Problemfall notleidende Kredite

EU-Kommission will nach dem Sommer Lösungen präsentieren - Heta reduziert NPL-Bestand erfolgreich

Problemfall notleidende Kredite

Notleidende Kredite sind in einigen EU-Ländern ein großes Problem. Die EU-Kommission sieht dringenden Handlungsbedarf. Angesetzt werden kann über die Aufsicht, aber auch eine Verbesserung des Rechtssystems. Der österreichischen Heta Asset Resolution, der Bad Bank der Hypo Alpe Adria, ist es gelungen, ihren hohen NPL-Bestand vor allem in Osteuropa großteils abzubauen.tl Frankfurt – In Italien ist das Volumen der notleidenden Kredite (Non Performing Loans, NPL) besonders hoch. Die EU-Kommission beschäftigt sich im Gespräch mit den Mitgliedstaaten und den Aufsichtsbehörden mit dem Problem und hofft in diesem Sommer vom Rat für Wirtschaft und Finanzen (Ecofin) Guidelines für eine Lösungsstrategie zu bekommen. Dies sagte Peter Grasmann, Referatsleiter in der Generaldirektion für Finanzstabilität, Finanzdienstleistungen und Kapitalmarktunion der Europäischen Kommission, in seinem Vortrag auf dem diesjährigen NPL Forum an der Frankfurt School of Finance & Management.Bezogen auf die gesamten ausstehenden Schuldinstrumente in den jeweiligen EU-Mitgliedstaaten ist das NPL-Problem in Griechenland und Zypern zwar am größten (s. Grafik). “Aber die Hälfte des EU-NPL-Volumens entfällt auf Italien”, sagte Grasmann. Dort seien auch viele Unternehmenskredite notleidend, während in Griechenland vor allem Hypothekarkredite an private Haushalte betroffen seien. Stabilität ist gefährdetHohe Bestände an NPL schmälern die Bankgewinne und bergen damit Risiken für die Stabilität des Finanzsystems. Außerdem führen sie zu einer geringeren Kreditvergabe und hemmen damit das Wirtschaftswachstum, warnt Grasmann.Ein zentrales Problemfeld sind für die Kommission die nationalen Insolvenzsysteme. “Wir analysieren sie gerade und wollen damit im Sommer fertig sein.” Es sei aber sehr schwer, auf europäischer Ebene gemeinsame Standards zu finden. “Aber in den Problemländern hat sich beim Insolvenzrecht durchaus einiges getan. Das ist im Einzelfall dramatisch, häufig aber noch nicht gut genug.”Lösungsansätze gebe es auch in der Bankenaufsicht, durch Bankenrestrukturierungen und über Sekundärmärkte. Dazu gehöre insbesondere der im März 2017 veröffentlichte EZB-Leitfaden für Banken zu notleidenden Krediten, die Weiterentwicklung der Eigenmittel-Richtlinie CRD/CRR sowie makroprudenzielle Komponenten zur Kompensation schwacher Rahmenbedingungen wie zum Beispiel ineffiziente Insolvenzregime und Gerichtssysteme.Sekundärmärkte für NPL gibt es nach Grasmanns Angaben kaum in Griechenland, sehr eingeschränkt in Spanien und Italien. “Die Markteintrittsbarrieren sind einfach zu hoch.” Aus der PraxisAus der Praxis einer Bank in Abwicklung berichtete anschließend Sebastian Prinz von Schoenaich-Carolath, Vorsitzender des Vorstands der Heta Asset Resolution. Sie ist der Rest der Hypo Alpe Adria, die aus der Landes-Hypothekenanstalt Kärnten hervorgegangen ist. Nachdem die Hypo sich mit einer zu schnellen Expansion nach Osteuropa verhoben hatte, wurde sie 2009 notverstaatlicht. “Dann wurde das Institut in eine Good Bank und eine Bad Bank aufgeteilt.” Restrukturiert wurden Geschäfte in Österreich, Italien und Südosteuropa, während alle nicht mehr privatisierbaren Unternehmensteile wie etwa faule Kredite, Bankrottbeteiligungen und derzeit nicht verwertbare Immobilien in die Bad Bank Heta Asset Resolution eingebracht wurden. 2014 gab die Heta ihre Bankbilanz ab.Die Neubewertung der Vermögenswerte (Asset Quality Review) führte in der Bilanz 2014 zu einem Verlust von 8 Mrd. Euro. Das NPL-Exposure von 6,9 Mrd. Euro (per Ende 2014) konnte inzwischen “deutlich” abgebaut werden. “Große Forderungen wie Schiffe haben wir einzeln verkauft. Andere Forderungen wurden in Portfolien gebündelt. Über Ausschreibungen konnten wir gute Preise erzielen.” In allen Ländern außer Montenegro seien Käufer gefunden worden. Welche Überraschungen man beim Verkauf von Sicherheiten erleben kann, schilderte der Heta-Chef anhand dieses südosteuropäischen Landes: “Als wir uns dort zum Verkauf einer Diskothek entschlossen hatten, wurde zuerst der bisherige Eigentümer erschossen. Dann brannte das Objekt auch noch ab.”In Serbien gebe es zwar keinen großen Markt für NPL-Portfolien. “Aber viele internationale Anleger interessieren sich dafür.” Ende 2020 ist alles verkauftGeplant ist, bis Ende 2018 80 % aller Vermögenswerte zu verkaufen, bis Ende 2020 sollen es 100 % sein. “Ich glaube, dass wir schon heute die 80 % erreicht haben.” Der Heta-Chef erwartet zwar nicht, dass die Gesellschaft alles zurückzahlen kann, was der österreichische Staat vorgeschossen hat. “Aber ich bin zuversichtlich, dass es mehr sein wird als gedacht.”In der anschließenden Podiumsdiskussion unterstrich Volker Hans Recker von der European Bank for Reconstruction and Development (EBRD) die große Bedeutung der Mitarbeiter. “Wir müssen sie für die Bearbeitung von NPL qualifizieren.” Dies gelte insbesondere für Osteuropa. Schoenaich-Carolath sieht ein großes Problem bei den verantwortlichen Managern, die ihre Vergangenheit nicht abstreifen könnten. “Sie akzeptieren bis zuletzt nicht, dass ein Asset, das früher 80 wert war, heute nur noch die Hälfte wert ist.”Recker wies aber auch noch auf die soziale Komponente bei der Bewertung von NPL hin. “Die realistische Bewertung von notleidenden Krediten könnte zum Beispiel in Serbien große Betriebe mit vielen Tausend Mitarbeitern in den Ruin führen. Die Folge wäre eine deutlich höhere Arbeitslosigkeit.” Grasmann wandte ein, dass der notwendige Strukturwandel nicht aufzuhalten sei und vielmehr die Sozialsysteme verbessert werden sollten.