Privatkunden-Probleme holen US-Großbanken ein
Privatkunden-Probleme holen US-Großbanken ein
Zinsaufwendungen ziehen an – J.P Morgan warnt vor hartnäckigen Inflationsrisiken
xaw New York
Statt mit einem Aufschwung im Kapitalmarktgeschäft bei den Anlegern punkten zu können, müssen Amerikas führende Geldhäuser sich mit Problemen im Consumer Banking herumschlagen. So machen steigende Zinsaufwendungen und höhere Abschreibungen insbesondere im Kartengeschäft Branchenprimus J.P. Morgan zu schaffen. Der Nettogewinn des größten US-Finanzinstituts sackte im zweiten Quartal um 9% auf 13,1 Mrd. Dollar ab – zumindest nach Ausschluss von Einmaleffekten.
Gefährliche geopolitische Lage
Durch Effekte eines Aktientauschs mit dem Zahlungsdienstleister Visa rettete J.P. Morgan zwar noch ein Gewinnwachstum um 25% auf 18,2 Mrd. Dollar ins Ziel. Dies täuschte die Anleger aber nicht über die Gefahren einer konjunkturellen Eintrübung sowie die negativen Effekte anhaltend hoher Zinsen hinweg. „Marktbewertungen und Credit Spreads mögen einen recht freundlichen ökonomischen Ausblick reflektieren, doch wir müssen wachsam bleiben“, unterstrich auch CEO Jamie Dimon.
Die geopolitische Situation sei möglicherweise so gefährlich wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht, die Effekte auf die globale Wirtschaft ließen sich noch nicht abschätzen. Die Inflation und damit auch die Zinsen könnten allerdings länger hoch bleiben als von vielen Ökonomen angenommen.
Die Geschäftsentwicklung spiegelt entsprechende Probleme bereits. Die Nettozinsmarge von J.P. Morgan bröckelte auf 2,62% ab – dies bedeutete den zweiten Rückgang in Folge. Denn während die US-Großbanken zunächst davon profitierten, infolge der restriktiven Geldpolitik höhere Raten auf Kredite verlangen zu können, stecken auch sie nun im Depositenwettbewerb.
Wells Fargo dämpft Erwartungen
Bei der traditionell deutlich stärker am Privatkundengeschäft orientierten Wells Fargo ging der Nettogewinn um rund 1% zurück. Die Nettozinserträge sackten infolge höherer Finanzierungskosten bereits um 9% auf 11,9 Mrd. Dollar ab – für das Gesamtjahr 2024 rechnet das Geldhaus jetzt mit einem Einbruch um 8 bis 9%, nachdem es zuvor einen Rückgang von wenigstens 7% erwartet hatte.
Positiv stach zunächst hingegen die zuletzt gebeutelte Citigroup hervor. Das Geldhaus, das in einer umfangreichen Transformation steckt, vermeldete einen Gewinnanstieg um 10% auf 3,2 Mrd. Dollar. Allerdings geht die Neuorganisation mit großflächigen Entlassungen und entsprechend hohen Abfindungskosten einher. Zudem ächzt Citigroup unter Strafen, die US-Regulatoren aufgrund von Mängeln im Risiko- und Datenmanagement gegen das Geldhaus verhängt haben.