Profitieren von der digitalen Revolution
Mit dem Handelskonflikt zwischen den USA und China tun sich im Tech-Sektor derzeit große Risiken auf. Langfristig sollten sich Investments in die Wachstumsbranche aber lohnen. Denn praktisch alles wird digital.Von Werner RüppelDie Welt verändert sich rapide und vieles, was Unternehmen und Menschen analog erledigt haben, erfolgt inzwischen digital. Dies hat auch der bayerische Ministerpräsident Markus Söder erkannt und zur Regierungsbildung in Bayern im Herbst vergangenen Jahres ein neues Digitalministerium geschaffen. Geführt wird es von der 33-jährigen unterfränkischen Juristin Judith Gerlach. Eine “ganz konkrete Entscheidung für die Zukunft” habe er damit getroffen, erklärte Söder.Ob ein bayerisches Staatsministerium für Digitales tatsächlich sinnvoll ist, wird sich zeigen. Mit Themen wie Digitalisierung, Cloud, maschinelles Lernen und künstlicher Intelligenz befinden wir uns jedenfalls mitten in einer digitalen Revolution. Daten gelten als das neue Öl. “Der Technologiesektor ist mit mit vielfältigen Märkten, Unternehmen und Geschäftsmodellen diverser als je zuvor und zeigt ein rasantes Wachstum”, sagt Scott Berg, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter T. Rowe Price. Vor diesem Hintergrund dürften Technologiefonds für Anleger zumindest mittel- bis langfristig große Chancen bieten. Aktuell sind allerdings Risiken wie der Handelskrieg oder die Antitrust-Verfahren in den USA zu berücksichtigen.Investments in den Tech-Sektor sind risikoreich, sprich: sie weisen höhere Kursschwankungen als andere Branchen auf. Einzelne Tech-Aktien verlieren mitunter erheblich an Wert, wenn sich Rahmenbedingungen ändern oder die Erlöse einbrechen. Daher ist in diesem Sektor ein breit gestreutes Investment über Fonds, das erheblich Risiken senkt, sinnvoll. Keine BlaseViele Anleger haben auch noch die Dotcom-Blase, die Anfang des Jahrtausends platzte, im Hinterkopf, als der Sektor nach einer sehr deutlichen Überbewertung massiv einbrach. Heute sind die Technologietitel zumindest im Durchschnitt wesentlich moderater als damals bewertet. Eine Blase liegt also nicht vor. Trotz aller Risken haben sich Investments in Technologie langfristig aber gelohnt. Wie auch die Performance der einzelnen Fonds zeigt (vgl. Tabelle), war Tech der Reichmacher der vergangenen Jahre. Und auch die Kurse etablierter Konzerne, wie zum Beispiel, Microsoft oder SAP, haben zuletzt neue Höchststände erreicht.Aktuell stehen an den Kapitalmärkten den Chancen durch eine gerade stattfindende Revolution, die nicht zuletzt durch eine Durchdringung des Alltags durch Technologie und einen massiven Anstieg des weltweiten Datenvolumens gekennzeichnet ist, einige Risiken gegenüber. So verändert der US-Handelskonflikt mit China nach Meinung von Benjardin Gärtner, Leiter Portfoliomanagement Aktien bei Union Investment, die IT-Welt. “Für Investoren ist der Handelskonflikt aktuell höchst brisant, denn eine starke Abhängigkeit von China kann für bedeutende Kursverluste wie bei Apple sorgen”, erklärt Gärtner. Um Risiken einzugrenzen, müssten daher sowohl die Absatzmärkte als auch Lieferketten und Produktionsstätten von Investoren engmaschig kontrolliert werden.Auch David Latterty, Chefstratege von Natixis Investement Managers, sieht den Tech-Sektor kurzfristig durch Handelskonflikte, die Antitrust-Verfahren und mögliche Regulierung in Sachen Datensicherheit belastet. Langfristig bleibt die wachstumsstarke Branche aber eines seiner Favoriten. Cloud boomtÜberzeugt von den Chancen des Tech-Sektors ist auch Mikko Ripatti. Das Cloud-Geschäft boome und künstliche Intelligenz berge überduchschnittlich gute Anlagechancen. “Technologie frisst sich gleichsam in alle Bereiche und treibt den Wandel voran: von der Gesundheitsversorgung über öffentliche Einrichtungen bis hin zum Einzelhandel”, sagt der Senior Client Portfoliomanager bei DNB Asset Management. “Die Branche zählt zu den langfristigen Gewinnern an der Börse.” Auch Lars Skovgard Andersen, Investmentstratege bei Danske Invest, glaubt, dass der Boom bei IT-Aktien weitergeht und erklärt: “Die Engagements der Unternehmen in neue Technologien treiben den Sektor in hohem Maße voran.”Alles in allem mag es zwar in den kommenden Monaten zu einem Rückschlag des Tech-Sektors kommen. Aufgrund der gerade stattfindenden digitalen Revolution verfügen Technologiefonds aber mittel- bis langfristig über besonders hohe Kurschancen. Eine Reihe gut bewerteter FondsWer nun in Technologie investieren möchte, dem bieten sich bei aktiven und passiven Fonds eine Reihe von Produkten an, die vom Analysehaus Morningstar mit positiven Noten bewertet werden. So hat zum Beispiel der aktive DNB Fund Technology auf Sicht von zehn Jahren mit einer beeindruckenden Performance von 20,7 % p. a. überzeugt. Die größten Positionen des von Morningstar mit der Höchstnote von fünf Sternen eingestuften Fonds sind aktuell Alphabet (die Google-Muttergesellschaft), Microsoft und T-Mobile US. Hingegen wird Apple in dem Produkt derzeit deutlich untergewichtet.Zu den bewährten aktiven Technologiefonds zählen auch der 3,7 Mrd. Euro schwere Fidelity Global Technology sowie der 2,5 Mrd. Euro schwere Franklin Technology. Das vom Manager Hyun Ho Sohn gesteuerte Fidelity-Produkt, sucht nach attraktiv bewerteten Qualitätsunternehmen mit guten Chancen auf nachhaltiges Wachstum. Bei den größten Positionen des Fonds findet sich neben Samsung, Apple, Alphabet und Microsoft auch der deutsche Softwareriese SAP.Die größten Werte des breit gestreuten Franklin Technology Funds sind hingegen Microsoft, Amazon, Workday und Salesforce. Der von Morningstar mit fünf Sternen eingestufte Fonds hat über zehn Jahre eine Performance von 19,4 % erzielt. Auch der Deka-Technologie und der UniSector: HighTech A haben in den vergangenen Jahren hohe Wertzuwächse erreicht.Deutlich zulegen konnten auch die von Lyxor und der DWS-Tochter Xtrackers angebotenen ETFs auf den MSCI World Information Technology Index. So weist der Lyxor-ETF über fünf Jahre eine satte Performance von 20,3 % p. a. auf.Als Spezialität ist der vom Ex-DWS-Mann Baki Irmak und Stefan Waldhauser gelenkte Digital Leaders Fund einzustufen. Das 2018 aufgelegte aktive Produkt fokussiert Firmen, die besonders vom digitalen Wandel profitieren. Hingegen zielt der iShares Digitalisation im passiven Mantel auf die Gewinner der Digitalisierung ab.Technologie und Digitalisierung bedeuten immer auch Veränderung. So hat auch Judith Gerlach gleich nach ihrer Ernennung zur bayerischen Digitalministerin begonnen, zu twittern.