Prudential gibt Amerika auf

Fokus auf Wachstumsmärkte in Asien und Afrika - Zwischendividende um mehr als die Hälfte gekürzt

Prudential gibt Amerika auf

Der US-Shareholder-Aktivist Dan Loeb hat Grund zum Feiern: Der Versicherer Prudential wird sich komplett von seinem US-Geschäft Jackson National Life trennen. Loeb hatte mit seinem Vehikel Third Point Druck in diese Richtung gemacht. Die Zentrale soll jedoch, anders als von Loeb gefordert, in London bleiben.hip London – Prudential wird sich komplett von ihrem US-Geschäft Jackson National Life trennen, um sich künftig auf die Wachstumsmärkte Asiens und Afrikas zu konzentrieren. Bei Bekanntgabe der Geschäftszahlen des abgelaufenen Jahres war lediglich die Rede davon gewesen, eine Minderheitsbeteiligung an die Börse zu bringen. Nun sollen dem für das erste Halbjahr 2021 geplanten Initial Public Offering weitere Platzierungen folgen, wenn die Marktbedingungen das zulassen. Ansonsten will CEO Mike Wells die ausgegliederte Sparte den Anteilseignern als separate Aktie ins Portfolio legen. Ihr Europageschäft lagerte Prudential bereits aus. Dabei übernahm Rothesay Life ein 12 Mrd. Pfund schweres Annuitätenpaket. Das Assetmanagement ist seitdem unter dem Namen M&G in London notiert.”Die Trennung und der Verkauf von Jackson würden Prudential in eine Gruppe verwandeln, die ausschließlich auf die strukturellen Chancen von Asien und Afrika zielt”, sagte Wells. Die Gruppe soll danach in London und Hongkong notiert sein – mit Zweitlistings in Singapur und den Vereinigten Staaten. Jackson werde dagegen nur in den USA notiert sein. Die Sparte konzentriert sich vor allem auf das Geschäft mit Annuitäten. Dabei handelt es sich um Verträge, in denen sich Versicherungsgesellschaften zur Auszahlung lebenslanger Renten gegen die Einzahlung des Pensionsvermögens angehender Rentner verpflichten. Die Vereinigten Staaten sind der größte Markt der Welt für Altersvorsorgeprodukte. Jedes Jahr gehen dort vier Millionen Menschen in den Ruhestand. Doch für die Diversifizierung ihres Angebots benötigt Jackson zusätzliche Mittel. Athene Holding stärkte die Kapitalposition der Sparte zuletzt mit 500 Mill. Dollar und erhielt dafür eine Beteiligung von 11,1 %. Jackson wurde durch die Transaktion mit 4,5 Mrd. Dollar bewertet. “Kein erkennbarer Nutzen”Der US-Shareholder-Aktivist Dan Loeb hatte Anfang des Jahres die Trennung des schnell wachsenden Asiengeschäfts vom US-Geschäft gefordert. Beide hätten ihre Stärken, es gebe aber “keinen erkennbaren Nutzen” dadurch, dass beide unter einem Schirm aus London betrieben würden. Third Point forderte auch die Schließung der Zentrale in der britischen Metropole. Pru Asia solle künftig aus Hongkong, Jackson National Life aus Michigan betrieben werden. Nach der Zerschlagung könne sich der Aktienkurs binnen drei Jahren verdoppeln, wenn das Unternehmen an den nunmehr eigenständigen Einheiten beteiligt bleibe. Zumindest was die Zentrale in London angeht, setzte sich Loeb nicht durch. Die Gruppe will trotz angestrebter Kostensenkungen, um der durch die Desinvestition verringerten Größe der Gruppe Rechnung zu tragen, “weiter an einer kosteneffizienten Präsenz in London festhalten, um unsere liquideste Primärmarkt-Notierung und unsere Beziehungen am Kapitalmarkt zu unterstützen sowie Zugang zur Tiefe und Qualität des dortigen Arbeitskräftepotenzials zu haben”, heißt es im Halbjahresbericht. Loeb schätzte die Kosten auf 200 Mill. Pfund pro Jahr und nannte die Präsenz in Großbritannien “redundant”.Um mehr in Asien und Afrika investieren zu können, will Wells unter einer “neuen” Dividendenpolitik die Ausschüttungen an die Anteilseigner um mehr als die Hälfte kürzen. Als Zwischendividende sollen 5,37 Cent je Aktie ausgekehrt werden. Unter der alten Dividendenpolitik wären es 12,28 Cent gewesen. Anleger hatten wiederholt darauf gedrungen, mehr in Asien zu investieren. Die Opposition gegen die Kürzung dürfte sich vor diesem Hintergrund in Grenzen halten.Covid-19 habe weltweit zu wirtschaftlichen Verwerfungen geführt, zu unterschiedlichen Zeiten und in unterschiedlichem Ausmaß auch in den Märkten von Prudential. “Das Ausmaß, in dem wir im verbleibenden Teil des Jahres betroffen sein werden, ist ungewiss”, heißt es im Ausblick des Versicherers. Die langfristigen strukturellen Chancen in Asien seien jedoch weiterhin klar erkennbar. In der zweiten Jahreshälfte werde “das wahrgenommene Niveau der Autonomie von Hongkong” die geopolitischen Spannungen beeinflussen. Eine wesentliche Quelle geopolitischer Risiken werde weiterhin das Verhältnis zwischen der Volksrepublik China und den USA mit ihren Verbündeten sein. Die langfristigen Auswirkungen der Pandemie seien noch nicht absehbar.