Private Equity und Versicherer: Eine langfristige Verbindung
Eine langfristige Verbindung
Vor wenigen Wochen zeigte sich der Internationale Währungsfonds (IWF) alarmiert über die "Ansteckung" illiquider alternativer Vermögenswerte auf den internationalen Versicherungsmarkt und forderte die Aufsichtsbehörden weltweit zur Eindämmung der Liquiditätsrisiken, die sich aus der zunehmenden Vernetzung der Lebensversicherer zu privatem Kapital ergeben. Auch die BaFin äußerte kürzlich die Befürchtung, dass private Kreditfonds Risiken für den Verbraucherschutz, die Marktintegrität und die Finanzstabilität darstellen könnten.
Seit mindestens fünf Jahren ist in der Versicherungsbranche ein grundlegender Wandel der Anlageportfolios zu beobachten. Der Trend geht von dem sicherheitsorientierten Mix aus Wertpapieren erstklassiger Bonität und Aktien zunehmend hin zu diversifizierten Strategien, die eine Reihe von alternativen Assets aus dem Privatmarkt beinhalten.
In dem Niedrigzinsumfeld, das die globalen Finanzmärkte den größten Teil des vergangenen Jahrzehnts prägte, versprachen alternative Anlagen wie private Kredite, privates Beteiligungskapital oder Sachwerte eine hochrentable Anlagealternative. Da Versicherer in der Regel in der Lage sind, einen Teil ihrer Anlageportfolios länger zu halten, stürmten sie geradezu in die privaten Märkte.
Stabile Cashflows
Auch die Private-Equity-Fonds haben das Potenzial der Versicherer erkannt, die enorme Kapitalmengen verwalten. Die verwalteten Vermögenswerte der Branche summieren sich weltweit auf mehr als 12 Bill. Dollar. Nach Ansicht der Private-Equity-Branche sollte ein Teil dieses Bestandes über private Märkte gelenkt werden. Dort ist die Expertise vorhanden, an der es den Versicherern in der Vergangenheit mangelte.
Niemand wird bestreiten, dass Versicherer eindeutig langfristige, stabile Cashflows versprechen. Alte Lebensversicherungsbestände sind für Private-Equity-Investoren zugleich mit am attraktivsten. Die Beziehung zwischen Private Equity und Versicherungen ist über das Stadium der Gespräche hinausgewachsen – sie sind jetzt miteinander im Bett. Durch Investment-Management-Vereinbarungen und direkte Beteiligungen sind sie nun eng miteinander verflochten.
Die Aufsichtsbehörden schlagen jetzt jedoch Alarm, wobei ihre Hauptsorge der fehlenden Transparenz gilt. Das Hauptproblem von Privatmarktinvestitionen besteht darin, dass sie nicht das Maß an Klarheit bieten, das Außenstehende, einschließlich der Aufsichtsbehörden, an öffentlichen Märkten erhalten. Entsprechend groß ist die Angst, dass auf den privaten Märkten eine Bewertungsblase platzen könnte und die Bestände großer Teile der Versicherungswirtschaft in Mitleidenschaft ziehen könnte.
In einer stabilen Welt ist es auch auf den privaten Märkten möglich, den fairen Wert von Anlagen zumindest annähernd zu ermitteln. Schwieriger wird es, ihren Wert in Situationen zu bestimmen, die von Notverkäufen geprägt sind. Diese Art von Situationen haben wir zugegebenermaßen nicht oft erlebt, aber es gab Fälle. Etwa die Probleme der AIG im Jahr 2008 oder auch die Situation der britischen Pensionsfonds in der Gilt-Krise, als Goldman, Apollo und eine Reihe anderer Fonds Hunderte von Milliarden an illiquiden Vermögenswerten zu stark reduzierten Preisen aufkauften.
NAV auf dem Prüfstand
Da die Aufsichtsbehörden mehr Transparenz in Bezug auf institutionelle Beteiligungen an Privatmarktanlagen anstreben, dürften die Bewertungen der Nettoinventarwerte (NAV) einer genaueren Prüfung unterzogen werden, was zu Korrekturen nach unten führen könnte. Indem sie sicherstellen, dass interne Bewertungsausschüsse hinreichend offene und strenge Bewertungsverfahren einführen, können sich die Anleger deutlich besser auf die steigenden regulatorischen Anforderungen vorbereiten und sich gleichzeitig viel sicherer in ihrer eigenen Bewertung ihrer Portfolios fühlen.
Dafür ist es erforderlich, die zur Verfügung stehenden Unternehmensdaten effizient und effektiv zu nutzen und etwaige Liquiditätsprobleme in die Bewertung einzubeziehen. Darüber hinaus kann die Durchführung strenger Stresstests auf der Grundlage historischer und zukünftiger Szenarien den Unternehmen dabei helfen, Fair-Value-Analysen zu erstellen.
Das Maß an Klarheit, das Anleger auf privaten Märkten erlangen können, wird nie dasselbe sein wie auf öffentlichen Märkten. Sofern institutionelle Anleger die ihnen zur Verfügung stehenden Daten und Analyseinstrumente effizient nutzen, können sie die negativen Auswirkungen einer Blase auf dem Privatmarkt jedoch zumindest erheblich mildern.