Profitziele widerstehen Flut

Allianz kann 350 Mill. Euro Belastung ohne Folgen für die Prognose verkraften

Profitziele widerstehen Flut

Die Schätzungen für die finanzielle Belastung der Assekuranz durch die Hochwasserschäden konkretisieren sich auf Unternehmensebene. Gewinnziele geraten bisher nicht in Gefahr. Die Branche wagt noch keine Gesamtschätzung der Schadenbelastung.mic München – Die Allianz rechnet damit, dass sie mehr als 500 Mill. Euro brutto an ihre Kunden in Deutschland und dem angrenzenden Ausland überweisen wird. Allerdings müssen die Münchner davon nur rund 350 Mill. Euro auf eigene Rechnung nehmen, weil darüber hinausgehende Beträge durch die Rückversicherung abgedeckt sind. Die Versicherungskammer Bayern stockte ihre Schätzung von 40 Mill. Euro auf 50 Mill. Euro auf.Im Gegensatz zu Allianz und Versicherungskammer traut sich die Branche noch keine Schätzung der versicherten Schäden zu. Hohe Pegelstände in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen, unvorhersehbare Deichbrüche und ein sehr langsamer Rückzug des Wassers ließen keine stabile Prognose zu, erklärte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft. Deren Präsident Alexander Erdland bekräftigte aber seine Position: “Wir müssen davon ausgehen, dass der Schaden durchaus höher sein kann als bei der Elbe-Flut 2002.” Damals waren 1,8 Mrd. Euro fällig geworden, der volkswirtschaftliche Schaden betrug 11,6 Mrd. EuroAuch die Allianz muss für die aktuelle Flut in Deutschland, Österreich und Teilen Mitteleuropas aus Sicht der Eigentümer tiefer in die Tasche greifen als im Jahr 2002. Damals hatte die Belastung nach Rückversicherung 330 Mill. Euro betragen, lag also niedriger als der aktuell prognostizierte Wert 2013. Die Bruttobelastung hatte sich vor elf Jahren auf 710 Mill. Euro summiert. Die jetzige Formulierung “mehr als 500 Mill. Euro” lässt offen, ob dieses Niveau der Zahlung an die Kunden überboten wird. Verlustpotenzial gesenktDie Prognose für den operativen Gewinn des laufenden Jahres ist dennoch zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht gefährdet. Die Allianz peilt einen Wert von 9,2 Mrd. Euro plus/minus 500 Mill. Euro an, hatte aber im ersten Quartal bereits ein Drittel ihres unteren Prognoseziels erfüllt. Mit der Flut ist allerdings die Wahrscheinlichkeit gesunken, dass die bisher erwartete Prognoseerhöhung bei Veröffentlichung der Halbjahreszahlen am 2. August kommt.Im ersten Quartal hatten die Münchner geringe Belastungen aus Naturkatastrophen zu schultern. Mit einem Beitrag von 0,7 Prozentpunkten zur kombinierten Schaden-Kosten-Quote lag der Wert unter jenen gut 3 %, die der Vorstand jährlich für Naturkatastrophen budgetiert. Auch inklusive der Hochwasser-Belastung dürfte die Allianz zum jetzigen Zeitpunkt unter 3 % liegen.Die überschaubare Belastung folgt aus der Strategie der Allianz, die Maximalbelastungen durch Naturkatastrophen zu limitieren. Sie setzt hierfür entsprechende Rückversicherungen und die Emission von Katastrophenanleihen ein. Dies kostet zwar jährlich Marge, begrenzt aber die Volatilität im Schadenfall.Dies zeigt sich darin, dass die potenzielle Nettobelastung der Allianz aus Naturkatastrophen in den vergangenen Jahren stark gesunken ist. Das Verlustpotenzial der fünf größten Naturkatastrophen, die der Wahrscheinlichkeitsrechnung gemäß jeweils nur alle 250 Jahre eintreten, betrug im vergangenen Jahr laut Geschäftsbericht 3,0 Mrd. Euro. Im Jahr 2009 waren es noch 4,1 Mrd. Euro gewesen. Die Maximalbelastung aus Überschwemmungen in Deutschland wird aktuell mit 528 Mill. Euro nach Rückversicherung angegeben. Dieser Wert dürfte in der Addition durch die Hochwasser 2002 und 2013 übertroffen werden. Allerdings waren dies mindestens zwei Schadenereignisse.Die Versicherungskammer Bayern rechnet aktuell mit mehr als 8 000 Schadenfällen. Die daraus resultierende Belastung wird mit rund 50 Mill. Euro beziffert, nachdem zu Wochenbeginn noch ein Wert von etwa 40 Mill. Euro genannt worden ist. Die Versicherungskammer mit Sitz in München ist Marktführer für Wohngebäudeversicherungen im Bundesland Bayern, das durch die Flut besonders stark getroffen wurde.