierte Edgar Martin, Komposit-Vorstand der R+V Versicherung. Man registriere leicht steigende Schadenquoten und sehe zusätzlich gerade im Direktversicherungsbereich neue Marktteilnehmer: “Dies führt zu zusätzlicher Konkurrenz.” Aber zugleich steige der Schadenbedarf für Auto weiter an. Die R+V Versicherung verzeichne beispielsweise zusätzliche Kosten für das Angehörigenschmerzensgeld sowie für Fahrzeugschäden. Die Schlussfolgerung von Martin: “Daher kann sich die R+V nicht vorstellen, dass die Branche in den nächsten Preiszyklus eintritt.” Der Versicherer werde aber die Preispositionen genau beobachten.In die gleiche Kerbe schlägt Per-Johan Horgby, im Vorstand des Versicherungsvereins VHV für die Sparte Kraftfahrt verantwortlich: “Eine marktweite Trendwende sehen wir nicht.” Kurzfristig würden sicherlich einige Versicherer ihre Preise senken, um Marktanteile zu gewinnen. VHV arbeite intern hart an Kostensenkungen und könne so dauerhaft günstige Beitragsniveaus bieten, unabhängig vom Preiskampf einzelner Versicherer: “Wir bleiben stabil.” Mehr Schäden an AutosDie HDI Versicherungen sehen derzeit ebenfalls keinen Anlass für Beitragssenkungen in den Tarifen. Das Marktergebnis mit einer Combined Ratio von 99 % lasse eigentlich keinen Spielraum für Preiskämpfe, sagte ein Sprecher: “Wir erwarten zwar weiterhin einen intensiven Wettbewerb, aber keinen ruinösen Preiskampf zwischen den Versicherern.”Die Axa beobachtet sogar ein weiteres Steigen der Kfz-Versicherungspreise. “Nach unserer Einschätzung der Marktentwicklung gehen wir davon aus”, kommentierte eine Sprecherin, “dass – aufgrund der steigenden Schadenkosten, die marktweit die Profitabilität der Versicherer belasten – eine Trendwende in Richtung sinkender Preise nicht zu erwarten ist.” Man prüfe aber die Wettbewerbssituationen genau und werde auch entsprechend reagieren. Bei der LVM Versicherung wird betont, dass die Preisentwicklung immer zyklisch sei, es aber für den Kunden entscheidend sei, neben dem Preis auch die Leistung zu betrachten.Unterstützung erhält die HUK-Coburg dagegen von den DEVK Versicherungen. Ein Preiswettbewerb zwischen den Branchenführern HUK-Coburg und Allianz erscheine wahrscheinlich, sagte eine Sprecherin: “Erste Anzeichen hierfür gibt es derzeit schon.” Aus der Erfahrung sei zu sagen, dass andere große Kfz-Versicherer im Sog der dann neuen Preispositionierung dieser Wettbewerber mitziehen würden: “Auch die DEVK als großer Kfz-Versicherer wird diese Entwicklung beobachten und – wenn notwendig und sinnvoll – entsprechend reagieren.”Joachim Müller, der die Sachversicherungsgesellschaft der Allianz Deutschland führt, hatte auf Anfrage die HUK-Coburg-Diagnose zurückgewiesen und erklärt, von einem Preiskampf könne keine Rede sein. Vielmehr habe die Allianz mit ihrer neuen Kfz-Versicherung ein flexibles Preissystem eingeführt und das Risikomodell vollständig neu aufgesetzt. “Unser Ziel ist es, mit Neukunden wieder stärker im Markt zu wachsen”, erläuterte er.Dazu habe die Allianz auch die Versicherungsleistungen komplett überarbeitet und die Kunden überzeugt mit einem unkomplizierten Produkt, das insbesondere keine versteckten Ausschlüsse mehr habe. Müller strich zugleich heraus, dass die Allianz keine Kompromisse hinsichtlich ihrer Gewinnvorstellungen gemacht habe: “Unsere Anforderungen an die Profitabilität bleiben aber unverändert hoch.”