DIE SPARKASSEN-FINANZGRUPPE ZIEHT BILANZ

Provisionen ersetzen Zinserträge

Sparkassen erzielen beachtliches Ergebnis - Der Ausblick ist allerdings verhalten

Provisionen ersetzen Zinserträge

Die Sparkassen haben – zumindest fast – geschafft, was die Bundesbank seit Jahren propagiert: mit höheren Provisionseinnahmen die schrumpfenden Zinserträge auszugleichen. Der oberste Sparkassenpräsident dämpft jedoch die Erwartungen. Eine Wiederholung sei unwahrscheinlich. fir Frankfurt – Die deutschen Sparkassen haben im vergangenen Jahr ungeachtet des Niedrigzinsumfeldes sowie regulatorischer Herausforderungen ein Betriebsergebnis vor Bewertung von 10,5 Mrd. Euro erzielt und damit 1 % mehr als im Jahr zuvor. Bemerkenswert ist, dass es den 390 Instituten gelungen ist, den abermaligen Schwund des Zinsüberschusses über Provisionen so gut wie wettzumachen (s. Grafik). Kostensenkungen und die Tatsache, dass keine nennenswerten Wertberichtigungen vorzunehmen waren, trugen das Ihre zu dem guten Ergebnis bei. Die Sparkassen hätten somit unter Beweis gestellt, dass sie in schwieriger Zeit rentabel wirtschaften könnten, sagte Helmut Schleweis in seiner ersten Bilanzpressekonferenz als Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV).Besonders deutlich stiegen die Provisionserlöse im Wertpapiergeschäft. Mit einem Zuwachs von 16,5 % hätten in diesem Marktsegment die Provisionserlöse die höchsten relativen Zuwächse erreicht. Die Bestrebungen, gemeinsam mit dem Verbundpartner DekaBank Kunden von der Bedeutung des Wertpapiersparens in Zeiten des Niedrig- bzw. Nullzinses zu überzeugen, waren demnach von Erfolg gekrönt. Naturgemäß sei zwar die DekaBank der bevorzugte Partner, um Kunden mit dem Wertpapiersparen vertraut zu machen, hieß es, doch gehe ein Drittel der Anlagen in Investmentfonds auch in Angebote anderer Fondsgesellschaften. Reserven aufgestocktSchleweis dämpfte jedoch Hoffnungen, die Kompensation des schwindenden Zins- durch den höheren Provisionsüberschuss mal eben wiederholen zu können: “Die Zinsüberschusse werden in den nächsten Jahren strukturell bedingt weiter sinken. Ich glaube aber nicht, dass sich das Provisionsergebnis in dem Maße wie bisher weiter steigern lässt.” Deshalb und angesichts eines wieder leicht zunehmenden Verwaltungsaufwands sei für das laufende Jahr ein rückläufiges operatives Ergebnis zu erwarten, sagte er. Auch der Abschreibungsbedarf auf Wertpapiere und Kredite werde etwas höher liegen als bislang. Um für die schlechteren Zeiten gewappnet zu sein, haben die Institute die Vorsorgereserven im vergangenen Jahr um 4,6 Mrd. Euro aufgestockt. “Ich halte das für unbedingt notwendig, denn wir leben in einer guten Konjunkturlage, und das muss nicht so bleiben”, bemerkte der Sparkassenpräsident. Zudem sei es erforderlich, die Provisionsüberschüsse – insbesondere im Wertpapiergeschäft – auszuweiten sowie die Kosten weiter zu senken. 2017 schrumpfte der Sachaufwand um 72 Mill. Euro, und die Personalkosten gingen um 71 Mill. Euro zurück. Die Sparkassen zählten dabei gut 8 500 Mitarbeiter weniger als 2016 – Vollzeit- wie Teilzeitkräfte. Dieser Stellenabbau sei ausschließlich über Fluktuation und Vorruhestandsregelungen vonstattengegangen, führte Schleweis aus.Einen neuen Höchststand erreichte der Gesamtbestand der Kundenkredite mit nunmehr 794 Mrd. Euro, ein Plus von gut 3 % gegenüber 2016 (s. Grafik). Dabei profitierten die Institute insbesondere vom Kreditgeschäft mit Unternehmenskunden, dessen Bestandsvolumen um 5,2 % auf fast 400 Mrd. Euro zulegte. Zwar nahm auch der Bestand von Krediten an Privatpersonen um 2,5 % zu, doch war das Neugeschäft leicht rückläufig. “Hier wirken sich erste Bremsspuren bei den privaten Wohnungsbaukrediten aus”, begründete Schleweis dies. Vor allem in den Ballungsräumen stiegen die Bau- und Immobilienpreise stark und verknappe sich das Angebot. “Wir erleben dort als Folge der ultralockeren Geldpolitik eine deutliche Inflation der Realwerte. Viele Normalverdiener und Familien mit Kindern können sich eine eigene Immobilie immer seltener leisten.”