Private Altersvorsorge nach vorn bringen
„Die Altersvorsorge in Deutschland zukunftsfest machen“ – das ist kein neues Thema. Seit Jahrzehnten wird über demografischen Wandel, Staatsverschuldung und wachsende Rentenlücke als gesamtgesellschaftliche Herausforderung debattiert. Die Anforderung ist klar: Die Bürger in unserem Land brauchen ein langfristig stabiles und attraktives System für die Altersvorsorge. Jetzt ist es Zeit zu handeln! Indem wir gemeinsam auf Bewährtem aufsetzen und dennoch entschlossen reformieren. Als Lebensversicherer wollen wir uns in die Weiterentwicklung unseres Altersvorsorgesystems einbringen, für eine Altersvorsorge mit Zukunft.
Die gesetzliche Rentenversicherung war jahrzehntelang das verlässliche Element in der Absicherung des Lebensstandards nach der Erwerbsphase. Doch der demografische Wandel verschärft die Anforderungen an das Altersvorsorgesystem. Den starken Jahrgängen an Neurentnern stehen jetzt geburtenschwache Jahrgänge im Berufsleben gegenüber.
Die erste Säule, die gesetzliche Rentenversicherung, wird enorm belastet. Schon heute liegt der Finanzierungsanteil des Bundes an der deutschen Rentenversicherung bei über 100 Mrd. Euro jährlich. Zusätzlich schränken die steigende Staatsverschuldung und steigende Zinsen den staatlichen Handlungsspielraum immer weiter ein.
Kernkompetenzen nutzen
Die Lösung liegt im intelligenten Zusammenspiel aller drei Säulen unseres Rentensystems. Dabei spielen Lebensversicherer bereits heute eine entscheidende Rolle, sei es in der privaten und betrieblichen Altersvorsorge oder bei der Absicherung von Lebensrisiken. Die breite Mehrheit der Bevölkerung vertraut der Lebensversicherung. Jahr für Jahr werden über 4 Millionen neue Verträge abgeschlossen. Das zeigt: Für ein langfristig stabiles und attraktives System der Altersvorsorge müssen wir diese in der Breite der Bevölkerung bewährten Zugangswege und Kernkompetenzen der Lebensversicherer weiterhin nutzen. Gleichzeitig müssen wir an den richtigen Stellen entschlossen reformieren.
Unsere Kernkompetenzen lassen sich in sechs Elemente untergliedern:
Lebensversicherer wandeln Vorsorgeguthaben in langfristige Zukunftssicherung um. Sie haben nicht nur Erfahrung in der sicheren Anlage von Kundengeldern, sondern beherrschen auch die Kapitalfreisetzung und die Verrentung von Vorsorgekapital inklusive der damit einhergehenden Rentenverwaltung.
Lebensversicherer sichern existenzielle Risiken ab. Durch die effiziente Absicherung von Todesfallrisiken und dem Risiko vorzeitiger Erwerbsminderung wird der individuelle Lebensstandard auch im Fall der Fälle gehalten, für die Versicherten und ihre Familien.
Lebensversicherer sind für alle da, digital und persönlich. Über bewährte und vertraute Zugangswege, digitale Tools und ein persönliches flächendeckendes Beraternetzwerk vor Ort mit Lotsen- und Motivationsfunktion.
Lebensversicherer stehen für hohe Expertise und Zuverlässigkeit im Risikomanagement. Sei es im Asset-Liability-Management oder in der Versicherungsmathematik auf der einen oder in der umfassenden Regulierung und Aufsicht der BaFin über die Lebensversicherungen auf der anderen Seite.
Lebensversicherer bieten Sicherheit und attraktive Renditechancen. Ihr breit diversifizierter Kapitalstock bis hin zu alternativen Anlagen kombiniert wirksame Stabilisierungsmechanismen mit Renditestärke.
Lebensversicherer haben gesellschaftliche Gestaltungskraft. Als größte institutionelle Kapitalanleger sind sie als Kapitalsammelstelle aufgrund der langfristigen Vorsorgeverpflichtungen prädestiniert, den langfristigen Finanzierungsbedarf zur digitalen und nachhaltigen Transformation der Wirtschaft bereitzustellen.
Die Rolle der Kapitalmärkte
Die Kapitalmärkte bieten große Vorsorgechancen. Gleichzeitig haben die ersten Jahre dieses Jahrzehnts gezeigt, wie empfindlich Kapitalmärkte auf externe Faktoren reagieren. Daher sind Vorsorge-Ideen, die allein auf Aktien setzen, keine geeignete Lösung. Schließlich geht es für die Menschen um ein existenzielles Thema: die Absicherung ihres Alters und ihrer Zukunft.
