Priips-Regulierung gerät stärker unter Beschuss

Finanzbranche verlangt klarere Regeln und beklagt Irreführung von Investoren

Priips-Regulierung gerät stärker unter Beschuss

ahe Brüssel – Ein halbes Jahr nach der Einführung des Beipackzettels für Finanzprodukte wird der Ruf nach Änderungen in der Regulierung immer lauter. “Die mangelnde Klarheit im Anwendungsbereich der neuen Regeln verringert die Auswahlmöglichkeiten für Privatanleger und beeinträchtigt das Funktionieren der Kapitalmärkte”, monierte Andrew Brooke, Direktor des Kapitalmarktverbands AFME, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Nach Informationen des Verbands ist der Handel von Unternehmensanleihen durch Privatinvestoren im Zuge der Priips-Regulierung seit Jahresbeginn um etwa 20 bis 25 % gesunken. Deutschland gehöre neben Italien, Frankreich und Griechenland zu den Hauptbetroffenen, sagte Brooke.Auch andere europäische Verbände übten in ersten Zwischenbilanzen scharfe Kritik und forderten eine Kurskorrektur durch die Gesetzgeber. Der Fondsverband Efama erklärte, die Angaben zu Wertentwicklung und Kosten in den neuen Informationsblättern würden Investoren “bestenfalls verwirren und im schlimmsten Fall in die Irre führen”. Transaktionskosten würden konstant über- oder unterbewertet, und aussagekräftige Vergleiche zwischen ähnlichen Anlageprodukten seien nicht möglich. Die Verbraucherschützer von Better Finance kritisierten ebenfalls die ihrer Ansicht nach zu optimistischen Zukunftsszenarien in den Beipackzetteln und forderten, diese künftig mit einem deutlichen Warnhinweis zu versehen.Die EU-Kommission wies gestern noch einmal den Vorwurf zurück, es bleibe unklar, welche Anleihen unter die neue Regulierung fielen. Dies sei bereits mehrfach klargestellt worden, hieß es. Allerdings hatte auch die Bundesregierung im Mai bereits erklärt, sie sehe ebenfalls Bedenken bezüglich der Berechnung von Wertentwicklungsszenarien und Kostenstrukturen in den Priips-Informationsblättern und wolle auf europäischer Ebene eine Überprüfung der Vorgaben anregen. AFME-Direktor Brooke warnte jetzt, dass der Negativtrend sich ohne ein Umsteuern in den nächsten zwei bis drei Jahren noch verstärken werde. Neben der Finanzwirtschaft hat auch der Industrieverband Business Europe die EU-Kommission schon zum Handeln aufgerufen. —– Nebenstehender Kommentar- Bericht Seite 3