Profitable Schaufenster

LBBW-Analysten erwarten Zersplitterung der Finanzbranche infolge der Digitalisierung

Profitable Schaufenster

lee Frankfurt – Die Digitalisierung krempelt das Geschäft der Banken um. Wesentlicher Treiber der Veränderung sind nach Einschätzung von LBBW Research weniger die Fintech-Unternehmen selbst als vielmehr das Aufkommen neuer Plattformen. “Die Institute müssen sich entscheiden: Wollen sie künftig das Schaufenster betreiben oder ihre – gegebenenfalls austauschbaren – Finanzprodukte zuliefern?”, heißt es in der aktuellen LBBW-Publikation “Blickpunkt Banken und Fintechs”.Die LBBW-Analysten unterteilen die Fintech-Branche in zwei Gruppen und stützen sich dabei auf die für den Technologiesektor gerne bemühte Goldgräber-Metapher. Zu den “Schaufelherstellern” zählen sie Unternehmen, die technische Lösungen für die Finanzbranche entwickeln, etwa für die Datenanalyse oder zur Umsetzung regulatorischer Vorgaben. “Schatzkiste Kundendaten”Die echten “Goldgräber” seien Fintechs, die ihre Finanzprodukte und Dienstleistungen den Endkunden direkt anbieten. Dazu zählen Plattformen für die Kreditvergabe, standardisierte Lösungen für Vermögensverwaltung und Zahlungsverkehr. “Fintechs erfinden insofern das Bankgeschäft nicht wirklich neu, überführen es aber mittels Datenanalyse in die digitale Welt”, schreiben die Analysten.Die Studie räumt erwartungsgemäß den etablierten Online-Portalen die besten Chancen ein, zur Plattform zu werden. Um hier gegen die neuen Wettbewerber zu punkten, sollten Banken die Datensicherheit hervorheben und die “Schatzkiste Kundendaten” konsequent nutzen, raten die Analysten. Sie gehen von einer Zersplitterung des Finanzsektors aus. Herkömmliche Banken und Vertreter der “App-Ökonomie” würden in Zukunft nebeneinander existieren. Während die einen “Whitelabel”-Finanzprodukte zuliefern, betrieben die anderen einen fremd- und eigenbestückten Online-Shop. “Letzteres dürfte aus unserer Sicht das rentablere Geschäftsmodell sein”, schreiben die Analysten.Schon heute ist das Verhältnis ambivalent. Ob Banken Fintech-Unternehmen als Partner oder als Wettbewerber sehen, hängt laut LBBW auch von ihrem Tätigkeitsfeld ab. So fürchten klassische Geldinstitute die Konkurrenz neuer technologiegetriebener Anbieter im Retail Banking und vor allem im Zahlungsverkehr. Rund drei Fünftel der befragten Kreditinstitute gehen laut LBBW davon aus, dass sich die neuen Wettbewerber auch dank Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 gerade in diesen Segmenten ein Stückchen vom Kuchen abschneiden werden. Treue FirmenkundenEin weiterer Aspekt ist die Höhe der Einstiegsbarrieren. So befürchten die Banken am ehesten bei einfachen Sparprodukten, Girokonten und Verbraucherkrediten, Geschäft an neue Wettbewerber zu verlieren. Im komplexeren Firmenkundengeschäft hält die Mehrheit der befragten Banken die Gefahr neuer Wettbewerber dagegen für “unwahrscheinlich” oder “sehr unwahrscheinlich”. Hier dominierten die klassischen Finanzierungsformen und die Hausbank. “Die spezifische Finanzkompetenz traditioneller Banken, etwa bei der Risikoeinschätzung, sowie langjährige Erfahrungen mit Regulierung und ein hohes Maß an Kundenvertrauen in die Datensicherheit sind wichtige Wettbewerbsvorteile.”