Private Debt hat große Bandbreite

Konferenz beleuchtet Aussichten der Assetklasse

Private Debt hat große Bandbreite

bg Frankfurt – Private Debt findet als Finanzierungs- oder Anlageform wachsende Beachtung. Noch gibt es für diese Assetklasse keine einheitliche Definition, aber allgemein lässt sich Private Debt als die Bereitstellung von Fremdkapital vorwiegend durch institutionelle Investoren außerhalb des Kapitalmarktes an Unternehmen beschreiben – also eine Form der Kreditvergabe durch Nichtbanken, die auch in Europa an Raum gewinnt, da Banken aufgrund von erhöhten regulatorischen Vorgaben zur Eigenkapitalunterlegung immer weniger aufs eigene Buch nehmen wollen.Vor diesem Hintergrund veranstaltete WM Seminare, die wie die Börsen-Zeitung zur WM Gruppe gehört, am Montag die 2. Private Debt Konferenz in Frankfurt. Dabei ging Stefan-Maria Heinemann von Talanx Asset Management in seiner Keynote zunächst der Frage nach, wie Private Debt überhaupt reinpasst in sein Haus, das rein auf quantitative Verfahren in der Asset Allocation setzt. Die Antwort gab er selbst, und sie fiel ein wenig ernüchternd aus: Da Private Debt keine homogene und industrialisierte Assetklasse sei, tue man sich schwer damit und beschränke sich derzeit auf Einzelfallentscheidungen in Bereichen wie Real Estate Debt, was nahe dran sei am vertrauten Pfandbrief. Heinemann rief die Anbieter auf, historische Daten bereitzustellen, denn das fehle, um überhaupt Zielquoten für Private Debt aufzustellen.In der folgenden Paneldiskussion wurde die ganze Bandbreite von Private Debt mit Referenten von Ardian, Viridium, Allianz Investment Management, Meag und Crosslend diskutiert. Im Fokus stehen dabei klassische Segmente wie Corporate Lending, Infrastruktur, Hypothekendarlehen, Real Estate Debt, aber es rücken auch schon Segmente wie Trade Finance und Working-Capital-Finanzierungen auf die Agenda. In Deutschland und Europa wächst Private Debt jährlich um 30 % – und die Aussichten sind gut. Denn in Europa sei das Geschäft mit Mittelstandskrediten (SME, Mid Market) größer als das in den USA. Zudem stehe zu erwarten, dass die Loan-to-Deposit-Ratio von derzeit 107 % bei europäischen Banken absinken werde, was eine Chance für Private-Debt-Fonds darstelle. Bei den US-Banken sei die Loan-to-Deposit-Ratio auf 77 % gesunken. Gefragt seien Private-Debt-Fonds auch bei Private-Equity-Transaktionen, wo die Fremdfinanzierung mittlerweile hälftig von Banken und Kreditfonds gestellt werde. Vorsichtig agiert wird bei Distressed Debt, auch wenn singulär Transaktionen stattfinden. Kapitalerhalt sei das A und O, so Florian Kluge von Ardian. Matthias Reicherter von Golding Capital Partners zeigte in seinem Vortrag auf, dass man beim Direct Lending auf die Unsitte der Ebitda-Justierungen achten müsse, würden damit doch Schuldenquoten verzerrt dargestellt. Zudem manifestiere sich, dass Covenants kaum noch durchzusetzen seien.