Provinzial Rheinland will sparen

Jede zehnte Stelle fällt weg - Festhalten an Klassik - Sanierungsfall in Lippe

Provinzial Rheinland will sparen

ak Düsseldorf – Die Provinzial Rheinland will sich mit dem Programm “Plan P” zukunftssicher aufstellen. Bis 2020 sollen Effizienzmaßnahmen die Kosten um jährlich 20 bis 25 Mill. Euro sinken lassen. Der Vorstand plant mit 150 bis 200 Vollzeitstellen weniger. Damit wird die Belegschaft um bis zu 10 % verkleinert, was der viertgrößte öffentliche Versicherer ohne betriebsbedingte Kündigungen schaffen möchte.Zweites großes Thema des Programms ist die Digitalisierung. Die Provinzial will ohne Berater auskommen und mit eigenen Leuten Ideen und Konzepte entwickeln. “Ich kann den großen Fintech-Hype derzeit nicht verstehen”, sagte der für IT zuständige stellvertretende Vorstandschef Patric Fedlmeier bei der Bilanzvorlage.Der Direktversicherer der Gruppe, die S-Direkt, an der die Provinzial die Mehrheit hält, sucht weiterhin nach zusätzlichen Gesellschaftern im öffentlichen Lager. Provinzial-Chef Walter Tesarczyk gab jedoch zu, dass einigen potenziellen Partnern die Führungsrolle der Rheinländer nicht gefalle. Die Provinzial in Düsseldorf will nicht unter 50 % gehen und die S-Direkt auch künftig konsolidieren. Bisher sind die öffentlichen Versicherer in Niedersachsen mit kleineren Paketen beteiligt, der Rheinische Sparkassen- und Giroverband hält 35 %. Die Versicherungskammer Bayern hatte Ende 2008 mit der Bavariadirekt einen eigenen Direktversicherer gegründet.In ihrem Brot-und-Butter-Geschäft im Rheinland und in Rheinland-Pfalz hat die Provinzial sich im vergangenen Jahr vor allem beim Ergebnisträger Schaden- und Unfallversicherung trotz einiger Großschäden – Stürme und der Brand bei Wiesenhof in Bayern – behaupten können und die Schaden-Kosten-Quote bei knapp 89 % stabil halten und den Markt deutlich schlagen können. Nach der Kündigungswelle einiger Konkurrenten in der Wohngebäudeversicherung, die marktweit seit Jahren defizitär ist, hat die Provinzial 2015 in dieser Sparte stark zugelegt und zahlreiche Verträge an Land gezogen. Ihre Schaden-Kosten-Quote liegt bei 85,6 (i.V. 95,0) %. In der Kfz-Versicherung, die gruppenweit mehr als ein Drittel des Kompositgeschäfts ausmacht, rechnet die Provinzial mit gebremstem Wachstum und stärkerem Preiswettbewerb. Tochter mit VerlustEin Sanierungsfall ist die Tochter Lippische Landesbrandkasse, die in der Vergangenheit nach Vorstandsangaben von den hohen Kapitalanlageerträgen profitiert hat und die Versicherungstechnik etwas außer Acht gelassen hat. Der Vorstand ist im vergangenen Jahr komplett ausgetauscht worden. Der Verlust der kleinen Tochter, die rund 100 Mill. Euro Beitragseinnahmen hat, belief sich 2015 auf 3,5 Mill. Euro.In der Lebensversicherung, in der die Provinzial 70 bis 80 % der Verträge über die Sparkassen verkauft, hält das Unternehmen weiter an klassischen Policen fest und verkauft auch uneingeschränkt Produkte mit 1,25 % Garantiezins weiter. Allerdings entwickelt die Provinzial die Klassik weiter, wie sich Vorstandsmitglied Guido Schaefers ausdrückte. So hat auch die Provinzial wie andere Versicherer Policen mit eingeschränkten Garantien im Angebot. Im vergangenen Jahr betrug der Anteil der ganz klassischen Verträge am Neugeschäft aber immer noch 60 % bei laufenden Beiträgen und 80 % bei Einmalbeiträgen.