Gastbeitrag: Allianz Global Investors

Private Debt profitiert vom aktuellen Zinsumfeld

Private Debt bietet auch im aktuellen Umfeld große Chancen. Je höher die Marktunsicherheit, desto besser für diese Anlageklasse. Denn andere Finanzgeber reduzieren in Krisenzeiten ihr Engagement.

Private Debt profitiert vom aktuellen Zinsumfeld

Private Debt – ein Anlagesegment auch für unruhige Zeiten

Das Anlagesegment Private Debt hat in den vergangenen Jahren enorme Aufmerksamkeit erfahren. Einen Markt für außerhalb des Bankensektors bereitgestellte Finanzierungen gibt es seit Mitte der 1990er Jahre, die Allianz ist seit 2007 als Kapitalgeber aktiv. Zum starken strukturellen Wachstum kam es aber vor allem in den letzten Jahren. Grund war die aus der globalen Finanzkrise resultierende Zurückhaltung der Banken bei der Kreditvergabe. Im immer niedriger werdenden Zinsumfeld haben institutionelle Anleger diese Finanzierungslücke gerne geschlossen.

Höhere Ausfallraten

Angesichts der mittlerweile erfolgten Zinswende und des unsichereren Konjunkturausblicks stellt sich nun aber die Frage: Wie wird sich Private Debt in unruhigeren Zeiten schlagen? In der Tat dürfte es in diesem Anlagesegment mittelfristig zu höheren Ausfallraten kommen. Allerdings ist keine Marktschwäche in der Breite zu erwarten. Vielmehr dürfte sich die Spreu vom Weizen trennen.

In den vergangenen Jahren konnten viele Unternehmen mit guten Ergebnissen aufwarten. Zudem erleichterte das Niedrigzinsumfeld die Schuldenbedienung. Hinzu kam eine Tendenz zu „Covenant light“ – sprich zu weniger oder laxeren Kreditgeber-Schutzklauseln. Vielen Institutionellen – und ihren Assetmanagern – ging es oft mehr um Wachstum als um Qualität. Dies kann nun negative Folgen haben: Angesichts der üblicherweise variabel verzinsten Verschuldung ist für viele Unternehmen die Zinslast gestiegen. Kreditgeber, die nun nicht über die Hebel verfügen, um notfalls einschreiten zu können, haben eventuell das Nachsehen.

Auch die Verlangsamung bei M&A-Aktivitäten, also der Private-Equity-Volumina, könnte sich bremsend auf die Private-Debt-Vergabe auswirken. Allerdings gibt es auch eine Reihe von Finanzierungsanlässen unabhängig von einem Kauf oder Verkauf. Daneben sind sogenannte „Sponsored Transaktionen“, bei denen eine Private-Equity-Gesellschaft eine signifikante Eigenkapitalbeteiligung an einem Unternehmen sowie die Kontrolle oder den Einfluss auf die Geschäftsführung hat, nur ein Teil der Private-Debt-Finanzierungen. Insbesondere in den USA gibt es viele auch ohne Private Equity.

Banken verlieren Marktanteile

Zuletzt konnte Private Debt den Banken sogar weitere Marktanteile abnehmen. Ohnehin hat Private Debt den entscheidenden Vorteil, dass es bei Sponsored Transaktionen erst nach einem Totalverlust für die Private-Equity-Tranche zu Ausfällen bei Private Debt käme. Eine derartige Entwicklung zeichnet sich jedoch – von Einzelfällen abgesehen – nicht einmal ansatzweise ab.

Nach vorne schauend dürfte sich Private Debt sogar recht gut schlagen können, denn das aktuelle Umfeld bietet auch Chancen. Private-Debt-Darlehen können von den gestiegenen Zinsen stark profitieren. Zudem hat die anhaltend hohe Nachfrage von Unternehmen und Sponsoren nach Private Debt zu sich weiter verbessernden Spreads geführt.

Es mag abgedroschen klingen, trifft aber zu: Je höher die Marktunsicherheit, desto besser für diese Anlageklasse. Denn andere Finanzgeber – etwa Banken – reduzieren in Krisenzeiten ihr Engagement. Dies wiederum ermöglicht Private Debt, bessere Konditionen auszuhandeln. In der Vergangenheit waren Krisenjahrgänge oft gute Private-Debt-Jahrgänge. Zumindest in den Portfolien von Allianz Global Investors boten sie signifikant höhere Renditen bei gleichzeitig besserer Verlustabsicherung. Aus unserer Sicht hat die relative Attraktivität von Private Debt sogar zugenommen.

Mehr Innovationen in Krisenzeiten

Krisen gehen oft einher mit Innovationen. So entwickelt sich gerade auch in Private Debt ein starker und attraktiver Markt für Sekundärmarkttransaktionen, d.h. für Anteile, die während der Fondslaufzeit an einen anderen Anleger verkauft werden. Für ein langfristiges Engagement in diesem Anlagesegment spricht zudem ein struktureller Trend: Private Debt kann und muss eine herausragende Rolle bei der Finanzierung der Energiewende spielen.

Dabei sind für Private-Debt-Anleger folgende drei Aspekte besonders relevant: Erstens, ein langfristiger Zeithorizont, um auch unruhigere Zeiten aushalten zu können. Zweitens: Größe, denn große Investoren haben üblicherweise einen besseren Zugang zu attraktiven Transaktionen und können für sich und ihre Kunden oft günstigere Konditionen aushandeln. Und drittens: Expertise. Diese ist nicht so schnell und leicht aufzubauen, wie sie bei erfahrenen Assetmanagern häufig zu finden ist.

Komplexitätsprämie erzielen

Investments in Private Debt sollten eine Komplexitätsprämie erzielen, also eine Mehrrendite gegenüber vergleichbaren börsengehandelten Anleihen – bei im Idealfall niedrigeren Verlustquoten. Entscheidend ist daher, eine Finanzierung passgenau auf das Unternehmen zuzuschneiden, mit entsprechenden Absicherungsklauseln und am besten als einziger Kreditgeber. Dies ermöglicht ein frühzeitiges Einschreiten bei Problemen, bis hin zur Unternehmensübernahme – Stichwort: Debt for Equity. Letzteres kann sicherlich nicht das Ziel bei der Vergabe von Private Debt sein – als Ultima Ratio müssen hierzu allerdings bereits bei der Planung der Finanzierung entsprechende Vorkehrungen getroffen werden. Auf diese Weise kann Private Debt auch in schwierigem Fahrwasser auf Kurs bleiben.

Zum Gastautor: Sebastian Schroff ist Lead Portfolio Manager Global Private Debt bei Allianz Global Investors

Sebastian Schroff ist Lead Portfolio Manager Global Private Debt bei Allianz Global Investors