Private Infrastrukturanleihen - vielseitige Assetklasse

Attraktiv in einer volatilen und renditeschwachen Welt - Aussicht auf stabile, langfristige Renditen - Ausreichende Kenntnisse und Erfahrungen wichtig

Private Infrastrukturanleihen - vielseitige Assetklasse

Auf der ganzen Welt stehen Länder unter Druck, ihre Infrastrukturausgaben zu erhöhen. Nach Jahren ohne höhere Investitionen müssen die Industrieländer ihre Infrastruktur aufrüsten, um Kohlenstoffemissionen senken und neuere Technologien wie das Glasfaser-Breitbandnetz einführen zu können. Schwellenländer hingegen benötigen vor allem in ländlichen Regionen neue Infrastrukturlösungen, um das starke Bevölkerungswachstum zu unterstützen.Viele Regierungen, die nach der Finanzkrise auf Bargeld angewiesen sind, wenden sich an den Privatsektor, um diese wichtigen Verbesserungen zu finanzieren. Da die Banken gleichzeitig ihre langfristige Kreditvergabe zurückfahren wollen, sind institutionelle Investoren nur allzu gerne bereit, einzugreifen und die Finanzierungsrolle der Banken zu übernehmen. Schließlich wird ihnen eine große Bandbreite an attraktiven Investmentmöglichkeiten im Infrastrukturbereich angeboten, allen voran bei privaten Infrastrukturanleihen.Private Infrastrukturanleihen sind eine vielseitige Assetklasse, die für Investoren aus verschiedenen Gründen attraktiv sein kann. Einen Schlüsselanreiz bietet die Tatsache, dass die Renditen sicherer und vorhersehbarer sind als die von Unternehmensanleihen. Dies beruht auf drei wesentlichen Aspekten.Erstens sind Infrastrukturanleihen im Gegensatz zu den meisten Unternehmensanleihen oft gegenüber bestimmten Vermögenswerten oder Cash-flows abgesichert. So hat sich der private Markt für Infrastrukturanleihen, insbesondere bei Projektfinanzierungskrediten, als wesentlich widerstandsfähiger erwiesen als bei Unternehmensanleihen. Zwischen 1992 und 2016 war die Insolvenzquote für Projektfinanzierungskredite mit 80 % fast doppelt so hoch wie die bei ausgefallenen Unternehmensanleihen (41 %).Zweitens werden Infrastrukturinvestitionen normalerweise von Unternehmen aus dem Versorgungs-, Energie-, Transport- oder Gesundheitssektor durchgeführt. Da diese Unternehmen häufig wichtige Dienstleistungen erbringen, sind ihre Umsätze relativ konjunkturunabhängig. Eine Investition in die vorher benannten Sektoren eröffnet somit gute Chancen einer Diversifikation, abseits der Renditetreiber traditioneller Unternehmensanleihen.Drittens gelten die Eigentümer vieler Infrastrukturanlagen quasi als Monopolisten und sind somit diversen Regularien unterworfen. Eine Konsequenz daraus ist, dass den Betreibern der Infrastrukturobjekte oft langfristige Verträge gewährt werden. Aufgrund des vorhersehbaren, langfristigen Charakters von Infrastrukturprojekten werden die Anleiheinhaber ebenfalls mit einer Reihe von regelmäßigen Zahlungen bedacht. Dieser amortisierende Cash-flow kann insbesondere für Pensionskassen und Lebensversicherer von Vorteil sein, um langfristigen Verbindlichkeiten zu entsprechen.Für Investoren, die ein Engagement in Infrastrukturanlagen anstreben, sind zudem die öffentlichen Anleihemärkte eine gangbare Option. Doch obwohl die Liquidität hier ein wesentlicher Vorteil ist, gibt es auch bei diesem Ansatz einige Nachteile.Zunächst einmal ist die Emission öffentlicher Anleihen oft auf eine kleine Unternehmensanzahl beschränkt, vor allem aus dem Versorgungs- und Transportsektor. Die europäischen Privatmärkte hingegen weisen seit 2007 die dreifache Anzahl an Emittenten auf, was die Portfoliodiversifikation erhöht.Noch wichtiger ist dabei, dass öffentliche Anleihen nur einer Proxy-Methode folgen, um Zugang zu bestimmten Infrastruktur-Cash-flows zu erhalten. Wenn ein Investor beispielsweise ein Engagement in Projekten für erneuerbare Energien anstrebt, könnte der Erwerb von An-leihen, die von einem Versorgungsunternehmen emittiert wurden, gleichzeitig zu einem ungewollten Exposure an den fossilen Brennstoffgeschäften desselben Unternehmens führen.Nicht börsennotierte Infrastrukturanleihen können naturgemäß schwer zu verkaufen sein. Eine solche Anleihe lockt jedoch typischerweise mit einer Illiquiditätsprämie von etwa 0,5 bis 1 % oberhalb der Rendite vergleichbarer börsennotierter Wertpapiere. Im aktuellen Niedrigzinsumfeld ist diese Prämie ziemlich attraktiv, da sie im Wesentlichen die Übernahme des Illiquiditätsrisikos kompensiert. Darüber hinaus profitieren die Investoren häufig von robusteren Covenants als bei öffentlichen Wertpapieren.Weltweit dürften bis 2030 rund 320 Mrd. Dollar benötigt werden, um die Vorgaben des Pariser Klimaschutzabkommens einzuhalten. Mit der Investition in öffentliche Dienstleistungen und kohlenstoffarme Infrastruktur können Investoren die Fähigkeit ihrer Portfolien verbessern, ökologische, soziale und Governance-Kriterien zu erfüllen.Private Infrastrukturanleihen bieten die Aussicht auf stabile, langfristige Renditen und können zur Diversifizierung traditioneller Anleiheportfolien beitragen. Investoren sollten sich jedoch an Fondsmanager wenden, die über ausreichende Kenntnisse und Erfahrungen verfügen. Da keine Infrastrukturanlage der anderen gleicht, müssen Fondsmanager erhebliche Ressourcen für die Analyse, Strukturierung und Verwaltung dieser Vermögenswerte während ihres gesamten Lebenszyklus aufwenden.—-Nikhil Chandra, Investment Strategist, Global Investment Solutions bei Aviva Investors