Für die Altersvorsorge bedeutet das: Es braucht eine erfolgreiche Kombination aus Renditechance und Sicherheit. Das bieten die Lebensversicherer. Über viele Jahrzehnte haben sie einen großen und gut diversifizierten Kapitalstock von über einer Billion Euro aufgebaut, das entspricht dem Doppelten des jährlichen Bundeshaushaltes. Er beinhaltet heute auch alternative Anlagen wie etwa Infrastruktur oder erneuerbare Energien. Durch die breite Diversifikation, intelligente Puffermechanismen und den langfristigen Anlagehorizont stellen die Versicherer hocheffiziente stabilisierende Mechanismen zur Verfügung. Das bedeutet geringe Volatilität bei attraktiven Renditechancen. Es gilt, den Bürgern als privaten Anlegern einen sicheren Zugang zu den globalen Kapitalmärkten zu öffnen!
Mehr Nachhaltigkeit
Über die Kapitalanlage für die Altersvorsorge kann und will die Lebensversicherungswirtschaft eine Führungsrolle zur notwendigen Transformation der Wirtschaft in Deutschland, Europa und weltweit einnehmen. Denn Lebensversicherer, die das Vorsorgekapital von Millionen Kundinnen und Kunden bündeln, sind geradezu prädestiniert, dringend benötigtes Kapital zur Transformationsfinanzierung im Rahmen des Green Deal, aber auch für die digitale Transformation langfristig zur Verfügung zu stellen. Unsere Kapitalanlage richtet sich ohnehin deutlich auf nachhaltige Investments aus, weil dort langfristig attraktive Renditechancen bestehen. Damit gilt auch hier: Selbst mit kleinen Sparbeiträgen können die Bürger notwendige Investitionen in nachhaltiges Wirtschaften unterstützen und zugleich für ihre Zukunft vorsorgen.
Die Zeit drängt! Deshalb müssen bürokratische Hemmnisse, die beispielsweise den Ausbau von Sonnen- und Windenergie erschweren, zügig abgebaut werden. Zudem kann eine staatliche Risikobeteiligung das Risiko-Rendite-Profil für Investoren attraktiver machen. Auch die regulatorische Kapitalunterlegung sollte adäquater ausgestaltet sein.
Die Vorsorgesituation muss jetzt verbessert werden. Gerade Bürger mit kleinem oder mittlerem Einkommen und damit geringen Sparbeiträgen brauchen eine staatlich geförderte private Altersvorsorge, die die gesetzliche Rente ergänzt. Ohne die schon lange geforderten Reformen hat Riester an Attraktivität eingebüßt, wirkt durch hohe Garantien bei gleichzeitig niedrigem Rechnungszins nur eingeschränkt. Der Versichererverband GDV entwickelt gerade die Idee einer „Bürgerrente“: ein attraktives, einfaches und effizientes Angebot, das als standardisierte Basisabsicherung ausgestaltet ist. Die Bürgerrente könnte auf bestehenden Strukturen aufbauen und schnell wirksam werden.
Diese Vereinfachung führt, ähnlich wie die Gruppenverträge in der betrieblichen Altersvorsorge, zu Effizienzgewinnen, die dem Kunden zugutekommen. Sie wäre aufgrund des hohen Grades an Standardisierung und Digitalisierung, der einfachen Förderung und schlankeren Anforderungen kostengünstiger. Neben der Privatvorsorge muss zudem auch die betriebliche Altersversorgung eine große Rolle spielen. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels liegt hier noch unheimliches Potenzial.
Zwei zusätzliche Punkte sind für mich für die Verbreiterung der Vorsorge ebenfalls wesentlich: Transparenz und Beratung!
Mein Idealbild: Die Bürger in Deutschland müssen wissen, wo sie selbst in ihrer Altersvorsorge stehen und was heute für die Altersvorsorge zu tun ist. Die Basis dafür bilden moderne Infrastruktur und digitale Tools. Bei der Allianz Lebensversicherung haben wir zum Beispiel einen kostenlosen digitalen Rentenkompass etabliert. Nach Eingabe relevanter Rahmendaten sieht man auf einen Blick und unter Berücksichtigung der Inflation die individuelle Rentenlücke. Weit mehr als eine halbe Million Kundinnen und Kunden nutzen diesen bereits.
Nicht zuletzt erfordert eine Verbreiterung, dass alle Kontaktpunkte zur Bevölkerung genutzt werden. Über Jahre hinweg wurde ein qualifiziertes Beraternetzwerk in Deutschland aufgebaut. Dieses spielt in der Entscheidung der Menschen für ihre individuell bedarfsgerechte Altersvorsorge eine überragende Rolle. Gerade das intelligente Zusammenspiel von persönlicher Beratung und digitalen Tools macht hier den Unterschied.
Die Versicherer können und wollen in der kapitalgedeckten Vorsorge der Bürger auch künftig die Verantwortung übernehmen, um so die mit der Verrentung der Babyboomer an die demografischen Grenzen stoßende umlagefinanzierte gesetzliche Rente nachhaltig zu entlasten. Sie stehen dafür als Partner von Politik und Gesellschaft zur Verfügung, auch um mit großer Offenheit zuzuhören und Kritikpunkte zu adressieren. Es lohnt sich zu reformieren: Für eine Altersvorsorge, die alle Bürger noch besser erreicht!